Verstopfung in der Schwangerschaft

Probleme mit zu hartem Stuhlgang gehören zu den typischen Beschwerden in der Schwangerschaft. Aber was kann man dagegen tun? Und wie beugt man wirksam vor?

Frau sitzt auf dem WC und ballt die Hände zu Fäusten
©
iStock

Verstopfung ist - vor allem zu Beginn einer Schwangerschaft - recht häufig. Mindestens ein Drittel aller werdenden Mütter haben damit ein Problem. Sie wird durch die erhöhte Progesteron-Produktion verursacht, die eine allgemeine Entspannung der glatten Muskulatur, also auch der Darmmuskulatur, bewirkt. Das ungeborene Kind wird so in der Gebärmutter vor Erschütterung und Kontraktionen geschützt. Auch Magenbrennen (Sodbrennen) und Blähungen können leicht entstehen.

Die Hormonwirkung auf den Darm


Durch die Entspannung der Darmmuskulatur bekommt Ihr Kind auch mehr Nährstoffe, da die Nahrung den Darm langsamer passiert und besser verwertet wird. Bei langsamer Darmtätigkeit hat der Darm mehr Zeit, dem Nahrungsbrei Wasser zu entziehen, was leider die Verstopfung fördert. Zudem werden weniger Verdauungssäfte produziert, so dass die Nahrung länger im Magen verbleibt, ebenfalls eine mögliche Ursache für Verstopfung.

Später in der Schwangerschaft kann der Druck, den die vergrösserte Gebärmutter ausübt, die Darmtätigkeit beeinträchtigen. Die Einnahme von Eisenpräparaten kann ebenfalls zu Verstopfung führen.

Achtung: Zu starkes Pressen beim Stuhlgang fördert gegen Ende der Schwangerschaft die Entstehung von Hämorrhoiden.

Wann spricht man von Verstopfung?


Drei Tage ohne Stuhlgang sind noch nicht beunruhigend, aber wenn mehr als vier Tage zwischen jedem Stuhlgang vergehen und der Stuhl hart und schwer auszuscheiden ist, sollten Sie etwas gegen die Verstopfung unternehmen. 

Erprobte Hausmittel bei Verstopfung


  • Pflanzliche, ballaststoffreiche Kost, z.B. Vollkornbrot (nicht bei Reizdarm-Syndrom!) 

  • Frischkornbrei: 2 EL frisch geschrotetes Getreide (Sorte egal, aber immer mal wechseln), dazu 2 EL Leinsamen, 2 EL zerkleinerte Nüsse (alle ausser Erdnüsse) und 2 TL fein geschnittenes Trockenobst (z.B. Trockenpflaumen, Dörrbirnen, Rosinen oder Feigen) in ein Schälchen füllen und mit Wasser aufgiessen bis alles bedeckt ist. Über Nacht quellen lassen und zum Frühstück mit etwas Dickmilch oder Naturjoghurt verzehren.

  • Getrocknetes Obst wie Pflaumen, Aprikosen, Datteln oder Feigen kauen, dazu viel trinken. Oder die Trockenfrüchte über Nacht einweichen und mit der Flüssigkeit morgens essen.

  • Dörrpflaumensaft - gibt es fertig im Handel.

  • Zwei Äpfel über den Tag verteilt essen oder Apfelsaft naturtrüb trinken.Der Ballaststoff Pektin wirkt förderlich auf die Verdauung und wird deshalb bei Verstopfung empfohlen.

  • Eine ganze Mahlzeit durch Kirschen, Himbeeren, Pflaumen, Birnen, Pfirsiche oder Trauben ersetzen - diese Obstsorten stimulieren die Verdauung.

  • Rohes Sauerkraut als Snack zwischendurch und Sauerkrautsaft vor dem Essen hilft bei der Verdauung durch die enthaltene Milchsäure.

  • Weitere Gemüsesorten: Rüebli, Petersilie, Schnittlauch, Kresse, Radieschen, Knoblauch, Ingwer oder Zwiebeln entsaften bzw. zu einem Smoothie verarbeiten.

  • Ein Glas lauwarmes Wasser, evtl. mit Zitronensaft, morgens auf nüchternen Magen trinken.Falls Sie es mögen, können Sie auch einen gestrichenen TL Kochsalz oder Karlsbader Salz zugeben und mit 1 TL Bienenhonig süssen.

  • Ein Glas eisgekühlten Fruchtsaft morgens auf nüchternen Magen trinken. Besonders gut wirkt Holundersaft, optimal in Verdünnung mit kohlensäurehaltigem Mineralwasser.

  • Mineralwasser mit Kohlensäure, vor den Mahlzeiten 1-2 Gläser, evtl. mit 1 EL Apfelessig, trinken - das kurbelt die Verdauung besser an als stilles Wasser, verursacht aber leider auch Blähungen. Cola ist übrigens nicht geeignet: Sie entzieht dem Stuhl grössere Mengen an Wasser und macht ihn dadurch fest.

  • Einen Sud aus Rosenblättern, Eibischwurzeln, Malve oder Quecke trinken.

  • Fencheltee.

  • Grüner Tee wirkt nicht stopfend wie schwarzer Tee, sondern verdauungsfördernd.

  • Einen Esslöffel Olivenöl vor den Mahlzeiten einnehmen.

