Folsäure verhindert auch Lippen-Kiefer-Gaumenspalten

Aus der Forschung

Frau vor einem Gestell mit Produkten
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Folsäure kann in der Frühschwangerschaft nicht nur Neuralrohrdefekte verhindern. Eine Studie aus Norwegen deutet darauf hin, dass auch das Risiko von Spaltbildungen im Gesichtsschädel gesenkt werden könnte.

Norwegen gehört in Europa zu den Ländern mit der höchsten Rate von Entwicklungsstörungen im Gesichtsschädel. Die Wissenschaftler haben Interviews mit 572 Müttern durchgeführt, deren Kindern wegen der Spaltbildungen (z.B. einer Lippenspalte oder Lippen-Kiefer-Gaumenspalte) operiert wurden. Sie wurden nach ihren Ernährungsgewohnheiten und der Einnahme von Vitaminen in der Schwangerschaft befragt. Die Kontrollgruppe bildete eine gleich grosse Gruppe von Müttern mit Kindern ohne Spaltbildung.

Die statistische Auswertung ergab, dass die Einnahme von Folsäure (wenigstens 400 mikrogramm/Tag) das Risiko auf eine Spaltbildung um 39 Prozent senkt. Dies ist auch dann der Fall, wenn die Frauen sich gesund ernährt hatten: Auch wenn sie reichlich Obst und Gemüse oder andere Folsäure-haltige Nahrungsmittel verzehrt hatten, senkte die zusätzliche Folsäuregabe das Risiko um 25 Prozent.

Obwohl auch in Norwegen allen Frauen vor und während der Schwangerschaft zur Folsäuresubstitution geraten wird, hatte sie zwei Drittel der Schwangeren niemals durchgeführt. Der Studienleiter stellte fest, dass 22 Prozent aller Spaltbildungen im Gesichtsschädel vermeidbar wären, wenn alle Frauen Folsäure in der Frühschwangerschaft einnehmen würden. Im Prinzip gilt das sogar für alle Frauen im gebärfähigen Alter. Denn die Supplementierung ist nur in der Frühschwangerschaft sinnvoll, wenn viele Frauen ihre Schwangerschaft noch nicht bemerkt haben. In den USA und in Kanada wurde deshalb vor einigen Jahren die Anreicherung von Mehl mit Folsäure gesetzlich vorgeschrieben. In Europa fehlt dazu noch der politische Wille.

Aus der Forschung: BMJ; 2007: doi:10.1136/bmj.39079.618287.0B

Letzte Aktualisierung: 28.04.2021, BH