Medikamentöse Schmerzerleichterung

Der Geburtsschmerz ist eine der intensivsten Formen des Schmerzes, weil er auch mit enorm vielen Emotionen verbunden ist.

Partner küsst die Frau auf die Wange
©
GettyImages

Die Intensität und Art der Wehen sowie des Geburtsschmerzes sind sehr individuell und werden von mehreren unterschiedlichen Faktoren beeinflusst. Zum einen vom persönlichen Schmerzempfinden, den bisher gemachten Schmerzerfahrungen und der Dauer der Geburt, zum andern vom Umfeld und den Begleit- und Fachpersonen.

Interessant ist zum Beispiel, dass bei Hausgeburten oder bei einer Geburt mit einer Beleghebamme sehr viel weniger Schmerzmittel eingesetzt werden. Meist kommen nur komplementäre Hilfsmittel zum Einsatz.

Geburtsschmerzen


Die Schmerzen, die Sie bei der natürlichen Geburt Ihres Kindes erfahren, sind unterschiedlich. Am bekanntesten sind die Wehenschmerzen. Sie entstehen, indem sich Ihre Gebärmutter in der Eröffnungsphase zusammenzieht und so den Muttermund öffnet. Diese Schmerzen sind krampfartig und an Intensität zunehmend. Sobald der Muttermund komplett eröffnet ist, wird Ihr Baby mit weiteren starken Gebärmutterkontraktionen durch den Geburtskanal geschoben. 

Wenn am Ende der Ausreibungsphase das Köpfen durch die Vagina tritt, werden Sie einen anderen Schmerz verspüren. Ihr Damm wird dann maximal gedehnt, was zu einem unangenehmen, brennenden Schmerz führt. Sobald der Kopf Ihres Kindes geboren ist, lässt dieser Schmerz wieder nach.

Schmerzen sind immer ernst zu nehmen, denn nur die Betroffenen selbst können beurteilen, was sie empfinden. Zusammen mit Ihrer Hebamme, Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt können Sie während der Geburt über die passende Schmerzbehandlung entscheiden. 

Häufige Fragen zum Thema

So einfach lässt sich das nicht sagen, weil es jede Frau etwas anders empfindet. Schwangere sehr unterschiedlich auf Wehenschmerzen, je nach persönlicher Situation. Viele sagen, es sei wie Mensschmerzen, nur sehr viel schlimmer. Oft wird auch beschrieben, dass sich die Kontraktion wie ein Band …

Peri- und Epiduralanästhesie


Das Rückenmark ist ein Teil des zentralen Nervensystems und verläuft innerhalb der Wirbelsäule im Spinalkanal.  Es sendet die Nervensignale wie Schmerz, Temperatur oder Druck sowie Bewegungsimpulse von Rumpf und Extremitäten an das Gehirn. Durch Einspritzen eines Medikaments in den Spinalraum, der das Rückenmark umhüllt, wird die Signalübertragung  der Rückenmarksnerven unterbrochen.

Diese Art der Anästhesie wirkt nur auf die unterhalb des Injektionsortes gelegenen Körperbereiche. Je nach dem, auf welcher Höhe der Wirbelsäule die Anästhesie gesetzt wurde, sind entweder nur die Beine oder zusätzlich auch das Becken, der Bauch und sogar der Brustkorb betäubt.

Häufige Fragen zum Thema

Bei einer Wassergeburt kann man heute auch eine Epidural-Analgesie, also regionale Leitungsanästhesie durchführen. Sollte dies aus irgendwelchen Gründen notwendig werden, müssen Sie zunächst aus dem Wasserbecken heraus steigen. Nach Anlegen des Katheters wird die Zugangsstelle wasserdicht …
Bei der Periduralanästhesie (PDA) legen Narkoseärzte einen Katheter im unteren Teil des Rückens, in der Nähe der Lendenwirbel. Wenn sie dabei durch eine Tätowierung (sog. "Arschgeweih") mit der Punktionsnadel durchstechen müssen, befürchten viele Ärzte, dass sich Farbpartikel lösen und in die Nähe …

Lachgas


Lachgas ist das älteste Narkosemittel und wirkt schmerzlindernd, dämpfend und leicht betäubend. Dadurch, das es inhaliert wird, tritt die Wirkung sehr schnell ein und hält nur für einige Minuten an. Sobald das Lachgas nicht mehr eingeatmet wird, lässt die Wirkung nach. Der Geburtsschmerz wird nicht ausgeschaltet, die Schmerz-Spitzen jedoch etwas genommen. 

