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                              Erste Hilfe bei Kindern

                              Nicht immer reicht ein Pflaster. Erfahren Sie, wie Sie im Ernstfall richtig handeln.

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                              Kind bekommt ein Pflaster
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                              GettyImages

                              Kinder sind immer in Bewegung und dass es dabei zu kleinen Unfällen kommen kann, ist nicht verwunderlich. Leider bleiben Kinder aber auch vor grössere Verletzungen nicht verschont. Für Sie als Eltern ist es wichtig zu wissen, wie Sie in bestimmten Situationen richtig handeln.

                              Wie reagieren, wenn das Kind sich verletzt?


                              Als wichtigster und zugleich schwierigster Grundsatz gilt, dass Sie Ruhe bewahren. Das eigene Kind leiden zu sehen, ist für Eltern unerträglich und kann einen dazu verleiten, selber die Kontrolle zu verlieren. Damit Sie aber ganz und gar für Ihr Kind da sein, ihm unverzüglich helfen und einen Grossteil seiner Angst nehmen können, ist es unverzichtbar, dass Sie ruhig bleiben.

                              Verschaffen Sie sich hier einen Überblick über die verschiedenen Verletzungsarten und deren Behandlungsweisen, damit Sie im Ernstfall vorbereitet sind.

                              Behandlung von Schnitt-, Kratz-, Biss- und Schürfwunden


                              • Entfernen Sie als erstes Fremdkörper und Schmutz und reinigen Sie danach die Wunde unter lauwarmem, fliessendem Trinkwasser. Steht Ihnen dieses nicht zur Verfügung, benutzen Sie Mineralwasser anstelle von beispielsweise stehendem Brunnenwasser, denn dieses kann Keime enthalten.

                              • Desinfizieren Sie die Wundfläche mit einem Desinfektions-Spray.

                              • Oberflächliche Schürfwunden können Sie offen abheilen lassen.

                              • Für tiefere Schürfwunden sollten Sie ein Hydrokolloidpflaster oder ein luftdurchlässiges Wundgel zur feuchten Wundheilung verwenden. Damit wird verhindert, dass die Wunde austrocknet und sich eine Kruste bildet. Die Narbenbildung kann so reduziert werden.

                              • Blutende Bissverletzungen durch Tiere reinigen Sie unter handwarmem, fliessendem Wasser. Sobald die Blutung nachgelassen hat, decken Sie den Biss mit einer sterilen Mullkompresse ab und lassen die Wunde ärztlich untersuchen.

                              • Überprüfen Sie die Tetanus-Schutzimpfung.

                              Was tun bei Quetsch- und Platzwunden?


                              • Spülen Sie die Wunde unter fliessendem Leitungswasser oder mit Mineralwasser.

                              • Stoppen Sie anschliessend die Blutung mit einem Druckverband aus sterilen Kompressen.

                              • Kleine, saubere Platzwunden mit geraden Wundrändern können Sie mit Wundverschlussstreifen (Steri Strip) zusammenführen und verkleben.

                              • Einen Arzt aufsuchen sollten Sie bei großen, klaffenden und stark blutenden Wunden, bei Platzwunden im Gesicht, bei stark verunreinigten Wunden oder bei Wunden mit zerfetztem Wundrand.

                              Prellung, Verstauchung und Zerrung bei Kindern


                              • Stellen Sie den verletzten Körperteil ruhig. Bei Verletzungen am Arm hilft ein Dreieckstuch.

                              • Eine Kühlung der betroffenen Stellen tut gut, Blutergüsse werden gehemmt und Schwellungen gehen schneller wieder zurück.

                              • Bei einem Verdacht auf Verletzungen an Kopf, Schulter, Brustkorb, Oberarm, Wirbelsäule, Becken oder Oberschenkel sollten Sie unverzüglich den Rettungsdienst 144 alarmieren.

                              Notrufnummern Schweiz

                              117 - Polizei
                              118 - Feuerwehr
                              144 - Rettungsdienst
                              145 - Tox Info Suisse
                              1414 - Rega

                              Knochenbruch bei Kindern – richtig reagieren


                              • Stellen Sie die betroffene Stelle ruhig, bei Verletzungen am Arm, Ellbogen- oder Handgelenk mit einem Dreieckstuch.

                              • Einen offenen Bruch sollten Sie mit sterilen Kompressen abdecken, um einer Infektion vorzubeugen.

                              • Bei einem geschlossenem Bruch können Sie versuchen, den betroffenen Bereich mit Wasser zu kühlen.

                              • Bei einem Verdacht auf Verletzungen an Kopf, Schulter, Brustkorb, Oberarm, Wirbelsäule, Becken oder Oberschenkel sollten Sie unverzüglich den Rettungsdienst (Tel. 144) alarmieren.

