Gefährliche Schlankheitsmittel aus dem Internet
Aus der Forschung
Swissmedic, das Schweizerische Heilmittelinstitut, hat 122 Proben beschlagnahmter Importe von Schlankheitsmitteln aus dem Jahr 2010 im Labor untersucht. Das Analyse-Ergebnis ist erschreckend: Die meisten der untersuchten Schlankheitsmittel sind gesundheitsgefährdend. Swissmedic warnt nachdrücklich davor, Arzneimittel einzunehmen, die via Internet vertrieben werden.
Die 122 Proben von verschiedenen Schlankheitsmitteln stammen aus illegalen Arzneimittelimporten, die die Eidgenössische Zollverwaltung im Jahr 2010 beschlagnahmt hat. Vor deren Vernichtung untersuchte sie Swissmedic im Labor. Die Analysen zeigen, dass mehr als die Hälfte der Produkte schwere Qualitätsmängel aufweisen. Ausserdem enthielten fast 90 Prozent der Schlankheitsmittel Wirkstoffe, die die Gesundheit gefährden. So fand sich in vielen Produkten der Wirkstoff Sibutramin, der bereits vor mehr als einem Jahr weltweit vom Markt zurückgezogen wurde, weil er Herz-Kreislauf-Komplikationen verursachen kann. In einzelnen Proben fand sich das Dreifache der früher zugelassenen Dosierung, was lebensgefährlich ist.
Rimonabant, ein weiterer Wirkstoff zum Gewichtsverlust, ist ebenfalls wegen des ungünstigen Nutzen-Risiko-Verhältnisses international von Arzneimittelbehörden zurückgezogen worden. Trotzdem wird auch dieser Wirkstoff vor allem in chinesischen Betrieben noch hergestellt und auf illegalen Internetplattformen angeboten. Die Wirkstoffe werden zu erschreckend günstigen Preisen verkauft, so dass die Arzneimittelfälscher offenbar auch nicht davor zurückschrecken, diese Stoffe hoch überdosiert in ihre Produkte einzuarbeiten.
Ein Drittel der untersuchten Proben waren als rein pflanzlich deklariert, enthielten jedoch chemische Inhaltsstoffe. Zunehmend werden - nicht nur in der Schweiz - solche Produkte aus dem Internet bestellt. Swissmedic wurden im Jahr 2010 von Partnerbehörden 74 als pflanzlich angepriesene Schlankheitsmittel gemeldet, die alle Sibutramin enthielten, meist in gefährlicher Dosis. Diese Produkte tragen oft asiatische Namen und die Kapseln sind meist ansprechend verpackt, zum Teil werden sind sie sogar als Genussmittel wie Tee oder Kaffee präsentiert.
Zum Schutz der Bevölkerung werden nicht nur illegale Arzneimittelsendungen an der Schweizer Grenze abgefangen, sondern auch internationale Marktüberwachungsaktionen durchgeführt und Quellen von gefährlichen Arzneimitteln an ausländische Behörden gemeldet. So hatte Swissmedic zum Beispiel parallel zur öffentlichen Warnung vor dem Schlankheitsmittel „LiDa Dai Dai Hua" die europäische Versandadresse ins Ausland gemeldet. Kürzlich konnte der kriminellen Organisation, die dahinter steckte, in einer internationalen Operation das Handwerk gelegt werden.
Aufgrund der alarmierenden Ergebnisse der Analysen warnt Swissmedic erneut eindringlich davor, im Internet Arzneimittel zu bestellen, da diese die Gesundheit massiv gefährden können. Swissmedic erinnert zudem daran, dass es Privatpersonen gesetzlich verboten ist, aus dem Ausland grössere Mengen Arzneimittel in die Schweiz zu importieren.
Aus der Forschung: www.swissmedic.ch