  • Leinsamen und Weizenkleie unter die Speisen (z.B. Joghurt) mischen. Dazu viel trinken, sonst wird die Verstopfung noch schlimmer!

  • Flohsamen (Plantago psyllium), Indischen Flohsamen (Plantago ovata) und Indischen Tragant (Sterculia urens) können Sie als Fertigpräparat in Ihrer Apotheke bekommen. Diese Samen sind keine eigentlichen Abführmittel und reizen deshalb auch nicht die Darmschleimhaut. Sie üben aber spezielle Wirkungen auf den Verdauungstrakt aus, die den Stuhlgang wesentlich erleichtern können und Verstopfungen entgegenwirken.

  • Bifidus-Joghurt oder -Drink; Kefir und Buttermilch

  • Molke verkürzt die  Darmpassage der Nahrung wesentlich und fördert die Stuhlentleerung. Ausserdem wird der Darm entgiftet und von schädlichen Bakterien befreit, die in dem von der Molke verursachten Milchsäuremilieu nicht überleben können.

  • Kirschsteinsäckchen oder Dinkelkissen: Im Mikrowellenherd oder im Backofen auf 100°C erwärmen, in ein Handtuch gewickelt auf den Bauch legen und mit einer Decke abdecken. Oder das Kissen in die Mitte des Bettes packen und sich bäuchlings darauflegen.

  • Kalter Leibwickel: Wirkt bei chronischer Verstopfung entkrampfend und stabilisierend auf die Verdauungsorgane. Dazu braucht man drei grosse Badehandtücher (etwa 70 x 190 cm). Eines der Tücher quer auf das  Bett breiten. Das zweite auf etwa 60 cm einschlagen und in kaltem Wasser tränken. Dann von den Oberschenkeln bis zu den Brustwarzen fest um den Körper wickeln. Jetzt das zweite Tuch herumwickeln, mit dem Rücken auf das Tuch im Bett legen und dieses ebenfalls um den Körper schlingen. Zugedeckt ganz entspannt liegenbleiben, bis sich der Wickel erwärmt, danach abnehmen. Die anregende Wirkung auf die Verdauung tritt nach 30 bis 60 Minuten ein und die Verstopfung ist beseitigt.

Abführmittel


  • Milchzucker (Laktose), aus Molke gewonnen, ist ein natürliches Abführmittel. Milchzucker wird im Dickdarm von Bakterien in Traubenzucker und Galaktose zerlegt und dann zu Milchsäure und Essigsäure abgebaut. Diese beiden Säuren wirken sehr ähnlich auf den Darm wie Bittersalze und Glaubersalz, jedoch etwas milder. Bei Verstopfung Milchzucker pur über den Tag verteilt in einer Dosis von 1 bis 4 EL einnehmen.

  • Magnesium, das gegen Wadenkrämpfe und vorzeitige Wehen hilft, wirkt auch bei leichter Verstopfung.

  • Heilerde in Tee oder in lauwarmem Wasser gelöst und morgens 30 bis 60 Minuten vor dem Frühstück  getrunken, kann den Stoffwechsel anregen. Dosis: ½ bis 1 TL Heilerde täglich.

  • Schüssler-Salze: Bei schlaffem Darm hat sich das Schüssler-Salz Nummer 1, Calcium fluoratum D12, bewährt. Dosierung stündlich eine Tablette. Ist die Verstopfung mit Blähungen verbunden, kann man es mit der „Heissen Sieben“ versuchen: Vom Schüssler-Salz Nummer 7, Magnesium phosphoricum D6, gibt man 10 Tabletten in ein Glas heisses Wasser, löst sie auf und trinkt die Mischung schluckweise.

  • Am ehesten sind in der Schwangerschaft pflanzliche Quellstoffe (z.B. Mucilar®, Agiolax mite®, Laxiplant soft®, Metamucil®, Metamucil mite® und Colosan mit®) geeignet, können aber zu Blähungen führen.

  • Lactulose-Präparate (z.B. Duphalac®) oder osmotische Laxativa auf Basis verschiedener Salze (z.B. Transipeg®) und Glycerin-Zäpfchen (z.B. Bulboid®) sind eine Alternative.

  • Innerhalb von Minuten wirkt ein Einlauf (Mikroklist oder Reprop), den auch Schwangere unbesorgt anwenden dürfen.

Am wenigsten geeignet sind Anthrachinon-Präparate (z.B. Agiolax plus®), Paraffin oder Rhizinusöl. Lassen Sie sich in Ihrer Apotheke beraten.

Häufige Fragen zum Thema

Nein, nicht alle, aber immerhin etwa die Hälfte aller Schwangeren. Die Blutgefässe sind durch die Schwangerschaftshormone zusätzlich weit gestellt, der venöse Rückfluss zum Herzen ist gestört. So staut sich das Blut in den Venen der unteren Körperhälfte, die auf der Haut die unregelmässigen, …
Es ist sehr unwahrscheinlich, dass die Einnahme eines pflanzlichen Abführmittels bei hartnäckiger Verstopfung Ihr ungeborenes Kind schädigen könnte. Mittel wie z.B. Senna-Psyllium oder Bisocadyl werden schon sehr lange auch in der Schwangerschaft eingesetzt, und Anzeichen für eine erhöhte …
Letzte Aktualisierung: 10.01.2022, BH