Vorzeitiger Blasensprung in der Schwangerschaft
Platzt die Fruchtblase zu früh, kann es zu einer Frühgeburt kommen. Wie Sie das bemerken und was dann zu tun ist.
Der Blasensprung, also das Platzen der Fruchtblase, ereignet sich normalerweise erst kurz vor oder unter der Geburt. Das muss man sich aber nicht wie das Platzen eines Luftballons vorstellen, vielmehr wie ein kleines Loch oder ein Riss in einer Plastiktüte. Manchmal muss die Fruchtblase sogar künstlich durch Anritzen während der Geburt eröffnet werden (Blasensprengung), weil sie nicht spontan einreisst - eine Massnahme, mit der auch die Wehen verstärkt werden können.
Warum ist ein vorzeitiger Blasensprung gefährlich?
Ein vorzeitiger Blasensprung an der Grenze der Lebensfähigkeit des Babys, das heisst vor Ablauf der 24. SSW, betrifft ca. 0,1–0,7 % aller Schwangeren. Dann besteht die Gefahr einer durch den Riss aufsteigenden Infektion, einer Ablösung der Plazenta von der Gebärmutterwand oder eines Nabelschnurvorfalls sowie einer mangelhaften fetalen Lungenentwicklung (Lungenhypoplasie) und Verformungen der Gliedmassen (Kontrakturen), weil durch den Fruchtwasserverlust die Platzverhältnisse in der Gebärmutter stark eingeschränkt sind.
Aber auch wenn Ihre Fruchtblase erst in den letzten Wochen vor dem errechneten Termin platzt, sollten Sie sich auf das Einsetzen vorzeitiger Wehen bzw. einzelner Kontraktionen innerhalb der nächsten Tage oder Wochen einstellen.
Warum kommt es zu einem vorzeitigen Blasensprung?
Ein vorzeitiger Blasensprung kann durch eine unbemerkte Infektion am unteren Teil der Fruchtblase entstehen. Ein anderer Risikofaktor ist die starke Beanspruchung der Fruchtblase, z.B. bei Mehrlingen oder wenn zu viel Fruchtwasser vorhanden ist.
Jeder auch noch so kleine Defekt in der Fruchtblase kann umgekehrt aber auch zu einer Gebärmutterinfektion oder Fruchtwasserinfektion führen (s.o.). Das löst vorzeitige Wehen aus.
Wie erkennt man den Fruchtwasserabgang?
Bei Verdacht auf einen vorzeitigen Blasensprung versucht Ihr Frauenarzt, Ihre Frauenärztin, den Fruchtwasserabgang durch die Scheide nachzuweisen, was bei geringen Mengen nicht ganz einfach ist. Das grösste Problem ist oft die Unterscheidung zwischen Fruchtwasser und Urin, denn gerade in der Spätschwangerschaft ist unwillkürlicher Harnabgang bei Belastung der Bauchmuskulatur (Heben, Niesen etc.) recht häufig.
Ein ziemlich sicherer Fruchtwassernachweis gelingt mit einem Schnelltest auf IgF-1 (ein fetales Eiweiss). Die ältere Methode, die Sie auch selbst zwischendurch durchführen können, verwendet Lackmuspapier (auch pH-Papier genannt), das mit Fruchtwasser blau (leicht basischer pH Wert) und mit Scheidensekret rot (schwach saurer pH Wert) reagiert. pH-Papier für den Bereich um pH 7 (ca. 4-9) bekommen Sie in jeder Apotheke.
Was kann man bei einem vorzeitigen Blasensprung tun?
Ob die Infektion gravierend ist und was Ihr Frauenarzt, Ihre Frauenärztin zur Hemmung der Wehen unternimmt, wird davon abhängen, wie weit Sie in Ihrer Schwangerschaft fortgeschritten sind. In der Regel werden Sie nach dem vorzeitigen Blasensprung in ein Krankenhaus überwiesen. Später können Sie unter Umständen nach Hause entlassen werden – normalerweise unter Antibiotikabehandlung – oder die Geburt wird eingeleitet.
Manchmal ist der Defekt in der Fruchtblase nur klein und weit oberhalb vom inneren Muttermund, dann kommt es zu einem so genannten Blasenriss oder hohen Blasensprung. Dieser Riss verschliesst sich gelegentlich von selbst, so dass kein weiteres Fruchtwasser austreten kann. In anderen Fällen sickern geringe Mengen Fruchtwasser nach und nach aus. Wenn genügend Fruchtwasser nachproduziert werden kann, fällt bei der Ultraschalluntersuchung nicht auf, dass weniger Fruchtwasser vorhanden ist. Allerdings kann es dann unbemerkt zu einer Infektion kommen, weil die Fruchtblase nicht mehr dicht abgeschlossen ist.
Falls Sie tatsächlich Fruchtwasser verloren haben, wird Ihnen Ihr Frauenarzt, Ihre Frauenärztin Antibiotika verschreiben, die eine infektionsbedingte Frühgeburt verhindern sollen. Zusätzlich werden Sie wahrscheinlich Steroide (Cortison) einnehmen, damit die Lungenreifung des Kindes beschleunigt wird und Ihr Kind bessere Chancen hat, falls die Frühgeburt nicht zu vermeiden ist.