Kinderängste: Was Kindern Angst macht - und wie Eltern helfen können
Angst ist grundsätzlich nichts Schlechtes, sie muss nicht bekämpft werden. Wichtig ist , dass das Kind lernt, sie zu überwinden.
Ein lauter Schrei ertönt aus dem Kinderzimmer. Als Sie angerannt kommen, steht Ihr Kind starr vor Schreck und mit weit aufgerissenen Augen auf dem Basteltisch. Auf Ihre Frage, was denn passiert sei, zeigt es stumm auf die winzige Spinne, die über den Fussboden krabbelt. Erst nachdem Sie das Tierchen in den Garten befördert haben, steigt es mit zittrigen Knien vom Tisch herunter und beruhigt sich allmählich wieder. Die Angst ist fürs Erste überstanden - bis zur nächsten Begegnung mit einem krabbelnden Achtbeiner.
Warum haben Kinder Angst?
Im Laufe ihrer Entwicklung lernen Kinder Tag für Tag viel Neues. Das ist einerseits spannend, andererseits aber auch verunsichernd. Wer weiss denn, wo überall unbekannte Gefahren lauern? Dass sich da immer mal wieder Ängste bemerkbar machen, ist vollkommen normal - und auch wichtig. Die Angst schützt Kinder nämlich davor, sich in ihrem Entdeckerdrang Hals über Kopf in gefährliche Situationen zu begeben. Sie mahnt dazu, erst einmal vorsichtig das Terrain abzutasten und sich gewisse Fertigkeiten anzueignen, ehe man sich ins Abenteuer stürzt.
Zu einer normalen kindlichen Entwicklung gehören daher auch alterstypische Ängste. Sie treten oft zeitgleich mit wichtigen Entwicklungsschritten auf. Diese sogenannten Entwicklungsängste sind eher mild und verschwinden mit der Zeit von selbst wieder. Oft treten gleichzeitig mehrere Ängste auf. Einige Beispiele für alterstypische Ängste:
Im Alter von sechs bis acht Monaten beginnen viele Kinder zu fremdeln. Auch unbekannte laute Geräusche und schnelle Bewegungen können Ängste auslösen.
Kleinkinder im Alter von ein bis zwei Jahren fürchten sich oft davor, von Mama und Papa getrennt zu sein, was sich beispielsweise beim Abschied in der Kita bemerkbar macht. Die Begegnung mit dem Samichlaus und anderen verkleideten Personen empfinden viele Kleinkinder ebenfalls als furchteinflössend.
Ab dem Alter von zwei bis vier Jahren ängstigen sich viele Kinder vor Gewittern, Feuer und der Dunkelheit. Diese Ängste dauern oft bis ins Kindergartenalter an. Auch das Alleinsein wird als beängstigend empfunden.
Vier- bis Sechsjährige fürchten sich häufig vor Fantasiegestalten wie Hexen und Monstern. Auch die Angst vor Einbrechern tritt oft auf. Als unheimlich empfundene Geräusche, Schatten an der Wand und Albträume erschweren so manchem Kind das Ein- und Durchschlafen.
Viele Kindergarten- und Primarschulkinder haben Angst vor bestimmten Tieren, beispielsweise vor Spinnen oder Hunden. Furcht vor Naturkatastrophen und anderen schlimmen Ereignissen ist ebenfalls häufig.
Ab dem Alter von sieben Jahren machen sich vermehrt soziale Ängste bemerkbar, also z. B. die Angst vor Ablehnung und Zurückweisung. Der Schulbesuch ist ebenfalls vielfach mit Ängsten verbunden, beispielsweise mit Prüfungsangst oder der Furcht, sich im Unterricht zu Wort zu melden. Schulkinder und Jugendliche sorgen sich zuweilen, ein geliebter Mensch könnte schwer erkranken oder sterben.
Das Empfinden von Angst ist sehr unterschiedlich. Während manche Kinder nahezu furchtlos durchs Leben gehen, wagen sich andere nur äusserst zögerlich an neue Situationen heran. Grundsätzlich aber gilt: Angst ist nichts Schlechtes, sie muss nicht bekämpft werden. Wichtig ist jedoch, dass das Kind lernt, mit ihr umzugehen und sie zu überwinden.
