Die Beckenend- oder Steisslage - BEL
Was es für die Geburt bedeutet, wenn sich das Baby bis kurz vorher noch nicht in die Schädellage gedreht hat.
Wenn sich das Baby für die Geburt nicht mit dem Köpfchen nach unten in die Schädellage dreht, spricht man von einer Beckenend- oder Steisslage. Etwa 5 von 100 Babys liegen am Ende der Schwangerschaft mit dem Kopf nach oben in der Gebärmutter.
Wie kommt es zur Beckenendlage?
In der 34. bis 36. Schwangerschaftswoche drehen sich die meisten Babys in die Schädellage und verbleiben bis zur Geburt in dieser Position. Dreht sich das Kind nicht, sitzt es mit dem Kopf unter dem Rippenbogen der Mutter in der Gebärmutter. Die Beine – eines oder beide – liegen nach oben gestreckt oder verschränkt vor dem Bauch. Möglich ist aber auch, dass sich das Kind mit den Füssen vor dem Gebärmutterausgang positioniert.
Warum sich ein Baby für die Geburt in der Beckenendlage (BEL) befindet, ist in 80 Prozent der Fälle nicht erklärbar. Bei den übrigen 20 Prozent liegt meist eine der folgenden Ursachen vor:
Eine tief oder vorliegende Plazenta (Placenta praevia)
Gebärmuttermyome
Bei Mehrgebärenden oder zu viel Fruchtwasser hat das Kind mehr Bewegungsfreiheit und kann die Position immer wieder wechseln.
Gebärmutterfehlbildungen, zum Beispiel eine Trennwand in der Gebärmutter oder eine herzförmige Gebärmutter
Zu wenig Platz für die Drehung, zum Beispiel bei Mehrlingen oder zu wenig Fruchtwasser
Zu früh geborene Babys haben sich noch nicht in die Schädellage gedreht.
Die Geburt in Beckenendlage
Theoretisch kann sich jedes Kind bis zum Wehenbeginn in die Schädellage drehen. Es wird allerdings mit jedem Tag unwahrscheinlicher, da die Platzverhältnisse abnehmen und das Baby sich immer mehr ins Becken senkt.
Die Beckenendlage erfordert nicht zwingend einen Kaiserschnitt. Aber eine vaginale Geburt wird herausfordernder, denn anders als in der Schädellage ebnet nicht der härteste und anatomisch passendste Körperteil den Weg durch den Geburtskanal. In der Beckenendlage wird das Kind mit dem Gesäss oder den Füssen voran geboren. Eine vaginale BEL-Geburt dauert meist länger als eine Geburt aus der Schädellage.
Nicht in jedem Spital können Sie Ihr Kind vaginal aus der Beckenendlage gebären. Das geburtshilfliche Team benötigt viel Erfahrung und eine gute Infrastruktur, um Sie sicher betreuen zu können. Viele Spitäler bieten ein sogenanntes "Geburtsmodus-Gespräch" an. Dabei werden Sie von einem Arzt, der regelmässig vaginale Geburten aus der Beckenendlage begleitet, ausführlich informiert und beraten. Für die meisten Spitäler müssen folgende zwei Kriterien erfüllt sein:
Sie und Ihr Baby sind gesund.
Grösse und Gewicht des Babys und Ihre Beckenmasse sind für die Geburt aus der Beckenendlage geeignet.
Kaiserschnitt bei Beckenendlage?
Ein grosser Teil der Mütter, deren Babys in der BEL liegen, gebären ihr Kind mit einem Kaiserschnitt. Neben den Kriterien, die eine vaginale Geburt bei BEL verunmöglichen – Frühgeburt, grosses Kind und enges Becken der Mutter – können sich viele Frauen nicht vorstellen, Ihr Kind mit dem Gesäss oder den Füssen voran zu gebären.
Babys, die in der seltenen Quer- oder Schräglage liegen, werden immer mit einem Kaiserschnitt geboren.
Äussere Wendung bei Beckenendlage
Schwangeren Frauen mit einer Beckenendlage sollte immer die Möglichkeit einer äusseren Wendung angeboten werden.
Bei einer äusseren Wendung versucht eine erfahrene Ärztin, das Baby durch die Bauchdecke so zu berühren, dass es sich sanft in die Schädellage dreht. Die Chancen, dass dies gelingt, liegen bei einer ersten Schwangerschaft bei 50 bis 60 Prozent und bei Frauen, die bereits einmal geboren haben, bei bis zu 80 Prozent.
Dieses Manöver wird erst ab der 37. Schwangerschaftswoche durchgeführt, weil das Kind dann in der Regel noch eine Grösse hat, in der es sich wenden lässt, sich danach aber in den meisten Fällen nicht mehr zurückdreht. Während der äusseren Wendung wird das Baby mit Ultraschall überwacht und die Herztöne werden kontrolliert.
Eine äussere Wendung ist nicht in jedem Fall möglich. Sie eignet sich zum Beispiel nicht bei Mehrlingsschwangerschaften, einer adipösen Bauchdecke, Blutungen, einer ungünstig gelegenen Plazenta oder wenn dem Kind die Nabelschnur um den Hals liegt.