10 Fragen zur Corona-Impfung bei Kindern

Impfung mit eventuellen Nebenwirkungen oder keine Impfung mit eventuellem schwerem Verlauf und Long-Covid? Hier sind die wichtigsten Fragen und Antworten, um Eltern die Entscheidung zu erleichtern.

Mädchen mit Pflaster nach Impfung, Mutter und Ärztin mit Maske
©
GettyImages

Seit Januar 2022 wird in der Schweiz eine Corona-Impfung für Kinder von 5 bis 11 Jahren angeboten. Viele Eltern sind froh, ihre Kinder mit einer Impfung vor schweren Verläufen, Langzeitfolgen und Einschränkungen im sozialen Leben schützen zu können. Aber nicht wenige Eltern fragen sich auch, ob die Impfung in dieser Altersgruppe wirklich sinnvoll ist. Kinder erkranken selten schwer an Covid-19, konnten aber durch ihre hohe Infektionsrate vielfach schon selbst Antikörper gegen das Coronavirus aufbauen. Und gibt es nicht auch Risiken durch die Impfung bzw. den Impfstoff?

Wann, wo und wie läuft es mit den Coronaimpfungen von Kindern ab?


Für die Impfung von Kindern im Alter von 5-11 Jahren kommt ausschliesslich die von Swissmedic zugelassene Kinder-Formulierung von Comirnaty® (Biontech/Pfizer) zur Anwendung. Kinderformulierung heisst: Der Impfstoff ist derselbe wie für Erwachsene, nur die Dosis ist geringer. 10 Mikrogramm statt 30 Mikrogramm reicht bei Kindern für einen guten Impfschutz aus. Es wird zweimal im Abstand von 28 Tagen geimpft. Ob eine dritte Dosis notwendig sein wird, ist z. Zt. in der Diskussion. Kinder und Jugendliche ab 12 Jahren werden wie Erwachsene geimpft. Die Covid-Impfung ist für Kinder (und Erwachsene) kostenlos.

Die Anmeldung erfolgt telefonisch bei speziell für die Kinderimpfung bezeichneten Stellen oder online bei den kantonalen Impfzentren. Dort wird auch das Zertifikat ausgestellt. 

Ab 10.10.2022: Neue Corona-Impfempfehlung

Die neue Empfehlung für noch Ungeimpfte:

  • Kinder unter 5 Jahren: keine Impfempfehlung,
  • Kinder von 5 bis 11 Jahren: Impfempfehlung nur bei chronischer Krankheit,
  • Kinder und Jugendliche ab 12 Jahren: Allgemeine Impfempfehlung, vor allem bei chronischer Krankheit und Wohnen in Gemeinschaftseinrichtung,
  • Frauen mit Kinderwunsch und Stillende: Allgemeine Impfempfehlung,
  • Schwangere Impfempfehlung ab 12 Schwangerschaftswochen.

Empfehlungen für schon Geimpfte und Genesene:

  • Einmalige Auffrischimpfung 4 Monate nach der letzten Impfung/ Infektion.   

Wo und wann Sie sich beraten und gratis impfen lassen können, erfahren Sie auf der Website Ihres Kantons oder bei der Nationalen Infoline Coronavirus (MO - FR 8 bis 18 Uhr): +41 58 463 00 00.

Was spricht für die Impfung der Fünf- bis Elfjährigen?


  • Die Impfstoffe schützen sehr gut gegen die noch dominante Delta-Variante und bieten auch einen gewissen Schutz vor der Omikron-Variante. Das ist in jedem Fall besser, als keinen Schutz zu haben. 

  • Jede Impfung schützt auch andere. Viele Kinder haben Kontakt zu Menschen, die nicht geimpft werden können oder trotz Impfung schwer erkranken könnten, – insbesondere Schwangere, Alte und Immungeschwächte. Eine breite Impfung der jüngeren Altersgruppen kann dazu beitragen, die Pandemie in den Griff zu kriegen. 