Was passiert bei Angst im Körper?
Wenn wir Angst empfinden, verarbeitet das Gehirn blitzschnell Sinneseindrücke, gleicht sie mit bisherigen Erfahrungen ab und setzt entsprechende körperliche Reaktionen in Gang. Der Körper wird in Alarmbereitschaft versetzt, damit wir entweder kämpfen oder flüchten können: Das Herz schlägt schneller, der Blutdruck steigt, die Bronchien erweitern sich, sodass die Atmung schneller und flacher wird, die Muskeln werden stärker durchblutet und spannen sich an, die Pupillen weiten sich, die Tätigkeiten von Magen, Darm und Blase werden gehemmt und wir fangen an zu schwitzen.
Je nach Situation kann es aber auch sein, dass wir bei Angst erstarren. Der Herzschlag verlangsamt sich, der Blutdruck sinkt, die Atmung wird langsamer, das Blut schiesst in die Wangen und wir erröten, vielleicht werden die Knie weich oder es treten Schwindelgefühle auf.
Bei sehr grosser Gefahr reagieren wir schon, ehe wir uns der bedrohlichen Situation bewusst geworden sind. Dies ist beispielsweise der Fall, wenn wir ein Kind vom Fussgängerstreifen zurückziehen, bevor wir das Auto überhaupt wahrgenommen haben, das mit grosser Geschwindigkeit herannaht. Doch nicht immer, wenn wir Angst empfinden, besteht eine reale Gefahr. Dies liegt daran, dass das Gehirn Erfahrungen, die mit negativen Emotionen verbunden sind, als gefährlich einstuft und daher die gleiche Reaktion auslöst wie bei einer tatsächlichen Bedrohung.
Einen guten Umgang mit der Angst finden
Sie müssen und können nicht verhindern, dass Ihr Kind in manchen Situationen Angst empfindet - Sie können aber viel dazu beitragen, dass es lernt, damit umzugehen.
1. Nehmen Sie Ihr Kind ernst: Sie wissen natürlich, dass sich hinter dem Vorhang im Kinderzimmer keine Hexe versteckt. Ihnen ist auch klar, dass Sie im Haus bestens geschützt sind vor dem Gewitter. Ihr Kind fürchtet sich jedoch trotzdem, denn sein Gehirn meldet: "Achtung, Gefahr!" Sagen Sie ihm nun, es brauche keine Angst zu haben, hilft ihm das nicht weiter. Im Gegenteil, es lernt dadurch, dass seine Empfindungen nicht wichtig sind und dass es sie besser für sich behält.
2. Versetzen Sie sich in die Lage Ihres Kindes: Wie fühlen Sie sich, wenn Ihnen ein unangenehmes Gespräch bevorsteht? Was geht Ihnen durch den Kopf, wenn Sie auf das Resultat einer ärztlichen Untersuchung warten? Wie kämen Sie damit klar, wenn auf dem Wanderweg auf einmal eine Kreuzotter auftauchte? Sofern Ihnen das Gefühl der Angst nicht gänzlich fremd ist, können Sie davon ausgehen: Ihr Kind fühlt sich gerade ganz ähnlich. Dies hilft Ihnen, einfühlsamer zu reagieren und auf seine Not einzugehen.
3. Vermitteln Sie Ihrem Kind Sicherheit: Wenn die Angst grad richtig zuschlägt, ist nicht der Zeitpunkt für lange Reden. Alles, was Ihr Kind jetzt braucht, ist Geborgenheit und die Gewissheit, dass Sie an seiner Seite sind, bis die Sache durchgestanden ist.
4. Machen Sie die Angst zum Thema: Erzählen Sie Ihrem Kind, wie Sie in Ihrer Kindheit Angst erlebt haben und was Ihnen geholfen hat. Sagen Sie ihm, in welchen Momenten Sie auch heute Furcht und Unsicherheit empfinden und wie Sie damit umgehen. Lesen Sie ihm Geschichten zum Thema vor und unterhalten Sie sich darüber, ob es sich gleich verhalten hätte wie die Figuren im Buch oder ob es anders gehandelt hätte, um die Angst zu überwinden.