Ein Vorteil von Lachgas während der Geburt ist, dass die Gebärende dieses Schmerzmittel selber dosieren kann und es nicht in den Kreislauf – und somit auch nicht zum Kind – übertritt.

Gebärende, welche die Schmerzen mit Lachgas behandeln, sind zwar etwas benebelt, erleben die Geburt aber trotzdem bewusst mit.

Medikamente zur Geburtserleichterung


Wenn während der Geburt Schmerzmittel zum Einsatz kommen, werden meist Opiate – Abkömmlinge des Morphiums – verabreicht. Diese starken Schmerzmittel sind vor allem in der Eröffnungsphase sinnvoll, denn sie wirken schmerzstillend und beruhigend. Der dadurch erzielte Entspannungseffekt erleichtert das Öffnen des Muttermundes.

Krampflösende Medikamente, sogenannte Spasmolytika, können der werdenden Mutter als Zäpfchen oder als Infusion verabreicht werden. Sie unterstützen die Öffnung des Muttermundes. Spasmolytika können mehrfach gegeben werden und verursachen in der Regel keine Nebenwirkungen beim Kind.

Patientenkontrollierte Analgesie


Eine weitere Methode zur Schmerzlinderung unter der Geburt ist die patientenkontrollierte Analgesie (PCA), auch "Happy button" genannt. Mit dieser Methode kann sich die Gebärende per Knopfdruck eine Dosis eines sehr potenten und sehr kurz wirksamen Schmerzmittels via Infusion verabreichen

Mit der patientenkontrollierten Analgesie kann die werdende Mutter die Schmerzmittelverabreichung selber steuern und so ihren Bedürfnissen anpassen.

Weitere Formen der Regionalanästhesie


Die Parazervikal-Blockade und Pudendus-Anästhesie werden beide heute nur noch selten bis kaum mehr eingesetzt, sie wurden weitestgehend durch die Peri- und Epiduralanästhesie verdrängt.

Eine Damm-Infiltration kommt häufig nach der Geburt zum Einsatz, wenn ein Dammriss oder -schnitt versorgt werden muss.

Schmerzbehandlung in besonderen Situationen


Normalerweise wird die Entscheidung über die Schmerzbehandlung Ihnen überlassen, in manchen Fällen kann es jedoch aus medizinischen Gründen ratsam sein, bestimmte Arten der Schmerzbehandlung nicht anzuwenden. So ist beispielsweise eine Peri- oder Epiduralsieanästhe bei Müttern mit Blutgerinnungsstörungen nicht angezeigt. In anderen Fällen dagegen, zum Beispiel bei einer Mehrlingsgeburt, einer Geburt in Steisslage, bei gewissen vorbestehenden Erkrankungen der Mutter oder Schwangerschafts-Bluthochdruck (bzw. Präeklampsie) wird eine Peri- oder Epiduralanästhesie durchaus empfohlen.

Nicht alle Methoden sind zu jeder Zeit sinnvoll. Einige können bereits in einem sehr frühen Wehenstadium angewandt werden, andere hingegen erst, wenn klar ist, dass die Wehentätigkeit voll eingesetzt hat.

Sobald das Baby da ist, ist der Schmerz vergessen


Dass die Intensität des Geburtsschmerzes nach der Geburt meist sehr schnell vergessen geht, ist ein bekanntes Phänomen. Das liegt unter anderem an den Hormonen, denn das wehenstimulierende Oxytocin leitet die Geburt und sorgt für Liebes- und Glücks-Gefühle, Endorphine wirken gleichzeitig als wichtiges körpereigenes Schmerzmittel, hemmen die Angst und sorgen für eine Hochstimmung nach der Geburt. Von vielen Frauen wird dieses Gefühl "danach" mit dem Zustand nach einem Marathonlauf oder anderen Extremsportarten beschrieben.

Newsticker zum Thema

kurz&bündig
5/9/2024
Weinendes Neugeborenes liegt auf einer orangefarbenen Decke

Jedes fünfte Kind kommt ohne medizinische Betreuung zur Welt

Gemäss einer Mitteilung von Save the Children Deutschland kommt weltweit fast jedes fünfte Kind ohne medizinische …
Letzte Aktualisierung: 28.05.2021, KM