Messung des pH-Werts in der Scheide
Ist der pH-Wert in der Scheide erhöht, können sich Infektionen ausbreiten und zu vorzeitigen Wehen und einer Frühgeburt führen.
Normalerweise findet sich in der Scheide ein saures Milieu mit einem pH-Wert zwischen 3,8 und 4,5. In diesem pH-Bereich einer gesunden Vaginalschleimhaut wird das Wachstum vieler unerwünschter Keime gehemmt. Dazu tragen Kleinstorganismen bei, hauptsächlich Bakterien, sogenannten Laktobazillen (=Milchsäurebakterien), nach ihrem Entdecker auch als Döderlein-Stäbchen bezeichnet. Sie produzieren Milchsäure und senken so den pH-Wert in den tief sauren Bereich.
Wenn das gesunde Scheidenmilieu gestört ist
Wird die normale, gesunde Scheidenflora zerstört, z.B. durch übertriebene Hygiene mit aggressiven Seifen oder Intimsprays, kann der pH-Wert ansteigen. Bei einem erhöhten pH-Wert im noch gerade sauren, schon alkalischen oder neutralen Bereich breiten sich Vaginalinfektionen leichter aus, und diese sind ein wichtiger Risikofaktor für Frühgeburten. Denn Keime, die durch den Muttermund in die Gebärmutterhöhle wandern, können dort einen vorzeitigen Blasensprung und vorzeitige Wehen auslösen.
Untersuchungen und subjektive Symptome
Aus diesem Grund wird bei der Schwangerenvorsorge die Scheidenflora beurteilt. Am Vaginalschleim des Muttermunds ist unter dem Mikroskop erkennbar, ob das Scheidenmilieu gestört sein könnte. Hinzu kommen subjektive Symptome wie verstärkter Ausfluss, Juckreiz und Brennen im Genitalbereich. Oft reicht schon die kurze Behandlung mit Milchsäurebakterien, um die natürliche Scheidenflora wieder herzustellen.
Den pH-Wert in der Scheide bestimmen
Von vielen Fachleuten wird zusätzlich eine Messung des pH-Werts in der Scheide empfohlen. Bei einem erhöhten Wert kann dann früh genug behandelt und eine Frühgeburt herausgezögert bzw. ganz vermieden werden. Einige Keime, insbesondere Pilze, können sich aber auch im tief sauren Milieu, also bei einem unauffälligen pH-Wert, vermehren. Ein normaler pH-Wert und ein saures Scheidenmilieu bedeuten daher keinen hundertprozentigen Schutz – weder gegen Keime noch gegen Frühgeburten.
Wenn Sie zur Risikogruppe gehören, weil Sie bereits eine Frühgeburt oder immer wieder Infektionen in der Scheide hatten, können Sie regelmässig (d.h. ein- bis zweimal wöchentlich, zwischen der 12. Und 32. Schwangerschaftswoche) selbst den pH-Wert in Ihrer Scheide messen. Die Selbstmessung verhindert, dass eine Scheidenentzündung im Zeitraum zwischen den Vorsorgeuntersuchungen unerkannt und damit unbehandelt bleibt. Dazu gibt es speziell für Schwangere entwickelte pH-Messstäbchen, Teststreifen oder Testhandschuhe in der Apotheke. Der einem Wattestäbchen ähnelnde Teststreifen oder auch der Plastikhandschuh wird dazu für einige Sekunden zwei bis drei Zentimeter tief in die Scheide eingeführt. Danach lässt sich durch Abgleich mit einer Farbskala der pH-Wert ermitteln. Stellen Sie fest, dass Ihr pH-Wert auf über 4,5 erhöht ist, sollten Sie Ihren Arzt/Ihre Ärztin informieren, denn dann liegt eine Scheideninfektion vor. Es sollte ein Scheidenabstrich erfolgen, der auf Bakterien untersucht wird. So kann abgeklärt werden, welche Bakterien die Infektion verursacht haben und welche Art der Behandlung notwendig ist, um die Infektion zu beseitigen.
Bei der Selbstmessung ist zu beachten, dass es auch einige harmlose Gründe für einen kurzfristig erhöhten pH-Wert (z. B. bei einer Messung unmittelbar nach dem Geschlechtsverkehr) geben kann. Wurden keine Kondome benutzt, sollten Sie am besten zwölf Stunden bis zur nächsten Messung warten.
Ob eine Messung im Einzelfall sinnvoll ist bzw. ob Sie zur Risikogruppe für eine Frühgeburt gehören, kann Ihr Frauenarzt/Ihre Frauenärztin oder Ihre Hebamme individuell beurteilen.