5. Achten Sie auf Ihre Wortwahl: "Sei vorsichtig!" - "Pass auf!" - "Mach dir nicht weh!" Das alles ist gut gemeint und leicht dahingesagt, kann beim Kind jedoch Angst auslösen oder eine bestehende Angst verstärken. Dies gilt erst recht, wenn Ihr Kind sich gerade in einer gefährlichen Situation befindet. Es braucht jetzt keine Ermahungen, sondern Unterstützung und Ermutigung, damit es bald wieder sicheren Boden unter den Füssen hat.
6. Verzichten Sie auf Zuschreibungen: Traut sich das Kind nicht ins Wasser, ist das Urteil schnell einmal gefällt - es ist halt einfach "wasserscheu". Oft reicht es für ein Kind, eine solche Aussage ein-, zweimal zu hören, bis es der festen Überzeugung ist, dass es sich gar nicht lohnt, etwas gegen die Furcht zu unternehmen. Noch einschneidender sind die Folgen, wenn jemand zum Kind sagt, es sei ein Angsthase oder ein Feigling. Jetzt fühlt es sich nicht nur der Angst ausgeliefert, es lernt auch, dass es beschämend ist, sich zu fürchten.
7. Spielen Sie Gefahren nicht herunter: Viele Dinge, vor denen Kinder sich ängstigen, sind ja auch tatsächlich gefährlich. Mit Feuer, beispielsweise, ist nun mal nicht zu spassen, obschon es natürlich einen Unterschied macht, ob im Cheminée ein Feuer knistert oder ob die Flammen im Dachstock eines Hauses lodern. Ihr Kind weiss ganz genau, dass es nicht stimmt, wenn Sie sagen: "Feuer ist doch nicht gefährlich, du brauchst keine Angst zu haben." Vermitteln Sie ihm stattdessen: Ja, Feuer kann wunderschön, aber auch gefährlich sein. Es gibt Möglichkeiten, die Gefahr zu bannen und wir treffen alle notwendigen Sicherheitsvorkehrungen.
8. Werden Sie vertraut mit Ihren eigenen Ängsten: Sind Eltern ängstlich, hat dies meist Auswirkungen auf den Nachwuchs. Sie müssen (und können) nicht vollkommen angstfrei durchs Leben gehen, um Ihrem Kind ein gutes Vorbild zu sein. Es ist jedoch wichtig, dass Sie Ihre eigenen Ängste kennen und lernen, mit ihnen umzugehen. So vermitteln Sie Ihrem Kind: Es ist normal, Angst zu haben - man braucht sich dadurch jedoch nicht kleinkriegen zu lassen.
Das hilft Ihrem Kind, die Angst zu überwinden
Meldet sich die Angst, ist der erste Impuls oft: "Bloss weg hier! - Und in Zukunft meiden wir diese Situation lieber." Hierdurch ist aber einzig und alleine der Angst gedient, denn sie bekommt so die Erlaubnis, das Leben zu bestimmen und neue Erfahrungen zu verhindern. Damit dies nicht geschieht, müssen Kinder lernen, sich der angstauslösenden Situation zu stellen und sie mit der Zeit auch zu meistern. Dazu brauchen sie liebevolle und geduldige Unterstützung.
Rituale geben Sicherheit: Legen Sie mit Ihrem Kind fest, mit welchen stets gleichbleibenden Handlungen Sie der Angst begegnen wollen. Das kann ein Lied sein, das Sie immer gemeinsam singen, wenn draussen ein Gewitter tobt. Ein abschliessbarer Schrank, wo Sie abends die Monster "einsperren", bevor das Kind sich ins Bett legt. Ein fester Ablauf, den Sie bei jedem Abschied in der Kita zusammen durchspielen.
Etwas zum Festhalten: Ein kleines "Trösterli" kann Wunder bewirken. Beim Einschlafen ist das vielleicht der Lieblingsteddy, der Wache hält, solange Mama und Papa im Nebenzimmer schlafen. Bei der Tagesfamilie ist es das "Nuscheli", das nach zu Hause riecht. Und auf dem Weg in den Kindergarten, den das Kind jetzt alleine bewältigt, ist es ein bunt bemalter Stein in der Hosentasche, den es festhalten kann, wenn sich die Angst melden will.