  • Auch wenn Kinder und Jugendliche nur in seltenen Fällen schwer an Covid-19 erkranken und noch seltener versterben, sind schwere Folgen bekannt, wie zum Beispiel das PIMS-Syndrom (Pediatric Inflammatory Multisystem Syndrome - eine schwere entzündliche Krankheit etwa vier bis sechs Wochen nach einer Infektion, die den ganzen Körper erfasst). Oder Long-Covid, das selbst nach symptomfreien Covid-Erkrankungen auftreten kann. Erschöpfungszustände, Atembeschwerden, Konzentrations- und Schlafstörungen, aber auch depressive Verstimmungen, Krampfanfälle und Herzrhythmusstörungen können über Wochen bis Monate anhalten. 

  • Geimpfte Kinder müssen nach engem Kontakt mit einer positiv getesteten Person nicht sofort in Quarantäne. Das bedeutet, dass nicht auch noch ein Elternteil als Betreuungsperson zu Hause bleiben muss. Zudem vermindert jeder geimpfte Schüler das Risiko, sich selbst und andere anzustecken – und trägt so dazu bei, dass möglichst wenig Schulunterricht ausfällt.

Was spricht gegen die Impfung der Fünf- bis Elfjährigen?


  • Ist die Impfung überhaupt nötig? Experten sind sich einig, dass sich fast jedes ungeimpfte Kind früher oder später mit der hochansteckenden Delta-Variante und der noch ansteckenderen neuen Omikron-Variante infizieren wird. Das Risiko für einen schweren Verlauf für ein eigentlich gesundes Kind ist dabei vernachlässigbar. Es wird nur wenige Kinder geben, die hospitalisiert werden müssen, Intensivbehandlungen sind noch seltener nötig.

Für welche Kinder ist die Impfung besonders wichtig?


Bei einigen Kindern überwiegt der Nutzen der Impfung eindeutig, denn bei einer Erkrankung hätten sie ein wesentlich höheres Risiko für einen schweren Verlauf.

  • Kinder, die aufgrund einer chronischen Erkrankung bereits stark gesundheitlich belastet sind, z. B. mit einer schweren neuro-muskulären Erkrankung, einer Trisomie 21, einem angeborenen Immundefekt oder einer Krebserkrankung, einem schlecht eingestellten Diabetes, chronischer Nierenschwäche, einem zyanotischen Herzfehler und Lungenleiden mit eingeschränkter Lungenfunktion, wie bei einem schweren oder unkontrollierten Asthma. Viele Kinderärzte zählen auch stark übergewichtige Kinder dazu.

Hinzu kommen Kinder, die engen Kontakt (= Haushaltsmitglieder) haben zu Personen, die sich z. B. wegen einer Immunschwäche nicht selbst impfen lassen können oder die vermutlich keinen ausreichenden Impfschutz aufbauen. Dazu zählen auch Schwangere im ersten Trimenon.

Welche Impfreaktionen gibt es bei Kindern?


Die Impfung aktiviert das Immunsystem, das bei Kindern viel schneller und besser reagiert als bei älteren Menschen. Verstärkte Impfreaktionen kurz nach der Impfung zeigen, dass die Aktivierung funktioniert, sind also ganz normal, wenn auch mitunter unangenehm.

  • Schmerzen, Schwellungen und Rötungen an der Einstichstelle 

  • Schwellung und Schmerzen an den Lymphknoten 

  • Kopfschmerzen 

  • Abgeschlagenheit 

  • Muskelschmerzen und Gelenkschmerzen 

  • Schüttelfrost und Fieber 

  • Übelkeit und Erbrechen

Alles, was später als nach zwei Monaten auftritt, ist nur sehr selten mit der Impfung zu erklären.

Welche Impfnebenwirkungen hat man bisher gesehen?


Gemäss Swissmedic erleben Kinder weniger Nebenwirkungen als Jugendliche und Erwachsene. Allein in den USA sind in dieser Altersgruppe mehr als 7 Millionen Kinder geimpft worden.

Darunter hat man acht Fälle einer Herzentzündung bei (v. a. männlichen) Kindern im Alter von fünf bis elf Jahren festgestellt (Stand 17.12.21). Eine Herzmuskelentzündung aufgrund der Impfung heilt aber meist unkompliziert ab. Zudem kann auch eine Covid-19-Erkrankung eine Herzmuskelentzündung auslösen.

