Die Lippen-, Kiefer- und Gaumenspalte

Die Lippen-, Kiefer- und Gaumenspalte (LKGS) tritt bei ungefähr einer von 500 bis 600 Geburten auf. Jungen sind etwas häufiger betroffen als Mädchen.

Was ist eine Lippen-, Kiefer- und Gaumenspalte?

Die Lippen-, Kiefer- und Gaumen-Spalte  ist eine angeborene Fehlbildung, bei der in der Frühschwangerschaft Teile des Gesichts unvollständige zusammenwachsen und zwischen Lippe, Kiefer und Gaumen ein Spalt entsteht.

Ursachen einer Lippen-, Kiefer- und Gaumenspalte

Die genauen Ursachen für eine Spaltenbildung sind nach wie vor nicht geklärt. Da die LKGS in Familien gehäuft auftreten kann, spielen genetische Faktoren eine Rolle. Es wird vermutet, dass auch folgende Einflüsse dafür verantwortlich sind, die vor allem in Kombination zu einer LKGS führen können:

• Folsäuremangel

• Rauchen, Alkohol- und Drogenkonsum

• Rötelninfektion 

• Belastung durch Strahlen, Gifte oder Medikamente 

• Sauerstoffmangel des Embryos

Formen der Lippen-, Kiefer und Gaumenspalte

Die Verbindungen von Nase, Lippen und Kiefer und diejenige des Gaumen entstehen unabhängig voneinander zu verschiedenen Zeitpunkten der Frühschwangerschaft. Aus diesem Grund kann es zu unterschiedlichen Formen der Spaltbildung kommen. 

• Lippenkerbe: Ein Teil der Oberlippe ist nicht ganz zusammengewachsen. Der Spalt verläuft nicht bis zur Nase.

• Lippenspalte: Zwischen Mund und Nase besteht ein Spalt in der Oberlippe. Diese Spalte kann beidseitig auftreten, sodass der mittlere Teil der Lippe isoliert ist.

• Lippen-Kieferspalte: Der Spalt verläuft von der Oberlippe bis zum Oberkiefer.

• Gaumenspalte: Diese Fehlbildung kann nur den harten, nur den weichen oder im schwersten Fall beide Gaumen in zwei Teile trennen. Mund und Nase sind nicht betroffen. Diese Form kann auch verdeckt auftreten und erst später diagnostiziert werden.

• Lippen-Kiefer-Gaumenspalte: Hier sind alle drei Bereiche betroffen.

Die Spalten können ein- oder beidseitig auftreten, die linke Seite ist etwas häufiger betroffen als die rechte.

Lippen-, Kiefer und Gaumenspalte im Ultraschall erkennen

Im zweiten Trimester, in der 20. bis 23. Schwangerschaftswoche, wird ein sogenanntes Organscreening durchgeführt. Dabei können Spaltbildungen der Regel erkannt werden. Lippen- und Lippen-Kiefer-Spalten sind dabei besser erkennbar als reine Gaumenspalten.

Folgen einer Lippen-, Kiefer und Gaumenspalte

Bei Fehlbildungen der Lippen, des Kiefers und des Gaumens sind Nahrungsaufnahme, Sprachbildung, Zahnstellung und das Aussehen betroffen. Ausserdem kann die unmittelbare Nähe zum Hals-, Nasen- Ohrenbereich Probleme verursachen:

• Durch den offenen Gaumen gelangt Nahrung in den Nasenraum

• Bei Kieferspaltungen kann es auch nach dem operativen Verschluss zu Fehlstellungen der Zähne kommen.

• Die Stimme wird im Hohlraum von Nase und Mund verstärkt. Bei Spaltbildungen sind diese Resonanzräume stark beeinträchtigt, was die Aussprache erschwert.

• Durch die Verbindung zwischen Nase und Mittelohr kann es bei Spaltbildungen häufiger zu Mittelohrentzündungen und deren Folgen kommen.

• Narben im Gesicht und die auffällige Aussprache sind für viele Kinder eine grosse Herausforderung.

Behandlung der Lippen-, Kiefer und Gaumenspalte

Wann und wie eine Operation der Spalte durchgeführt wird, ist unterschiedlich und von den Erfahrungen der spezialisierten Spalt- Zentren abhängig. Damit betroffene Kinder das normale Sprechen, Essen und Atmen lernen, sind die ersten Lebensjahre behandlungsintensiv. 

In die Behandlung von Kindern mit LKGS sind verschiedenste Fachbereiche involviert. Zu dieser interdisziplinären Zusammenarbeit gehören Kinderärztinnen, Gesichtschirurgen, Kieferorthopädinnen, Zahnärzte, Hals-Nasen-Ohren-Ärztinnen, Logopäden, Psychologinnen, Stillberaterinnen und Ernährungsberater.

Reine Lippenspalten können schon früh mit einer einmaligen Operation verschlossen werden. Ein Verschluss der Gaumenspalte erfolgt in vielen Zentren dann, wenn das Kind zu sprechen beginnt, da eine zu frühe Operation das Wachstum des Oberkiefers beeinträchtigen könnte. Bis dahin ermöglicht eine herausnehmbare Gaumenplatte das Essen und Trinken, die Atmung durch die Nase und eine normale Stellung der Zunge.

Ein operativer Verschluss der Kieferspalten wird in vielen Zentren erst dann durchgeführt, wenn der bleibende Eckzahn durchbricht.

Aus der Forschung