Die Angst wahrnehmen und benennen: Zu erkennen, dass man Angst hat, ist nicht immer einfach. Als erstes spüren wir ja meist die körperlichen Anzeichen wie Zittern, ein flaues Gefühl im Magen oder das Herz, das aufgeregt klopft. Erklären Sie Ihrem Kind, wie Angst entsteht und wie Sie sich äussert. Und ermutigen Sie es, die Sache beim Namen zu nennen. Sagen zu können "Ich habe Angst" ist ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung. Erstens gelingt es dem Kind so, die eigenen Empfindungen einzuordnen, was ihnen schon viel von ihrem Schrecken nimmt. Und zweitens wissen die Menschen im Umfeld gleich, was los ist und können dadurch besser helfen.
Erst mal beobachten ... Ängste machen sich oft bemerkbar, wenn ein Kind noch nicht so recht weiss, was es erwartet und ob es einer Sache trauen kann. Geben Sie ihm die Möglichkeit, die Dinge erst einmal von einer sicheren Warte aus zu beobachten, bevor es selber mitmachen muss. Fürchtet es sich vor bestimmten Tieren, ist es zunächst vielleicht überfordert damit, sie in echt anzuschauen. Möglicherweise erträgt es zuerst mal nur die Fotos in einem Sachbuch oder einen Ausschnitt aus einem Dokumentarfilm. Für die Begegnung mit Grossvaters Katze oder den Besuch im Zoo ist es jetzt noch nicht bereit.
... und dann in kleinen Schritten annähern: Legen Sie mit Ihrem Kind kleine Ziele fest, die es erreichen kann. Also nicht: "Ab heute bleibst du ohne mich in der Spielgruppe", sondern "Heute Morgen bleibe ich nur bis zum ersten Kreisspiel und danach begleitet dich der Teddy". Hat dies mehrmals geklappt, erfolgt der nächste kleine Schritt, bis das grosse Ziel - ohne Eltern in der Spielgruppe bleiben - erreicht ist.
Den Blick aufs bereits Erreichte richten: Hat sich Ihr Kind zum Ziel gesetzt, seine Angst zu überwinden, wird es dabei auch Rückschläge erleben. Dies ist natürlich entmutigend. Helfen Sie ihm, zu erkennen, was es bisher erreicht hat. Es hat zwar noch nicht den Mut aufgebracht, alleine in die Bäckerei zu gehen, um Brötchen zu kaufen, aber immerhin ist es bereits selbständig den ganzen Weg dorthin gegangen. Letztes Mal hat es schon nach wenigen Schritten kehrtgemacht - es ist seinem Ziel also schon ein grosses Stück näher gekommen.
Was tue ich, wenn ...? Überlegen Sie mit Ihrem Kind, was es tun kann, wenn sich die Angst bemerkbar macht. Sich eine Handlungsmöglichkeit auszudenken, nimmt ihm das Gefühl der Machtlosigkeit. Lassen Sie es dabei zuerst selbst überlegen, was ihm helfen würde und geben Sie ihm erst Inputs, wenn ihm nichts einfällt.
Wann liegt eine Angststörung vor?
Ängste sind zwar grundsätzlich normal und Teil einer gesunden kindlichen Entwicklung - sie können aber auch ein ungesundes Mass annehmen. Von einer Angststörung spricht man, wenn die Ängste stark ausgeprägt sind, über mehrere Wochen oder Monate andauern und das Kind in seinem Alltagsleben und seiner Entwicklung beeinträchtigen. Zunächst wird nur die angstauslösende Situation gemieden, mit der Zeit weitet sich das Vermeidungsverhalten jedoch aus und betrifft immer weitere Lebensbereiche. Auch Dinge, die dem Kind stets Freude bereitet hatten, will es nicht mehr tun, um der Angst aus dem Weg zu gehen.
So nimmt beispielsweise ein Kind erst einmal einen deutlich längeren Kindergartenweg in Kauf, weil es sich vor dem Hund fürchtet, der laut bellend am Zaun hochspringt, wenn jemand vorbeigeht. Lernt es nicht, seine Angst zu bewältigen, möchte es schon bald nicht mehr mit zur Grossmutter kommen, die einen ganz lieben, folgsamen Familienhund hat. Bei der besten Freundin möchte es plötzlich nicht mehr übernachten, weil diese vielleicht wieder auf die Idee kommt, man könnte vor dem Schlafengehen mit dem Hündchen der Nachbarn Gassi gehen. Sogar die Bilderbücher mit Hunden verbannt es irgendwann aus dem Bücherregal, weil ihm alleine schon beim Anblick der Bilder angst und bange wird.