Andere Nebenwirkungen, wie Thrombosen oder neurologische Störungen, sind bisher nicht aufgefallen.

Weitere Informationen zu Nebenwirkungen finden Sie auf der Homepage des BAG.

Sollten auch genesene Kinder geimpft werden?


Genesenen Kindern kann mindestens vier Wochen nach der bestätigten Infektion eine einzelne Impfdosis (10 μg) anstelle der üblichen zwei gegeben werden. Das gilt aber nur, wenn sie zur Risikogruppe mit Vorerkrankungen oder mit engem Kontakt zu Risikopersonen gehören.

Sollte man nicht besser auf einen speziellen Omikron-Impfstoff warten?


Impfstoffhersteller arbeiten an Vakzinen speziell gegen die Omikron-Variante, weil die bisherigen Impfstoffe wahrscheinlich nicht so effektiv gegen Omikron schützen können. Ein relativ guter Schutz vor schweren Verläufen wird aber angenommen.

Die Neuentwicklung des Impfstoffs kann noch eine Weile dauern, muss durch ein Zulassungsverfahren gehen und das Vakzin wird dann auch nicht gleich in grosser Menge zur Verfügung stehen. Eltern, die ihr Kind schützen wollen, sollten die Impfung so bald wie möglich durchführen lassen.

Wie lange sollte der Abstand zu weiteren Impfungen sein?


Für die Verwendung bei Kindern kommt in der Schweiz und Deutschland derzeit nur der mRNA-Impfstoff von Biontech/Pfizer infrage. Er enthält keine Erreger und kann daher mit anderen Totimpfstoffen kombiniert werden, z. B. gegen Tetanus, Diphtherie und HPV.

Gleichzeitig mit Lebendimpfstoffen, die vermehrungsfähige Viren enthalten, sollte eine Coronaimpfung dagegen nicht erfolgen. Hier ist ein Impfabstand von wenigstens 14 Tagen notwendig. Zu den Lebendimpfstoffen zählen die Vakzine gegen Masern, Mumps, Windpocken oder Röteln.

Dürfen Kinder über ihre Corona-Impfung selber entscheiden?


Theoretisch dürfen die Eltern bzw. Erziehungsberechtigten entscheiden, ob ein minderjähriges Kind geimpft werden soll oder nicht. Grundsätzlich sollten die Eltern das Kind aber bei der Entscheidungsfindung mit einbeziehen und seine Meinung respektieren, so die UN-Kinderrechtskonvention, zu deren Einhaltung sich auch die Schweiz verpflichtet hat. Ist ein Kind bereits urteilsfähig, was vor allem Jugendliche zwischen vierzehn und sechzehn Jahren betrifft, kann es sich auch über den Kopf der Eltern hinweg für oder gegen eine Impfung entscheiden.

Im Zweifelsfall – also, wenn sich Kinder und Eltern oder Eltern untereinander nicht einig werden, – muss im Interesse des Kindeswohls das Gericht oder die Kindesschutzbehörde entscheiden. Von einer Gefährdung des Kindeswohls ist unter anderem dann auszugehen, wenn die ernstliche Möglichkeit einer körperlichen Beeinträchtigung des Kindes besteht. Richtschnur ist dabei die Empfehlung des BAG als fachkompetente eidgenössische Behörde.

Newsticker zum Thema

kurz&bündig
8/23/2024
Schulkind liegt zusammengekrümmt im Bett und hält sich den schmerzenden Bauch

Long Covid: unterschiedliche Symptome bei Kindern und Teenagern

Ein Forschungsteam der New Yorker Columbia University hat analysiert, wie sich Long Covid bei Kindern und Jugendlichen …
kurz&bündig
2/12/2022
Mädchen bekommt eine Impfung

Nebenwirkungen der Corona-Impfung bei Kindern

Mitte Dezember 2021 starteten die Covid-19-Impfungen für Kinder zwischen fünf und elf Jahren in Deutschland, in der …
Letzte Aktualisierung: 10.01.2022, BH