Streptokokkeninfektion in der Schwangerschaft

Eine Ansteckung im Geburtskanal kann für Neugeborene lebensbedrohlich sein.

Schwangere hält sich den Bauch
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Für die Schwangere ist eine Streptokokkeninfektion nicht gefährlich, für das Kind unter Umständen schon.

Was sind Streptokokken?


Streptokokken der Gruppe A sind Bakterien, die sich vor allem im Nasen-Rachen-Raum nachweisen lassen und Erkrankungen wie Tonsillitis, Erysipel, Phlegmone und Grindflechte, aber auch Scharlach verursachen. Sie können auch im Genitalbereich vorkommen und waren früher für das Kindbettfieber verantwortlich, an dem bis vor 150 Jahren noch ein beträchtlicher Teil der Wöchnerinnen wegen schlechter hygienischer Verhältnisse in den Gebärsälen verstarb. 

Bei bis zu 35 Prozent aller Schwangeren finden sich Streptokokken der Gruppe B (GBS) im Genitalbereich, die in der Regel keinerlei Symptome verursachen. Erst während der Geburt kann es zu einer direkten Ansteckung des Kindes über die Scheide kommen. Meist verläuft diese aber auch harmlos und braucht nicht behandelt zu werden.  

Selten, aber lebensbedrohlich: Die Neugeborenensepsis


Wenige Neugeborene (zwischen 1 und 3 pro 1000) entwickeln allerdings eine GBS-Sepsis (Neugeborenensepsis). Die Erreger vermehren sich massiv im Blutkreislauf und verursachen schwere Infektionen (Lungenentzündung, Hirnhautentzündung). Wenn dann nicht rasch gehandelt wird, können Langzeitschäden wie Taubheit, Seh- und Intelligenzstörungen resultieren – schlimmstenfalls stirbt das Neugeborene. Deshalb ist eine GBS-Sepsis unbehandelt auch heute noch eine lebensbedrohliche Erkrankung, für die entsprechende Sicherheitsmassnahmen ergriffen werden sollten.

Prophylaxe durch Screening in der Schwangerschaft


Die Schweizerische Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (SGGG) empfiehlt ein generelles GBS-Screening in der 35. bis 37. Schwangerschaftswoche durch einen vaginalen Abstrich.

Bei einem positiven Ergebnis wird der Schwangeren während der Geburt ein Antibiotikum verabreicht. Dadurch kann die frühe Neugeborenensepsis um bis zu 85 Prozent reduziert werden. Auch wenn kein Abstrich gemacht wurde oder die Schwangere bereits ein Kind mit einer GBS-Sepsis hat, wird unter der Geburt antibiotisch behandelt.

Letzte Aktualisierung: 03.07.2024, BH