Wie viel tierisches Eiweiss braucht ein Kind?
Welche Lebensmittel Ihrem Kind genügend Eiweiss liefern und warum dieses so wichtig ist.
Will ein Kind partout seine Milch nicht trinken oder isst kaum Fleisch und schon gar keinen Fisch, fragen sich viele Eltern, ob es auch ausreichend mit allen lebensnotwendigen Nährstoffen versorgt ist. Ausserdem reduzieren viele Familien aus gesundheitlichen, ethischen oder Klimaschutz-Gründen ihren Konsum an Fleisch und tierischen Produkten und sind verunsichert, ob das für ihr Kind noch gesund ist.
- Tierische Produkte liefern dem Körper Eiweiss
- Weshalb ist tierisches Eiweiss so wichtig?
- Verweigerung oder Unverträglichkeiten von Milch und Milchprodukten
- Was gehört zu einer ausgewogenen Mahlzeit?
- Welche Nährwerte sind in welchen Produkten enthalten und wie äussert sich ein Mangel?
- Mein Kind möchte sich vegan ernähren
Tierische Produkte liefern dem Körper Eiweiss
Zu den Eiweisslieferanten zählen tierische Produkte. Sie versorgen den Körper ausserdem mit wertvolle Vitaminen, Mineralstoffen und Spurenelementen. Auf dieser Stufe der Lebensmittelpyramide sind täglich drei Portionen Milch/Milchprodukte und zusätzlich eine Portion eines weiteren proteinreichen Lebensmittels wie Fleisch, Geflügel, Fisch, Eier, Käse, Quark, Quorn, Tofu oder Seitan empfohlen.
Fleisch ist nicht zwingend notwendig, der Konsum kann problemlos auf zwei- bis dreimal pro Woche beschränkt werden. Auch eine vegetarische Ernährungsweise mit Fleischersatzprodukten wie Tofu oder Eierspeisen ist ausgewogen. Lehnt jemand Eier ab, kann anstatt Ei ein anderes proteinreiches Lebensmittel eingebaut werden.
Grundsätzlich besteht keine Gefahr für einen Mangel, wenn ein einzelnes Lebensmittel abgelehnt wird und dafür andere der gleichen Lebensmittelgruppe gegessen werden. Kritisch wird es nur, wenn ganze Lebensmittelgruppen wie zum Beispiel alle Milch- und Milchprodukte abgelehnt werden.
Weshalb ist tierisches Eiweiss so wichtig?
Der Körper benötigt Eiweisse für den Aufbau körpereigener Eiweisse, zum Beispiel Strukurproteine für Muskeln, Haut, Membranen und Bindegewebe. Auch Hormone wie Insulin und Wachstumshormone, Enzyme, Antikörper sowie Transportproteine für andere Nährstoffe sind vom Eiweiss abhängig.
Tierische Eiweisse sind unseren körpereigenen Proteine ähnlich, weshalb diese besser aufgenommen werden als pflanzliche Eiweisse. Pflanzliche Proteinlieferanten sind unter anderem Getreide, Kartoffeln, Hülsenfrüchte, Tofu, Seitan, Tempeh und Nüsse.
Neun von 21 Nahrungsproteinen sind essenziell, werden nicht vom Körper selbst hergestellt und müssen deshalb zwingend mit der Nahrung aufgenommen werden. Beispiele für solche wichtigen Proteine sind Leucin oder Lysin, die vorwiegend in tierischen Lebensmitteln vorkommen.
Täglich 3-4 Portionen Milch / Milchprodukte: 1 Portion entspricht 100 g Joghurt, Quark, Hüttenkäse, 15 g Halbhart- /Hartkäse oder 30 g Weichkäse.
Zusätzlich 1 Portion (= 50g) eines weiteren proteinreichen Lebensmittels wie Fleisch, Geflügel, Fisch, Eier, Tofu, Quorn, Seitan, Käse oder Quark. Es kann beliebig zwischen diesen Eiweisslieferanten abgewechselt werden.
Fleisch und Fleischprodukte sind maximal zwei- bis dreimal pro Woche empfohlen.
Verweigerung oder Unverträglichkeiten von Milch und Milchprodukten
Wenn Ihr Kind Milch oder Milchprodukte ablehnt, können Sie auf Sojadrink, Sojajoghurts oder sonstige Pflanzendrinks wie Hafer-, Mandel-, Reis- oder Kokosdrinks ausweichen. Solche "Ersatzmilche" haben aber wenig mit Milch gemeinsam. Oft enthalten sie versteckten Zucker und kaum Nährstoffe. Achten Sie deshalb darauf, dass der gewählte Milchersatz mit Calcium angereichert ist.
