Mehrlinge - immer auch mehr Risiko
Zwillinge - mehr noch höhergradige Mehrlinge - sind ein besonderes Risiko in der Schwangerschaft und bei der Geburt.
Mehrlingsschwangerschaften werden – auch wenn in den meisten Fällen alles gut abläuft - grundsätzlich erst einmal als Risiko-Schwangerschaft eingestuft. Immerhin ist bei Zwillingen im Vergleich zu Einlingen das Risiko doch bis zu viermal grösser, dass die Babys die letzten Schwangerschaftsmonate bzw. die ersten Lebenswochen nicht überleben oder zum Beispiel durch Geburtskomplikationen behindert sein werden. Bei Drillingen ist dieses Risiko sogar siebenmal höher.
Vorzeitige Wehen und Zervixinsuffizienz
Das hängt hauptsächlich mit der grösseren Wahrscheinlichkeit für vorzeitige Wehen und einer Muttermundsschwäche zusammen. Beides sind die wichtigsten Ursachen für eine Frühgeburt vor der 28. Woche.
Frauen mit Mehrlingsschwangerschaften leiden ausserdem auch häufiger unter hohem Blutdruck (Hypertonie), Präeklampsie, vermehrtem Fruchtwasser, Plazentakomplikationen oder Blutungen während der Geburt. Fast alle geringfügigen Beschwerden treten häufiger bzw. in verstärktem Masse als bei einer Einlingsschwangerschaft auf. Ein besonders auffälliges Beispiel: Magenbrennen.
Zwillinge sind nicht immer gleich gross
Auch besteht eine Gefahr, dass ein Kind kleiner als das andere ist, wenn seine Plazenta nicht ausreichend funktioniert (Plazenta-Insuffizienz). Unterschiede im geschätzten Geburtsgewicht von 20 % gelten noch nicht als Besorgnis erregend. Aber manchmal wird dieser Unterschied grösser und einer der Mehrlinge stirbt schon im Mutterleib ab. Passiert das sehr früh in der Schwangerschaft, wird der tote Mehrling vom Gebärmuttergewebe aufgenommen („vanishing twin“). Eine Ausschabung (Auskratzung, Curettage) ist nicht nötig und auch gar nicht möglich. Der oder die überlebenden Mehrlinge haben gute Aussichten auf eine gesunde Entwicklung. Dennoch besteht ein erhöhtes Risiko für eine Fehlgeburt wie generell bei Mehrlingsschwangerschaften. Grundsätzlich sind bei derartigen Problemen eineiige Zwillinge immer mehr gefährdet als zweieiige.
Mehr Untersuchungen geben Sicherheit
Damit solche Risiken rechtzeitig erkannt werden können, ist eine regelmässige und sorgfältige Überwachung und Betreuung in kürzeren Abständen besonders wichtig.
Frühere Geburt ist normal
Zwillingen wird es natürlich früher zu eng im Bauch. Das Ende einer Zwillingsschwangerschaft erwarten die meisten Fachleute deshalb zwischen der 36. und 38. Woche. Die Kinder werden bei der Geburt eher untergewichtig sein als einzeln ausgetragene Neugeborene. Andererseits sind auch Zwillinge, die bis zu 3000 g auf die Waage bringen, nicht selten.
Leider kommt es oft zu einer geburtsmechanisch ungünstigen Lage der Kinder, also zu einer Steisslage oder Querlage bei einem der Zwillinge. Auch eine langwierige Geburt und Wehenschwäche sind bei Mehrlingsschwangerschaften häufiger. Wegen der möglichen Komplikationen bei Mehrlingsgeburten entscheidet man sich deshalb häufiger für künstlich eingeleitete Wehen bzw. einen geplanten Kaiserschnitt als bei Einzelschwangerschaften.