Inhalative Schmerzbehandlung
Die Einatmung eines Lachgas-Sauerstoffgemisches ist für die Behandlung von plötzlich auftretenden Schmerzen wie z.B. Wehenschmerzen geeignet, nicht jedoch zur Dauerbehandlung von Schmerzen. Ausserhalb der Geburtshilfe wird sie bei Zahnbehandlungen oder bei Kindern für kurze schmerzhafte Eingriffe wie Blutentnahmen benutzt. In der Schweiz ist diese Methode im Gegensatz zu England, Kanada, Australien und Finnland wenig verbreitet.
Für die Inhalation wird eine in einer Druckflasche vorgefertigte Mischung aus 50% Lachgas (NO) und 50% Sauerstoff (O) über ein Mundstück oder eine Gesichtsmaske, die die Gebärende selber hält, eingeatmet. Diese "Eigendosierung" führt dazu, dass oft weniger Schmerzmittel gebraucht wird. Das Lachgas wird schnell im Blut aufgenommen und zum Schmerzzentrum im Gehirn transportiert. Dadurch wird die Gebärende in einen sehr gelassenen oder auch heiter-euphorischen Gemütszustand versetzt (daher der Ausdruck " Lachgas"). Durch das Lachgas wird das Schmerzerleben verändert: die Schmerzen erscheinen erträglicher, werden aber nicht ganz aufgehoben. Es dämpft lediglich die Spitze des Geburtsschmerzes so weit ab, dass die Frau sich wieder auf die Geburt konzentrieren kann und bei den Wehen nicht mehr davon überwältigt wird. Die Tätigkeit der Gebärmutter bleibt davon unbeeinflusst, daher ist die Gefahr eines Geburtsstillstands durch das Schmerzmittel nicht gegeben. Das Körpergefühl bleibt weitestgehend erhalten.
Die Anwendung ist einfach und kann jederzeit unterbrochen werden. Dadurch dass die Lachgaskonzentration auf 50% begrenzt ist und gleichzeitig ein hoher Sauerstoffanteil gegeben wird, ist das Risiko gering und eine Überdosierung praktisch unmöglich. Auch kann es nicht passieren, dass das Baby zuwenig Sauerstoff bekommt. Viele Mütter nutzen die Maske bereits in der ersten Wehenphase, manche hingegen erst gegen Ende der Geburt. Um die gewünschte Wirkung zu erzielen, müssen Sie mit dem Einatmen des Gemisches beginnen, sobald Sie die ersten Anzeichen einer Kontraktion spüren und damit fortfahren, bis die Wehe am stärksten ist. Die Wirkung tritt abhängig von der Atemtiefe schon nach etwa 30 Sekunden ein und hält nach Absetzen der Maske noch ca 60 Sekunden an.
Es kann sein, dass Sie den Wehenschmerz dennoch spüren. Dann stehen Ihnen natürlich andere, zusätzliche Schmerzmittel zur Verfügung. Das Atmen über die Maske kann ein trockenes Gefühl im Mund verursachen. Lippenbalsam kann hier Abhilfe schaffen.
Als Nebenwirkungen können leichte Orientierungslosigkeit oder Benommenheit sowie Übelkeit und Erbrechen auftreten. Nach dem Absetzen der Maske verschwinden diese Symptome innerhalb von wenigen Minuten.
Da Lachgas zu den Treibhausgasen zählt, ist die Anwendung in den letzten Jahren stark zurückgegangen.