Oft ist es schwierig zu erkennen, dass sich hinter den veränderten Verhaltensweisen Angst verbirgt. Jüngere Kinder sind meist auch noch gar nicht in der Lage, die Angst als solche zu erkennen und zu benennen. Sie nehmen diese diffus wahr und klagen vorwiegend über die körperlichen Symptome wie Bauchweh oder Übelkeit. Auch vermehrte Reizbarkeit und aggressives Verhalten können Anzeichen sein. Soziale Ängste äussern sich vielfach darin, dass das Kind alles unternimmt, um nicht aufzufallen. Dinge, die unangenehme Reaktionen von Mitmenschen auslösen könnten, werden so gut als möglich versteckt. So kann es unter Umständen recht lang dauern, bis Eltern und Lehpersonen merken, dass das Kind Hilfe braucht.
Was ist eine Phobie?
Eine Phobie ist eine dauerhafte ausgeprägte Angst vor bestimmten Objekten, Tieren oder Situationen, die eigentlich ungefährlich sind. Es handelt sich dabei um eine Angststörung. Alleine schon der Gedanke an die Sache oder Situation kann starke Angstgefühle auslösen. Die betroffene Person meidet diese Angstauslöser im Alltag oder versucht, vor ihnen zu flüchten, was zu erheblichen Einschränkungen führen kann.
Einige Beispiele für Phobien, die im Kindesalter auftreten können:
Ailurophobie: Angst vor Katzen
Akrophobie: Höhenangst
Arachnophobie: Angst vor Spinnen
Astraphobie: Furcht vor Blitz und / oder Donner
Coulrophobie: Angst vor Clowns
Emetophobie: Angst vor dem Erbrechen
Kynophobie: Angst vor Hunden
Trypanophobie: Angst vor Spritzen und Injektionen
Ein Spezialfall ist die Schulphobie. Hier fürchtet sich das Kind nicht vor der Schule an sich. Im Gegenteil, ein betroffenes Kind kommt oft sehr gut klar mit dem Schulstoff und erledigt seine Hausaufgaben gewissenhaft. Den Schulbesuch versucht es dennoch um jeden Preis zu vermeiden, denn es leidet an Trennungsangst. Dies äussert sich, indem es beispielsweise auf dem Schulweg umkehrt oder gar nicht erst das Haus verlässt, weil es über Bauchschmerzen, Übelkeit oder Kopfweh klagt. Diese Beschwerden verschwinden wieder, wenn das Kind es geschafft hat, die Trennung von seiner engsten Bezugsperson zu umgehen. Das Problem ist jedoch damit nicht gelöst, denn bereits am nächsten Tag steht ihm wieder eine Trennungssituation bevor.
Wie wird eine Angststörung therapiert?
Während alterstypische Entwicklungsängste von selbst wieder verschwinden, ist dies bei Angststörungen nicht der Fall. Im Gegenteil, die Angst kann sich immer mehr ausbreiten und auf weitere Lebensbereiche übergreifen, wenn sie durch Vermeidungsverhalten bestärkt wird. Aus diesem Grund ist es wichtig, betroffene Kinder möglichst früh zu behandeln.
Als Therapieform kommt dabei meistens die kognitive Verhaltenstherapie zum Einsatz. Hierbei geht es zum einen darum, dass das Kind lernt, sich der Angst zu stellen und sie so lange auszuhalten, bis sie wieder abklingt. Bei Kindern beginnt man dabei mit leichten angstauslösenden Situationen und steigert dann allmählich den Schweregrad.
Zum anderen soll das Kind in der Therapie lernen, falsche und verzerrte Überzeugungen zu erkennen und abzubauen. Die Angst führt dazu, dass es eine Situation oder Sache als viel bedrohlicher einstuft, als dies tatsächlich der Fall ist. Es muss daher Wege finden, die Gedanken zu erkennen, die seine Angst fördern. Und es muss befähigt werden, neue Gedanken zu entwickeln, die ihm helfen, seine Furcht zu überwinden.