Stillen als Empfängnisschutz?

Regelmässiges Stillen bietet zwar einen gewissen Schutz vor einer erneuten Schwangerschaft, als zuverlässige Verhütungsmethode taugt es aber nicht.

Mutter stillt Baby im Bett

Die wenigsten Paare wünschen sich gleich nach der Geburt eines Babys sofort noch ein Kind. Einmal abgesehen von den körperlichen Strapazen, die Schwangerschaft, Geburt und Stillzeit bedeuten, bringt so ein kleines neues Familienmitglied doch eine Menge „Turbulenzen“ mit sich, die man erst einmal bewältigen muss.

Noch bei unseren Grossmüttern galt Stillen als etablierte Verhütungsmethode, später wurde sie in das Reich der "Ammenmärchen" verbannt. Die Wahrheit liegt wahrscheinlich irgendwo zwischen diesen Extremen. Denn Stillen bietet zumindest eine gewisse Sicherheit vor einer zu kurzen Schwangerschaftsfolge, ist aber lange nicht so zuverlässig wie heutige moderne Verhütungsmethoden.

Kein Eisprung während der Stillzeit?


Während der Stillzeit bleibt die Regelblutung meist bis nach dem Abstillen aus, da das während der Stillzeit freigesetzte Hormon Prolaktin, das an der Milchproduktion beteiligt ist, den Eisprung hemmt. Stillende Frauen haben deshalb erst etwa vier bis acht Monate nach der Geburt des Kindes wieder eine Monatsblutung. Neuere Untersuchungen haben ergeben, dass bei 5% aller stillenden Frauen die Ovulation nach sechs Wochen, bei 25% nach zwölf Wochen und bei 65% aller Stillenden nach 24 Wochen stattfindet. Wann genau es wieder zu einem Eisprung und damit zur Möglichkeit einer Befruchtung kommt, lässt sich aber nicht eindeutig vorhersagen.

Bei stillenden Frauen ist also eine erneute Schwangerschaft kurz nach der Geburt zwar nicht ausgeschlossen, aber doch sehr selten. Laut einer Studie der Weltgesundheitsorganisation (WHO) gilt: Beim Stillen unter idealen Bedingungen kommt es zu einer Schwangerschaft pro 200 stillende Mütter. Dann ist Stillen als Verhütungsmittel in den allerersten Wochen nach der Geburt fast genauso zuverlässig wie herkömmliche Methoden, zum Beispiel ein Kondom, das Diaphragma und die Spirale. Die idealen Bedingungen sind:

  • Das Kind wird ausschliesslich gestillt – ohne Zusatzmilch, Wasser oder Tee.

  • Die Pausen zwischen den Stillmahlzeiten betragen nicht mehr als vier Stunden, nachts nicht mehr als sechs Stunden.

  • Das Baby stillt sein Saugbedürfnis ausschliesslich an der Brust, es nimmt keinen Beruhigungssauger (Nuggi).

  • Es ist noch keine Periodenblutung eingetreten.

  • Das Kind ist nicht älter als 6 Monate.

Bei weniger idealen Bedingungen (Zufütterung, Kind älter als 6 Monate) muss mit zwei Schwangerschaften pro 100 stillende Mütter gerechnet werden.

Oft ist es aber schwierig zu beurteilen, ob die Blutung eine normale Regelblutung ist, oder noch mit dem Wochenbettfluss zusammenhängt. 

Wenn Sie nicht stillen, können Sie jederzeit wieder schwanger werden, selbst wenn Sie noch keine Periode hatten. Ihr Menstruationszyklus beginnt nämlich während der ersten Wochen und Monate nach der Geburt oftmals mit einem Eisprung und nicht mit einer Regelblutung. Eine Empfängnis ist also nicht ausgeschlossen.

Häufige Fragen zum Thema

Stillen ist als Methode zur Empfängnisverhütung zu 98% zuverlässig, wenn folgende Punkte beachtet werden: Daraus ergibt sich: Je länger man stillt und je weniger Mahlzeiten das Baby bekommt, umso grösser wird das Risiko (oder in Ihrem Fall die Wahrscheinlichkeit), wieder schwanger zu werden. Ob …
Die Brust ist kein Reservoir für Milch, sondern eine Produktionsstätte. Das bedeutet, dass Sie Ihr Baby schon kurze Zeit nach dem letzten Stillen erneut anlegen können und die Brust Milch produziert. Aus diesem Grund können auch Zwillingsmütter und Ammen, die ihr eigenes und gleichzeitig noch ein …

Aus der Forschung


Letzte Aktualisierung: 08.01.2021, BH