Toxoplasmose in der Schwangerschaft
Gefährlich für werdende Mütter und ihr ungeborenes Baby: Wie man einer Ansteckung vorbeugen kann
Das wissen heute alle Schwangeren: Rohes Fleisch (z.B. Tartare oder blutige Steaks) wird neun Monate lang vom Speiseplan gestrichen. Und das Katzenklo sollte vom werdenden Vater gereinigt werden. Aber warum? Und wie gefährlich ist die Krankheit, die dahinter steckt?
Wie häufig ist die Toxoplasmose?
Eine Ansteckung mit Toxoplasmose des Kindes während einer Schwangerschaft oder Geburt betrifft heute lediglich noch 1 Kind auf 2300 Lebendgeburten, ernste Folgen hat diese Infektion sogar nur gerade bei einem Kind auf 14'000 Lebendgeburten. Maximal erleiden in der Schweiz von den jährlich 73'000 Schwangeren höchstens 130 eine akute Toxoplasmose in der Schwangerschaft.
Wie kann man sich mit Toxoplasmose anstecken?
Die Toxoplasmose wird durch einen Parasiten namens Toxoplasma gondii verursacht, der nach einer Infektion lebenslang im Organismus bleibt und eine Neuinfektion verhindert. Die Toxoplasmose-Erreger werden in erster Linie durch rohes, nicht durchgegartes Fleisch übertragen. Auch in der Erde und im Garten können sich Toxoplasmoseparasiten befinden, deshalb sollten Gemüse und Obst stets gut gereinigt werden. Über Kontakt mit Katzenkot kann der Erreger ebenfalls zum Menschen gelangen.
Woran merke ich, ob ich mich mit Toxoplasmose angesteckt habe?
Normalerweise verläuft eine Toxoplasmose für die Schwangere selbst weitgehend beschwerdefrei. Symptome treten oft nur in leichter Form auf und ähneln denen einer Grippe, einschliesslich Fieber und Lymphknotenschwellung, vor allem im Halsbereich. Seltener kommt es zu Durchfällen. Die Inkubationszeit beträgt ein bis drei Wochen. Auf jeden Falle sollten Sie Ihren Frauenarzt, Ihre Frauenärztin sofort benachrichtigen, wenn Sie sich krank fühlen.
Besteht der Verdacht, dass sich eine Schwangere frisch infiziert hat, wird sie mit einem Antibiotikum behandelt um das Risiko einer Ansteckung des Kindes bzw. einer Organschädigung zu senken. Die Behandlung dauert mindestens vier Wochen, kann aber weder eine Übertragung auf das Kind noch Symptome beim Kind vollständig verhindern. In regelmässigen Abständen sollten Ultraschalluntersuchungen zur Kontrolle durchgeführt werden. Glücklicherweise ist es heutzutage nicht mehr nötig, die Schwangerschaft abzubrechen, wenn die Mutter mit Toxoplasmose infiziert ist, solange eine Infektion des Kindes nicht durch spezialisierte Untersuchungen eindeutig nachgewiesen ist.
Man schätzt, dass etwa jeder dritte Erwachsene, schon einmal eine Toxoplasmose durchgemacht hat, also immun ist. Das gilt besonders für Katzenhalter. Es besteht aber die Möglichkeit, sicherheitshalber eine Antikörper-Untersuchung an Ihrem Blut zu machen, um herauszufinden ob auch Sie bereits eine Immunität und damit einen sicheren Schutz gegen eine Neuinfektion besitzen. Ebenso könnte im Blut festgestellt werden, ob Sie gerade an einer akuten Toxoplasmose leiden. Falls Sie immun gegen Toxoplasmose sind, brauchen Sie z.B. im Umgang mit Katzen keine Vorsichtsmassnahmen zu beachten. Anders sieht es bei rohem Fleisch aus: Das ist weiterhin gefährlich, denn es kann nicht nur Toxoplasmose-Erreger, sondern auch Salmonellen enthalten.
Was kann meinem ungeborenen Kind passieren, wenn ich mich mit Toxoplasmose angesteckt habe?
Bei einer Ansteckung innerhalb der ersten drei Monate besteht nur eine relativ geringe Gefahr, dass die Toxoplasmose-Parasiten das Ungeborene erreichen (ca. 15%), aber wenn, sind die Folgen für das Kind sehr schwerwiegend. Es kann zu Organschädigungen beim Kind oder zu einer Fehlgeburt kommen.
Zum Ende der Schwangerschaft hin steigt die Wahrscheinlichkeit für eine Übertragung eines mütterlichen Infektes auf das Kind auf bis zu 70% an. Die Folgen sind dann aber weniger schwer und können häufig nach der Geburt erfolgreich behandelt werden.
Toxoplasmose-Screening: Ja oder Nein?
Unter Fachleuten setzt sich aber immer mehr die Ansicht durch, dass das Toxoplasmose-Screening mehr Schaden als Nutzen bringt. Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) hat im Jahr 2008 mit einer Expertengruppe seine Strategie zur Eindämmung der angeborenen Toxoplasmose in der Schweiz überarbeitet. Es empfiehlt, auf die routinemässige Blutuntersuchung zu verzichten und die Vorsorgemassnahmen zu verstärken. So sollen schwangere Frauen insbesondere auf den Genuss von rohem oder ungenügend gekochtem/gebratenem (blutigem) Fleisch verzichten, um die Ansteckungswahrscheinlichkeit mit dem Parasiten zu reduzieren.
Anders als in Österreich, Frankreich und Italien ist der Toxoplasmose-Test in der Schweiz nicht obligatorisch, wird aber von vielen Frauenärzten empfohlen. Diese Untersuchung müssen Sie selbst bezahlen. Kommt als Ergebnis dieser Untersuchung jedenfalls heraus, dass Sie keine Antikörper im Blut haben, sind bestimmte Vorsichtsmassnahmen für Sie besonders wichtig. Ihr Antikörpertest muss dann auch zwischen der 16. und 32. SSW etwa alle vier Wochen wiederholt werden, um eine frische Infektion rechtzeitig zu entdecken.
Besitzen Sie Antikörper, ist zu unterscheiden, ob es alte oder neue sind. Alte Antikörper resultieren aus einer zurückliegenden Infektion, d.h. Sie sind immun und können auch Ihr Baby nicht anstecken. Frische Antikörper resultieren aus einer soeben erst erfolgten Erst-Infektion, d.h. Ihr Baby ist möglicherweise gefährdet (s.o.).
Neuere Erhebungen zeigen zudem, dass die Häufigkeit der angeborenen Toxoplasmose in der Schweiz – auch dank bewusster Vorsorgemassnahmen der Schwangeren - stark zurückgegangen ist, auf etwa vier betroffene Kinder pro Jahr.