Die Curettage (Abrasio, Ausschabung)
In welchen Fällen muss nach einer Fehlgeburt eine Auskratzung (Curettage) durchgeführt werden?
Bei einer Fehlgeburt in den ersten Schwangerschaftswochen wird in der Regel der ganze Embryo mit der Plazenta ausgestossen. Die Ultraschalluntersuchung zeigt dann eine leere Gebärmutter, einen "vollständigen Abort". Eine Curettage ist in der Regel nicht notwendig. Anders sieht das bei einer Fehlgeburt in den folgenden Schwangerschaftswochen aus.
Warum muss eine Curettage durchgeführt werden?
Ab der 9. Schwangerschaftswoche etwa verläuft ein Spontanabort nicht mehr ganz so unkompliziert. Die Plazenta haftet fester an der Innenwand der Gebärmutter. Es bleiben daher häufiger Reste des Mutterkuchens oder auch des Embryos im Uterus ("unvollständiger Abort"). Das kann unmittelbar zu starken Blutungen führen, weil sich die Gebärmutterwand nicht gut zusammenziehen und rückbilden kann. Später können fieberhafte Infektionen, Vernarbungen, Wucherungen (Polypen) und schliesslich auch Unfruchtbarkeit resultieren.
Nach einer natürlichen Geburt ist in manchen Fällen ebenfalls eine Gebärmutterausschabung nötig, wenn sich die Plazenta nicht vollständig von der Innenwand der Gebärmutterhöhle gelöst hat (Placenta accreta oder unvollständige Lösung).
Wie wird die Ausschabung durchgeführt?
Eine Curettage (Kürettage, Kürette) ist kein grosser Eingriff und wird heute meist ambulant in gynäkologischen Abteilungen von Spitälern oder in Frauenarztpraxen durchgeführt. Die Patientin muss dafür nüchtern sein, sechs bis acht Stunden vor der Operation darf sie nichts gegessen sowie keine Medikamente eingenommen haben.
Der Begriff Ausschabung oder Auskratzung klingt weit schlimmer als es wirklich ist. Die Curettage dauert nur wenige Minuten, wird aber meist unter Vollnarkose durchgeführt. Der äussere Genitalbereich wird gesäubert und steril abgedeckt. Ein Spekulum wird in die Scheide eingeführt und der Muttermund wird geweitet. Die eigentliche Gebärmutterausschabung wird mit einer Kürette ausgeführt. Mit diesem löffelartigen, scharfkantigen oder stumpfen Instrument kann der Arzt/die Ärztin die Gebärmutterschleimhaut und weiteres Material aus dem Gebärmutterhals vorsichtig abtragen. Manchmal wird die Gebärmutterhöhle auch mittels einer Saugcurettage (Absaugung) geleert. Das Gewebe wird dann eventuell zur Untersuchung ins Labor geschickt. Nach der Ausschabung überprüft der Arzt per Ultraschall, ob das Gewebe vollständig abgetragen wurde. Eine Gebärmutterspiegelung (Hysteroskopie) kann zur Kontrolle angeschlossen werden.
Was muss man danach beachten?
Erst wenn die Patientin ganz wach und ihr Kreislauf stabil ist, darf sie nach Hause gehen. Es ist ratsam, sich abholen zu lassen oder ein Taxi nach Hause zu nehmen. Körperliche Schonung für ein paar Tage sollte selbstverständlich sein. Auch die Gebärmutter muss sich nach dem Eingriff erholen, die Wunde muss abheilen und die natürliche Schleimhaut muss sich wieder aufbauen. Ziehende Schmerzen im Becken, leichte Blutungen und bräunlicher Ausfluss sind bis zwei Wochen nach dem Eingriff normal. Da der Muttermund sich erst langsam wieder schliesst, besteht die Gefahr, dass Keime in die Gebärmutter eindringen und Infektionen verursachen können. Deshalb sollten Frauen nach der Abrasio zwei bis drei Wochen lang auf Vollbäder, Saunagänge, Schwimmen, Tampons und auch Geschlechtsverkehr verzichten.
Bei starken Schmerzen, Blutungen und Temperaturerhöhung müssen Sie Ihren Frauenarzt oder Ihre Frauenärztin informieren. Diese Symptome können Anzeichen für eine Verletzung des Gebärmutterkörpers, Infektionen oder zurückgebliebenes Gewebe sein. Je nachdem muss entweder mit Medikamenten oder einer erneuten Ausschabung behandelt werden.
Nach mehrmaligen Curettagen kann es zu Verwachsungen oder Verklebungen am Muttermund und in der Gebärmutterhöhle kommen. Daher ist rund einige Wochen nach einer Kürettage eine Gebärmutterspiegelung sinnvoll, v.a. wenn Kinderwunsch besteht. Sind Verklebungen vorhanden, können diese im Rahmen der Hysteroskopie frühzeitig gelöst werden.
Sobald die nach einer Curettage normalen Blutungen aufgehört haben, beginnt ein neuer Monatszyklus, der durchaus auch schon einen Eisprung enthalten kann. Mit der nächsten Schwangerschaft sollte man sich jedoch Zeit lassen - die psychische Verarbeitung braucht einige Wochen. Solange wird empfohlen, ein wirksames Verhütungsmittel einzusetzen.