Folsäuremangel in der Schwangerschaft
Was geschehen kann, wenn in der Schwangerschaft zu wenig Folsäure vorhanden ist.
Das B-Vitamin Folsäure (Vitamin B9) wird schon gleich nach der Befruchtung bei der Einnistung der Eizelle gebraucht, denn die Zellneubildung läuft ab jetzt auf Hochtouren.
Fehlentwicklungen durch Folsäuremangel
Folsäure wird beim Kind aber vor allem für die gesunde Entwicklung des Gehirns, des Rückenmarks und der Wirbelsäule benötigt. Diese Organe des Zentralen Nervensystems entstehen in den ersten Wochen der Embryonalentwicklung (zwischen dem 23. und 28. Tag nach der Befruchtung) aus dem sogenannten Neuralrohr. Folsäuremangel kann zu einem fehlerhaften Verschluss des Neuralrohrs führen, wie zum Beispiel bei der Spina bifida, dem offenen Rücken. Diese und weitere Fehlbildungen sind im Verlauf der Schwangerschaft nicht mehr zu reparieren. Unterschiedlich schwere Behinderungen, vor allem in Form von Lähmungen, können die Folge sein, abhängig davon, welche Teile der Wirbelsäule betroffen sind und wie gross der Defekt ist.
Spaltbildungen im Gesichtsbereich, zum Beispiel Lippen-Kiefer-Gaumenspalten, und angeborene Herzfehler kommen unter Vitamin B9-Mangel ebenfalls häufiger vor.
Folsäure-Prophylaxe vor der Schwangerschaft
In der Schweiz kommt eines von 1000 bis 3000 Neugeborenen mit einem Neuralrohrdefekt auf die Welt. Fachleute meinen, dass mindestens die Hälfte dieser Kinder mit der entsprechenden Folsäure-Prophylaxe gesund geboren werden könnte. Allerdings kann das alles nicht allein durch folsäurereiche Ernährung gelingen. Empfohlen wird vom BAG die Zufuhr von etwa 0,4 mg Folsäure pro Tag, beginnend einen Monat vor der Zeugung und mindestens bis zum Ende des ersten Schwangerschaftsdrittels. Die Folsäure kann als Einzelvitamin oder in Verbindung mit anderen Vitaminen und Mineralstoffen in einem speziell für die Schwangerschaft bestimmten Präparat eingenommen werden.
Übrigens tut auch der werdenden Mutter eine erhöhte Folsäurezufuhr gut, auch noch nach dem ersten Schwangerschaftsdrittel: Folsäure kann eine Blutarmut (Anämie) vermeiden und langfristig das Risiko für Darmkrebs und Bluthochdruck senken.
Bei der Dosierung mus beachtet werden, dass bestimmte Medikamente die Folsäureaufnahme hemmen. Dazu gehören Trimethoprim (in Kombination mit Sulfamethoxazol ein beliebtes Antibiotikum), Sulfasalazin (ein entzündungshemmendes Mittel bei der Behandlung von Morbus Crohn und Colitis ulcerosa) und das Immunsuppressivum Methotrexat. Ausserdem Antiepileptika wie Carbamazepin, Phenytoin, Lamotrigin, Primidon, Valproinsäure oder Phenobarbital sowie der Lipidsenker Cholestyramin.