Mütterliches hCG unterstützt die Frühschwangerschaft
Aus der Forschung
Humanes Choriongonadotropin (hCG) ist auch als Schwangerschaftshormon bekannt und wird vom Embryo gebildet. Dies weisen die handelsüblichen Schwangerschaftstests schon frühzeitig nach. Neu ist - und dies zeigten nun Wissenschaftler der Universität Leipzig erstmals - dass jede gesunde Gebärmutterschleimhaut in der zweiten Zyklushälfte ebenfalls hCG freisetzt und damit schon die Einnistung des Embryos (Implantation) unterstützt.
Henry Alexander und Gerolf Zimmermann konnten beweisen, dass sich dieses neue hCG der Gebärmutterschleimhaut vom bekannten Schwangerschaftshormon hCG des Embryos unterscheidet. Das mütterliche hCG ist ein immunprotektives, zelldifferenzierendes und blutgefässbildendes Hormon, das in der Gebärmutter für den Erhalt der Schwangerschaft unerlässlich ist.
Die Höhe des mütterlichen hCG spiegelt den aktuellen immunologischen Schutz des ungeborenen Kindes wider und wirkt als eine Art Mantel gegen aggressive Immunzellen des mütterlichen Körpers, die gegen körperfremdes Gewebe wie einer Schwangerschaft gerichtet sind. Fällt das immunprotektive Hormon unter einen kritischen Wert, kommt es zur Abstossungsreaktion und die Geburt setzt ein. Die Bestimmung des mütterlichen hCGs kann somit helfen, Schwangerschaftsstörungen frühzeitiger zu erkennen und zu behandeln. Droht durch den hCG-Abfall eine Fehl- oder Frühgeburt, kann man Hormon zuführen und die Schwangerschaft erhalten.
Auch auf dem Gebiet der künstlichen Befruchtung spielt die Entdeckung eine entscheidende Rolle. "Dieser Biomarker ist dafür geeignet, die Implantationsfähigkeit der Gebärmutterschleimhaut zu bestimmen", erklärt der IVF-Spezialist Prof. Henry Alexander. "Nur wenn genügend mütterliches hCG vorhanden ist, hat die befruchtete Eizelle hohe Chancen auf eine erfolgreiche Einnistung." Vor dem Embryotransfer könnte man daher Zellen der Gebärmutterschleimhaut auf die Bildung des neuen hCG untersuchen und dann entscheiden, ob der Embryo eine gute Überlebenschance im Mutterleib hat. Auf diese Weise kann die Erfolgsrate bei der In-vitro Fertilisation erhöht werden.
Aus der Forschung: Alexander, H. et al.; Biology of Reproduction, doi: 10.1095/biolreprod.111.092429; 2012