Low Carb in der Schwangerschaft?

Aus der Forschung

Eier, Fisch und Salat
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Wie sich die Mutter in der frühen Schwangerschaft ernährt, prägt das Kind fürs Leben. Spart die Mutter zu viele Kohlenhydrate ein, wird der Sprössling zum Dicksein programmiert. Allerdings hat zu viel Zucker einen ähnlichen Effekt.

Wenig Brot und Kartoffeln, selten Pasta und auf keinen Fall Kuchen - Diäten mit niedrigem Kohlenhydratanteil und hohem Eiweissanteil sind derzeit im Trend. Sie sollen nicht nur helfen, Gewicht zu verlieren, sondern sind als langfristige Ernährungsstrategie angelegt.

In der Schwangerschaft allerdings ist eine solche Ernährung tabu, zeigt eine diesbezügliche Studie. Low-Carb-Diäten führen dazu, dass das Kind später ein stark erhöhtes Übergewichts-Risiko trägt. "Übergewicht hängt nicht nur von den Genen und vom Lebensstil ab, es kann durch Einflüsse gefördert werden, denen das Kind im Mutterleib ausgesetzt war", erklärt Keith Godfrey, Professor von der University of Southampton.

Der Wissenschaftler und sein Team hatten 300 Kinder von der Schwangerschaft bis zum Alter von sechs bis acht Jahren verfolgt. Schon vor der Geburt befragten sie die werdenden Mütter zu ihrer Ernährung. Das Ergebnis: Sparte die Mutter an Kohlenhydraten, waren die Kinder im Grundschulalter im Durchschnitt deutlich dicker als ihre Altersgenossen. "Kritisch ist das vor allem in der frühen Schwangerschaft", betont Godfrey.

Grund für diesen Effekt sind sogenannte epigenetische Veränderungen der Erbsubstanz. Dabei bleibt die DNA selbst zwar unverändert, die Anlagerung von bestimmten Molekülen bewirkt jedoch, dass Gene an- oder abgeschaltet werden. Eine kohlenhydratarme Ernährung der Mutter, so zeigte sich, hatte das RXRA-Gen beim Nachwuchs verändert. Dieses Gen enthält die Bauanleitung für den  Vitamin A Rezeptor. Vitamin A wiederum beeinflusst den Fettstoffwechsel.

Was die Forscher überraschte, war der grosse Einfluss, den die epigenetischen Veränderungen hatten: Sie waren für ein Viertel der Unterschiede im Körpergewicht der Grundschüler verantwortlich. Evolutionsbiologisch ist eine solche Anpassung sinnvoll, denn in Hungerzeiten war es von Vorteil, wenn die Kinder der darbenden Mütter besonders gute Futterverwerter waren.

Sollten Schwangere also möglichst kohlenhydratreich essen, mit viel Brot, Reis und Pasta und gerne auch Cake und Guetzli? Auf keinen Fall. Denn auch ein Zuviel von Kohlenhydraten prägt die Ungeborenen in Richtung Übergewicht, was frühere Untersuchungen anderer Forscher ergeben haben. Allerdings ist unter diesen Voraussetzungen der Mechanismus ein anderer. Durch die Zuckerflut im mütterlichen Blut werden die Regulationsmechanismen im Gehirn des Ungeborenen verändert. Ist es auf hohe Zuckerwerte geeicht, ist das Essbedürfnis höher als gewöhnlich. Mütter, die in der Schwangerschaft stark zunehmen oder wegen eines unerkannten Schwangerschaftsdiabetes hohe Zuckerwerte haben, haben daher oft schon bei der Geburt zu dicke Kinder.

Fazit: Nicht zu viel und nicht zu wenig. Auch bei der Ernährung in der Schwangerschaft ist die Ausgewogenheit von besonderer Bedeutung.  Sowohl zu üppige Mahlzeiten als auch Diäten haben erheblichen Einfluss darauf, ob das Kind später mit seinem Gewicht kämpfen muss. Die ersten neun Monate prägen den ungeborenen Menschen fürs Leben.

Aus der Forschung: K.M.Godfrey et al.: Diabetes, 2011; doi: 10.2337/db10-097

Letzte Aktualisierung: 02.05.2022, BH