Das Corona-Virus und Kinder

Wie anfällig sind Kinder für das Coronavirus? Wie schwer verläuft ihre Erkrankung? Gibt es typische Symptome bei Kindern?

Krankes Kind liegt schlafend auf dem Sofa
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Beruhigende Nachrichten von der Corona-Front für Eltern: Kinder sind von uns allen am wenigsten gefährdet. Die Wahrscheinlichkeit für einen schweren Verlauf und Todesgefahr ist für Säuglinge und Kleinkinder nach den bisherigen Erfahrungen sehr gering.

Kinder infizieren sich genauso oft, aber erkranken seltener


Kinder bringen ständig alle möglichen ansteckenden Krankheiten aus der Schule oder dem Kindergarten nach Hause und trainieren so ihr Immunsystem. COVID-19 scheint aber ein Spezialfall zu sein. Kinder haben zwar genauso wenig Erfahrung mit diesem neuartigen Virus wie Erwachsene, ihr Immunsystem scheint aber besser damit zurechtzukommen, so dass sie seltener erkranken und keine oder leichtere Krankheitszeichen zeigen.

Mit dem vermehrten Anteil von Mutationen (Varianten) scheint sich jedoch der Anteil infizierter Kinder zu erhöhen. Entgegen einer anfänglichen Annahme sind Kinder genauso gefährdet wie Erwach­sene, sich mit SARS-CoV-2 zu infizieren. Die Infektionen dauern nach einer US-Studie (JAMA Pediatrics 2021; DOI: 10.1001/jamapediatrics.2021.4217) genauso lange wie bei Erwachsenen, auch wenn sie seltener mit Symptomen einhergehen. In der Hälfte der Familien kam es zu weiteren Infektio­nen.

Kinder erkranken weniger stark


Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat mehrfach betont, dass es bei Kindern im Vergleich zu Erwachsenen nur extrem selten zu schweren Verläufen oder Todesfällen komme, sie sind jedoch nicht ausgeschlossen.

Weltweit sind einzelne ungewöhnlich schwere Erkrankungsverläufe bei Corona-positiven Kindern festgestellt worden, das Pädiatrische Multisystemischen Inflammatorischen Syndrom (PIMS). Diese überschiessende Entzündungsreaktion kann bei Kindern mehrere Wochen nach einer Ansteckung mit dem Coronavirus auftreten und betrifft vor allem kleine Kinder. Die Kinder zeigen Symptome, die dem toxischen Schocksyndrom bzw. dem Kawasaki-Syndrom ähneln. Dazu zählen entzündete Blutgefässe, Bauchschmerzen, Herzmuskelentzündung, Krampfanfälle, Fieber, Bindehautentzündung, Rötung des Rachens und des Mundes, geschwollene Hände und Füsse, vergrösserte Lymphknoten am Hals und oftmals Hautausschlag. Was das PIMS auslöst, wissen Ärzte bis heute nicht. Seitdem die Omikron-Variante bei uns vorherrscht, ist das PIMS glücklicherweise extrem selten geworden (einmal unter 40.000 - 80.000 Fällen).

Kinder können auch an Long-Covid leiden, womit Auswirkungen der Virusinfektion über längere Zeit bezeichnet werden. Long-Covid kann selbst nach symptomfreien Covid-Erkrankungen auftreten. Erschöpfungszustände, Atembeschwerden, Konzentrations- und Schlafstörungen, aber auch depressive Verstimmungen, Krampfanfälle und Herzrhythmusstörungen können über Wochen bis Monate anhalten.   

Die typischen Symptome bei Kindern


In einer englischen Studie mit 300 Corona-positiven Kindern hatte ein Drittel gar keine Symptome. Ansonsten waren die häufigsten Symptome Müdigkeit (55 %), Kopfschmerzen (53 %), Fieber (49 %), Halsschmerzen (38 %), Appetitlosigkeit (35 %), verminderter Geruchs- und Geschmackssinn und juckende Hautausschläge (18%). Irische Forscher fanden ausserdem Bauchschmerzen, Übelkeit und Erbrechen und Durchfall als Zeichen für eine Ansteckung. Eine weitere grosse Studie stellte fest, dass Husten und Schnupfen kein klares Indiz für eine SARS-CoV-2-Infektion sind, da sie genauso häufig bei negativ getesteten Kindern auftraten.

Wie ansteckend sind Kinder?


Da Kinder in der Regel nur milde Symptome haben mit geringem Husten, verteilen sie die Viren weniger und sind daher auch weniger ansteckend. Das könnte sich mit der neuen Omikron-Variante aber deutlich ändern. Vorsichtshalber sollten Kinder mit Symptomen den Kontakt zu Risikopersonen meiden, d.h. Schwangere und Personen mit kritischen Vorerkrankungen, v.a. wenn diese im Seniorenalter sind. 

Möglicherweise sind Kinder auch nach Abklingen der Symptome noch länger infektiös: Forscher hatten fast zwei Wochen, nachdem die Kinder aufgrund von negativen Atemwegsabstrichen aus der Quarantäne entlassen wurden, in ihrem Stuhl noch Viren nachweisen können. Was jedoch nicht unbedingt auch ein Übertragungsrisiko darstellt, denn ob die Viren im Stuhl noch infektiös sind, wurde bislang nicht nachgewiesen.

Hilfreicher Online-Fragebogen vom Inselspital Bern: Beantworten Sie auf coronabambini.ch Fragen zum Gesundheitszustand Ihres Kindes. Am Ende erhalten Sie Empfehlungen, ob Ihr Kind zu Hause bleiben soll und ob ein Test nötig ist.

Wie kann man sein Kind schützen?


