Lippenherpes in der Schwangerschaft

Wie diese Fieberbläschen entstehen, was einen Ausbruch begünstigt und wie sie behandelt werden können.

Lippen einer Frau mit Herpesbläschen
©
iStock

Lippenherpes ist eine Infektion mit dem Herpes-simplex-Virus (HSV), die im Bereich der Lippen auftritt.

Die Ansteckung und Symptome von Lippenherpes


Es gibt 2 Typen des Herpesvirus, die den Lippenherpes verursachen können:

  • Der erste Herpes-Typ (HSV Typ 1 oder Herpes labialis) äussert sich durch schmerzhafte Bläschen (Fieberbläschen) am Mund und wird über den Bläscheninhalt und Speichel übertragen. Die Herpes-Viren sind hochinfektiös und werden über engen Hautkontakt, Küssen, Schmusen, gemeinsames Benutzen eines Glases, Löffels oder Zahnbürste sowie Tröpfcheninfektion übertragen.

  • Der zweite Typ (HSV Typ 2 oder Herpes genitalis) verursacht häufiger Genitalherpes. Durch den verbreiteten Oralverkehr ist aber auch Herpes genitalis immer öfter verantwortlich für Lippenherpes und umgekehrt. 

Beide Virenarten verhalten sich ähnlich: Sobald die Viren in die Zellen der Haut und Schleimhaut eingedrungen sind, vermehren sie sich stark und entwickeln dabei kleine Bläschen, die jucken und schmerzen. Die Bläschenflüssigkeit enthält wiederum eine hohe Konzentration von Viren, die weiter übertragen werden können. Aus diesem Grund ist Herpes besonder ansteckend, wenn die Bläschen aufplatzen.

Der Herpesvirus kann immer wieder ausbrechen und Lippenherpes verursachen. 95 Prozent der Bevölkerung hatte bereits einmal Kontakt mit dem Herpesvirus - deswegen sagt man "Einmal Herpes, immer Herpes"

Ein neues Herpesbläschen kündigt sich vier bis zwölf Stunden vor dem Auftreten durch starkes Kribbeln und ein Spannungsgefühl an den Lippen an.

Ursachen von Herpesbläschen


Nach einer Erstansteckung mit dem Herpesvirus schlummert der Virus lebenslang im Körper. Sobald dieser geschwächt und das Immunsystem reduziert ist, kann das Virus aktiviert werden und es kommt zu erneuten Herpesbläschen. Für manche reicht körperlicher oder psychischer Stress, für andere eine leichte Grippe. Auch Faktoren wie Sonnenbaden, Monatsblutungen und Verletzungen können die Abwehrkräfte des Körpers schwächen. Und auch in der Schwangerschaft kommt es zu einer Schwächung der körpereigenen Abwehr.

Schaden Herpesbläschen dem Ungeborenen?


Für den Schwangerschaftsverlauf und die Geburt hat der Lippenherpes praktisch keine Bedeutung. Eine Ansteckung des ungeborenen Kindes mit Lippenherpes ist ausgeschlossen. Allerdings ist gute Sexualhygiene (kein Oralsex) wichtig, damit die Viren nicht auf den Genitalbereich übertragen werden. Auf diesem Weg könnte das Baby während der Geburt angesteckt werden.

Nach der Geburt ist noch mehr Vorsicht geboten: Haben die Eltern, Geschwister oder eine andere enge Kontaktperson des Neugeborenen gerade einen frischen Schub von Lippenherpes, muss ein Mundschutz getragen, auf Küsschen verzichtet und auf strenge und konsequente Händedesinfektion geachtet werden. Letzteres vor allem nach dem Auftragen von Salbe auf die Bläschen. Richtig gefährlich werden kann Herpes für Kinder mit Neurodermitis oder einem geschwächten Immunsystem.

Die Behandlung von Herpesbläschen


Geheilt werden kann Lippen-Herpes noch nicht - sogenannte Virostatika verkürzen nur die Akutphase und verhindern wiederholte Herpesausbrüche. Es kommen vor allem zwei Virostatika in Form von Salbe zum Einsatz: Acyclovir® und Penciclovir®. Die Substanzen hemmen die Vermehrung der Viren und sind umso wirksamer, je früher im Erkrankungsverlauf sie zum Einsatz kommen. Diese Lippensalbe ist auch in der Schwangerschaft unbedenklich. Tragen Sie Gel und Creme immer nur punktuell mit einem Wattestäbchen auf die betroffene Stelle auf. 

Grundsätzlich gilt immer: So wenig wie möglich mit den Fingern die brennende Stelle berühren. Auf gar keinen Fall die Bläschen aufkratzen oder daran herumdrücken! Beim Abheilen, das sich mitunter bis zu zwei Wochen hinzieht, hält ein Pflegebalsam mit Dexpanthenol die Lippen geschmeidig.

