Hausgeburt ist sicher – aber nur unter gewissen Bedingungen
Aus der Forschung
Für Schwangere mit einem voraussichtlich geringen Risiko für Komplikationen bei der Geburt ist eine geplante Hausgeburt ebenso sicher wie die Entbindung im Krankenhaus. Zu diesem Schluss kommt eine Untersuchung, die knapp 530.000 Geburten im Zeitraum von sieben Jahren zuhause respektive im Spital verglich.
Durchgeführt wurde die im British Journal of Obstetrics and Gynaecology veröffentlichte Studie vom TNO Institute for Applied Scientific Research. Sie untersuchte vor allem die kindliche und mütterliche Todesrate und ernsthafte Erkrankungen von Kind oder Mutter zwischen der 29. Schwangerschaftswoche und dem 7. Lebenstag (Perinatalperiode).
Sowohl bei Spital- als auch bei Hausgeburten lag die Sterblichkeit innerhalb der ersten 24 Stunden ab Geburt bei 0,05 Prozent. Nur sieben von je 10.000 Neugeborenen mussten in eine Klinik gebracht werden. Unabhängig vom Geburtsort war Einlieferungs- und Sterblichkeitsrate bei den Frauen höher, die zum ersten Mal entbanden oder die bei der Geburt schon über 35 Jahre alt waren. Frauen, die eine Hausgeburt planten, waren aber häufiger über 25 Jahre alt, hatten oft bereits Geburten hinter sich und besassen eher einen mittleren oder höheren sozialen Status.
Für die Erhebung wurden nur Frauen berücksichtigt, die zwischen der 37. und 42. Schwangerschaftswoche entbanden und denen im Vorfeld ein geringes Risiko für Geburtskomplikationen attestiert worden war. Ausgeschlossen waren somit Frauen mit Frühgeburtsrisiko oder eingeleiteten Wehen sowie bei zusätzlichen Risikofaktoren wie frühere Kaiserschnitt-Entbindungen oder Zwillingsgeburten. Zusätzliches Kriterium war auch die Betreuung durch eine Hebamme ab Beginn der Wehen.
Laut Studie hängt eine erfolgreiche Hausgeburt wesentlich von einer ausreichenden Betreuung während der Schwangerschaft ab, sowie von der Verfügbarkeit gut ausgebildeter Hebammen, eines funktionierenden Transportsystems und einer ebensolchen Nachversorgung. Diese Voraussetzungen würden der Mutter erst in Summe die Wahl des Geburtsortes ermöglichen. Sei mit Schwierigkeiten bei der Entbindung zu rechnen, sollte aus Sicherheitsgründen auf die Hausgeburt verzichtet werden, geben die Studienautoren zu bedenken.
Im Unterschied zu den meisten anderen europäischen Ländern sind in den Niederlanden Hausgeburten weit verbreitet. Jedes dritte Kind kommt hier im heimischen Umfeld in Beisein einer Hebamme zur Welt. Die Studie konnte zeigen, dass die vergleichsweise hohe Geburtssterblichkeit in den Niederlanden nicht mit dem hohen Prozentsatz der Hausgeburten des Landes zusammenhängt. "Die Ergebnisse belegen, dass die Hausgeburt bei gut geschulten Hebammen, der richtigen Abschätzung des Risikos sowie bei einem gut ausgebildeten Notfallssystem eine sichere Wahl ist", so die Studienleiterin Simone Buitendijk.
Aus der Forschung: A de Jonge et al.: BJOG, online veröffentlicht am 15.4.2009
10.1111/j.1471-0528.2009.02175.x
http://www.tno.nl