Kindsgi-Kinder sind nicht sehr zuverlässig darin, die Empfehlungen bezüglich des Niesens in die Armbeuge oder des Abstandhaltens einzuhalten. Umso wichtiger ist gründliches Händewaschen - auch bei Kindern der effektivste Schutz gegen Schmierinfektionen. Desinfektionsmittel werden von Hygiene-Fachleuten bei Kindern eher abgelehnt, weil sie die zarte Haut zu sehr angreifen. Papiertaschentücher sollten nur einmal benutzt werden.

Zusätzlich kann man sein Kind durch Spielen an der frischen Luft und Sonne bzw. Tageslicht sowie vitaminreicher Kost mit viel Obst und Gemüse wie gegen alle anderen grippalen Virusinfektionen auch gegen die Corona-Infektion wappnen.

Um Ihr Baby zu schützen, halten Sie möglichst Abstand von Kindern und von Menschen mit Erkältungssymptomen. Nuggi und Schoppenflaschen sollten Sie täglich waschen, auskochen oder im Vaporisator sterilisieren. Der Geschirrspüler wäscht nicht heiss genug und beschädigt durch den aggressiven Reiniger das Material. Wenn der Schnuller auf den Boden gefallen ist, sollten Sie darauf verzichten, ihn abzulecken. Erstens besteht eine erhöhte Kariesgefahr und mögliche Infektionskrankheiten könnten so übertragen werden.

Kann ich mein Kind gegen das Coronavirus impfen lassen?


In der Schweiz hat die Eidgenössische Kommission für Impffragen und das BAG im Juni 2021 eine Impfempfehlung für Jugendliche zwischen 12 und 15 Jahren ausgesprochen. Die Empfehlung für 5 - 11Jährige folgte im Dezember 2021. Nach sorgfältiger Bewertung neuer wissenschaftlicher Beobachtungen und Daten bestehe die Einschätzung, "dass nach gegenwärtigem Wissensstand die Vorteile der Impfung gegenüber dem Risiko von sehr seltenen Impfnebenwirkungen überwiegen."

Zusätzlich sind für Kinder die Impfungen gegen Keuchhusten und Pneumokokken wichtig. Obwohl sie nicht direkt vor einer Coronavirusinfektion schützen, ist ein geschwächtes Kind, das unter Umständen schon eine Lungeninfektion hatte, sehr viel gefährdeter für einen schweren Verlauf der Virusinfektion. Die Grippeimpfung (gegen Influenza) ist dagegen nur für Kinder mit chronischen Erkrankungen (z.B. Asthma oder Diabetes) angebracht.

Ab 10.10.2022: Neue Corona-Impfempfehlung

Die neue Empfehlung für noch Ungeimpfte:

  • Kinder unter 5 Jahren: keine Impfempfehlung,
  • Kinder von 5 bis 11 Jahren: Impfempfehlung nur bei chronischer Krankheit,
  • Kinder und Jugendliche ab 12 Jahren: Allgemeine Impfempfehlung, vor allem bei chronischer Krankheit und Wohnen in Gemeinschaftseinrichtung,
  • Frauen mit Kinderwunsch und Stillende: Allgemeine Impfempfehlung,
  • Schwangere Impfempfehlung ab 12 Schwangerschaftswochen.

Empfehlungen für schon Geimpfte und Genesene:

  • Einmalige Auffrischimpfung 4 Monate nach der letzten Impfung/ Infektion.   

Wo und wann Sie sich beraten und gratis impfen lassen können, erfahren Sie auf der Website Ihres Kantons oder bei der Nationalen Infoline Coronavirus (MO - FR 8 bis 18 Uhr): +41 58 463 00 00.


Kann ich meinem Kind trotz der Corona-Pandemie die geplanten Impfungen geben lassen?


Manche Eltern befürchten, dass ihr Kind jetzt durch eine Impfung zusätzlich geschwächt und somit anfälliger für eine Coronavirus-Infektion wird. Diese Sorge ist unbegründet. Auch während der Coronavirus-Pandemie gelten die ganz normalen Impfempfehlungen nach dem aktuellen Impfplan. Laut Experten gibt es keine Hinweise darauf, dass die Auseinandersetzung des Immunsystems mit dem neuartigen Coronavirus SARS-CoV-2 durch eine in zeitlicher Nähe verabreichte Impfung beeinflusst würde.

Man kann sogar davon ausgehen, dass zurzeit ein umfassender, altersgerechter Impfschutz des Kindes besonders wichtig ist. Denn durch die Impfungen wird das Kind gegen Infektionen geschützt, die es in der Pandemiezeit zusätzlich gefährden würden. Sowohl bei Masern als auch bei Windpocken kann beispielsweise eine Lungenentzündung als Komplikation vorkommen. Auch tragen die Impfungen generell dazu bei, einen guten allgemeinen Gesundheitszustand in der Bevölkerung zu erhalten. Unser Gesundheitssystem, das durch die SARS-CoV-2-Infektionen sehr stark beansprucht ist, wird dann nicht auch noch durch vermeidbare Infektionskrankheiten belastet. Und nach der Pandemie würden sonst Infektionen, vor denen man sich mit Impfungen hätte schützen können, wieder deutlich ansteigen.

Davon abgesehen gilt natürlich, dass Impfungen zu verschieben sind, wenn das Kind eine akute, behandlungsbedürftige Erkrankung mit Fieber hat. Etwa zwei Wochen später kann die Impfung dann nachgeholt werden.

Die Sorge, Ihr Kind könne sich in der Praxis mit SARS-CoV-2 anstecken, ist nicht gerechtfertigt. Die Abläufe in der Kinderarztpraxis werden so organisiert, dass eine eventuelle Übertragung vermieden wird. Sprechen Sie am besten vor dem Impftermin das Vorgehen telefonisch ab.

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