Hausmittel gegen Herpesbläschen


Die Komplementärmedizin schlägt verschiedene vorbeugende Massnahmen vor. Dazu gehört eine gesunde Ernährung mit einem hohen Anteil an Vollkorn-, Frisch- und Rohkost. Nahrungsmittel mit einem hohen Anteil von Aminosäuren wie Erdnüsse, Schokolade und Getreideprodukte können Herpesviren aktivieren und sollten daher vermieden oder eingeschränkt konsumiert werden. Wechselduschen und Kneippanwendungen werden zur Stärkung des Immunsystems empfohlen.

Im Bereich der Hausmittel können Sie bei Lippenherpes Folgendes versuchen:

  • Extrakte aus Aloe vera, Knoblauch, schwarzem Tee, Ingwer, Salbei, Rhabarberwurzel und Zink sind zu Beginn des Herpesausbruchs wirksam. Sind die Bläschen schon da, helfen sie nicht mehr.

  • Zitronenmelisse ist sie eines der wenigen Hausmittel, bei dem in Studien eine Wirksamkeit bewiesen werden konnte. Nach dem Auftragen der Zitronenmelisse auf die betroffenen Stellen tritt oft bereits nach wenigen Tagen oder sogar Stunden eine Besserung auf. Schwellungen und Rötungen gehen angeblich deutlich zurück. 

  • Die Wirkung von Zahnpasta geht wahrscheinlich auf Zink zurück, das aber nur in manchen Zahnpasta-Sorten enthalten ist. Greifen Sie also besser zur Zinksalbe, denn wenn Sie angetrocknete Zahnpasta entfernen, reissen Sie auch die schützende Kruste ab und die Bläschenflüssigkeit kann weitere Bereiche infizieren. 

  • Mindestens 15 Prozent Presssaft aus purpurfarbenem Sonnenhutkraut - dreimal täglich dünn aufgetragen - kann vorbeugend bei starker Sonneneinstrahlung angewendet werden.

  • Teebaumöl soll schon bei ersten Symptomen wie Jucken oder Kribbeln einen Ausbruch von Herpes verhindern. Teebaumöl gilt allerdings auch als Auslöser von Hautentzündungen, die durch Kontakt mit bestimmten Reizstoffen entstehen. Unverdünntes Teebaumöl kann Allergien und Kontaktekzeme auslösen.

  • Ein Herpes-Pflaster schützt die Wunde, weist Wasser und potenziell infektionsverursachende Hautbakterien ab. Durch das optimale Feuchtigkeitsniveau soll der hauteigene Wundheilungsprozess beschleunigt werden.

  • Kälte durch einen metallenen Löffel aus dem Kühlschrank oder Eiswürfel kann bei den ersten Anzeichen für einen Ausbruch die Virenvermehrung erschweren. Ist der Ausbruch aber bereits in vollem Gange, richtet die Kühlung nichts mehr aus.

  • Andererseits soll auch Wärmezufuhr, zum Beispiel von einem Haarföhn bei den ersten Anzeichen wie Kribbeln helfen. 

  • Honig ist für seine antibakterielle Wirkung bekannt und kann gemäss einigen Studien auch gegen Herpes-Viren hilfreich sein. Da Honig die offenen Stellen verschliesst, reduziert sich die äusserliche Verbreitung der Viren und damit das Ansteckungsrisiko. Besonders wirkungsvoll soll Manuka-Honig sein, der verantwortliche Wirkstoff ist Methylglyoxal.

Weitere Herpesviren


Bisher wurden 8 verschiedene Herpesviren erforscht. Sie verursachen nicht nur die Herpesbläschen auf der Lippe oder im Genitalbereich, sondern auch andere Infektionskrankheiten, zum Beispiel Windpocken, Zytomegalie und Pfeiffersches Drüsenfieber.

Häufige Fragen

Das Herpes-simplex-Virus, welches für den Lippenherpes verantwortlich ist, wird über Tröpfchen- und Schmierinfektion, beim Küssen, Schmusen, gemeinsamen Verwenden eines Glases, Löffels oder Zahnbürste übertragen. Besonders ansteckend ist Herpes, wenn die mit Flüssigkeit gefüllten Bläschen …
Nein, das sollte er besser nicht tun, denn die Herpesviren im Inneren der Herpesbläschen sind hochinfektiös. Ihr Mann sollte im Umgang mit dem Baby unbedingt eine Schutzmaske tragen und sich regelmässig die Hände waschen und desinfizieren. Antivirale Cremes tragen dazu bei, dass sich die Erreger …
Nein, Fieberbläschen (Herpes labialis) sind im Gegensatz zum Genitalherpes in der Schwangerschaft harmlos. Bei den Viren, welche die Fieberbläschen verursachen, handelt es sich um Herpes-simplex-Viren. Sie sind bei einem akuten Schub hochinfektiös, können aber nicht auf das ungeborene Kind …
Aciclovir-haltige Salben gegen Lippenherpes (Fieberbläschen) sind in der Schwangerschaft erlaubt. Die Einnahme von Aciclovir in Tablettenform sollte jedoch nur in begründeten Fällen erfolgen, z.um Beispiel bei Ausbruch von Herpes genitalis kurz vor der Geburt. Der Bläscheninhalt würde für das Kind …

Aus der Forschung


Letzte Aktualisierung: 25.11.2024, JZ