Im Kleinkindalter tritt gelegentlich die Kuhmilcheiweissallergie auf, rund zwei bis drei Prozent der Kinder sind davon betroffen. Ist dies der Fall, sollte Kuhmilch zu Beginn gemieden werden. Die betroffenen Kinder entwickeln oft eine Toleranz, sodass das Kuhmilcheiweiss mit zwei Jahren oder spätestens im Schulalter kein Problem mehr darstellt.
Eine Laktoseintoleranz hingegen kommt kaum im Kleinkindalter vor und tritt erst im Laufe des Lebens auf, wenn der Verdauungstrakt die Funktion verliert, den Milchzucker zu spalten. Bei einer Laktoseintoleranz gibt es diverse laktosefreie Ersatzprodukte, denen lediglich das Verdauungsenzym Laktase zugegeben wurde. Dadurch liegt der Milchzucker in gespaltener Form vor, weshalb laktosefreie Produkte etwas süsser schmecken. Laktosefreie Produkte können von der ganzen Familie konsumiert werden und sind empfehlenswerter als "Ersatzmilche". Personen ohne Laktoseintoleranz sollten aber regelmässig laktosehaltige Produkte konsumieren, da der Körper die Laktoseverdauung verlernen kann und es so zu einer sekundären Laktoseintoleranz kommen könnte.
Was gehört zu einer ausgewogenen Mahlzeit?
Eine ausgewogene Mahlzeit besteht immer aus drei Teilen:
Gemüse, Salat oder Früchte
Kohlenhydrate wie zum Beispiel Brot, Teigwaren, Reis oder Kartoffeln
Eiweiss: Fleisch, Fisch, Milchprodukte, Eier, Tofu, Hülsenfrüchte, Seitan
Achten Sie bei einer fleischlosen Mahlzeit darauf, dass diese mit Gemüse, Nüssen und Vollkornprodukten ergänzt wird. Damit gewährleisten Sie eine genügende und nährstoffreiche Energiezufuhr.
Welche Nährwerte sind in welchen Produkten enthalten und wie äussert sich ein Mangel?
Lieferanten | Mangelsymptome | |
---|---|---|
Vitamin B2 | Fleisch, Milch, Käse, Fisch, Eier, Hülsenfrüchte, Spinat | Hautausschlag um die Nase, Mundwinkelrisse, Entzündungen der Mundschleimhaut und Zunge, Wachstumsstörungen |
Vitamin B12 | Fleisch, Fisch, Milchprodukte, Eier | Blutarmut, Nervenschädigungen |
Vitamin D | Fisch, Butter, angereicherte Margarine, Rahm, Eier, Pilze | Rachitis (Wachstumsverzögerung, Skelettverformung) |
Kalzium | Milch und Milchprodukte, grünes Gemüse, kalziumreiches Mineralwasser (über 250 mg/l), Nüsse, Samen, Mandeln, Sesam, angereicherte Soja-, Hafer-, Mandel-, Kokos- und Reisdrinks | Oestoporose, Knochenbrüche |
Zink | Fleisch, Käse, Eier, Vollkornprodukte, Nüsse, Hülsenfrüchte, Samen | Appetitlosigkeit, Haarausfall, neuropsychologische Störungen, Störungen der Wachstums- und Geschlechtsentwicklung, erhöhte Infektanfälligkeit, verzögerte Wundheilung |
Eisen | Fleisch, Hülsenfrüchte, Nüsse, Samen, Vollkorngetreide, grünes Blattgemüse, Schwarzwurzeln | Blutarmut, Anämie, beeinträchtigte körperliche Leistungsfähigkeit, Beeinträchtigung des Immunsystems |
Jod | Fisch, jodiertes Speisesalz, Pilze, grünes Gemüse | Kropfbildung, Unterfunktion der Schilddrüse, Wachstumsverzögerung, Beeinträchtigung der geistigen Leistungsfähigkeit |
Ein Mangel an Vitaminen, Mineralstoffen und Spurenelementen treten häufiger bei einer einseitigen, kalorienreduzierten Ernährung auf.
Mein Kind möchte sich vegan ernähren
Vielleicht hat Ihr Kind auch mal eine Phase, in der es alle tierischen Produkte ablehnt, also sich vegan ernähren möchte. Eine vegane Ernährung gilt nicht als ausgewogen und ist nicht empfehlenswert, weil das Risiko für Mangelzustände vor allem für sich im Wachstum befindende Kinder zu hoch ist. Sprechen Sie mit Ihrem Kind, erfragen Sie seine Gründe und erklären Sie ihm die Wichtigkeit tierischer Lebensmittel.