                              • Wenn Sie eine Wirbelsäulenverletzung befürchten, heben Sie das Kind auf keinen Fall hoch.

                              Nasenbluten bei Kindern


                              • Setzen Sie das Kind aufrecht hin und ermuntern Sie es, den Kopf nach vorne zu beugen.

                              • Drücken Sie den oberen Teil beider Nasenflügel 5 bis 10 Minuten leicht zusammen, aber nur so, dass das Kind noch ungehindert atmen kann.

                              • Legen Sie dem Kind einen mit kaltem Wasser getränkten Waschlappen in den Nacken.

                              • Um Übelkeit und Erbrechen vorzubeugen, soll das Kind das Blut nicht schlucken, sondern ausspucken.

                              Behandlung von Insektenstichen


                              • Entfernen Sie mit einer Pinzette den Stachel, falls dieser noch in der Haut steckt.

                              • Kühlen Sie die Einstichstelle so bald als möglich.

                              • Reiben Sie die Einstichstelle mit einer rohen Zwiebel ein, dies lindert den Juckreiz und die Schwellung.

                              • Insektenstich-Salbe mindert den Juckreiz und verhindert so, dass Ihr Kind die Einstichstelle aufkratzt und diese sich infiziert.

                              • Bei Stichen am Kopf kann es auch ohne allergische Reaktion zu gefährlichen Schwellungen kommen, lassen Sie Stiche in diesen Bereich rasch ärztlich untersuchen. Speziell Insektenstiche im Mund oder am Hals erfordern einen sofortigen Anruf beim Rettungsdienst (Tel. 144).

                              • Allergische Reaktionen auf einen Insektenstich erfordern immer den Einsatz des Rettungsdienstes.

                              Richtig reagieren bei Verschlucken


                              • Die meisten Fremdkörperaspirationen führen nicht zu lebensbedrohlichen Situationen, da sie die Atemwege nicht komplett verschliessen.

                              • Bei Atemnot, anhaltendem Husten, Keuchen und Blaufärbung der Lippen müssen Sie sofort den Rettungsdienst (Tel.144) alarmieren.

                              • Versuchen Sie auf keinen Fall, mit dem Finger einen noch sichtbaren Fremdkörper aus dem Mund zu entfernen. Auf diese Weise schieben Sie ihn nur noch weiter hinein.

                              • Animieren Sie das Kind, den Gegenstand abzuhusten. Wenn dies nicht funktioniert, lesen Sie hier, wie Sie bei Aspirationsnotfällen weiter vorgehen sollen:

                              Gehirnerschütterung beim Kind


                              • Durch die noch nicht verknöcherten Schädelnähte ist der kindliche Kopf elastisch und kann Stösse besser abfangen.

                              • Bei Kleinkindern können Symptome auch erst nach 6 bis 12 Std. auftreten. Aus diesem Grund ist es wichtig, Ihr Kind in der Zeit nach einem Sturz auf den Kopf intensiv zu beobachten.

                              • Bei Bewusstlosigkeit, Übelkeit, Erbrechen, Desorientiertheit, verwaschener Sprache oder wenn das Kind schläfrig, apathisch oder "irgendwie anders" ist, rufen Sie unverzüglich den Rettungsdienst.

                              Notfall Ertrinken


                              • Alarmieren Sie sofort die zuständige Aufsichtsperson. Im Schwimmbad ist das der Bademeister, am Meer die Strandwache.

                              • Ist das Kind zwar bewusstlos, atmet aber noch, bringen Sie es in eine stabile Seitenlage. Ein Baby bringen Sie in Bauchlage und drehen den Kopf zur Seite.

                              • Ist das Kind bewusstlos und atmet nicht mehr, beginnen Sie sofort mit der Wiederbelebung.

                              • Versuchen Sie nicht, das Kind an den Füssen zu fassen und mit dem Kopf nach unten zu schütteln, damit das Wasser herausläuft. Das ist nicht nur nutzlos, sondern sogar gefährlich.

                              • Ziehen Sie dem Kind allenfalls die nasse Kleidung aus und halten Sie es warm.

                              • Auch wenn sich das Kind scheinbar gut von dem Badeunfall erholt hat, sollten Sie einen Arzt aufsuchen.

                              Verbrennungen beim Kind richtig behandeln


                              • Befreien Sie das betroffene Hautareal nur dann von Kleidung, wenn die Kleider nicht verschmolzen sind und an der Haut kleben.

                              • Halten Sie die verbrannte Stelle unter fliessendes, handwarmes (15 - 20 °C) Trinkwasser und kühlen sie während mindestens 10 Minuten. Vermeiden Sie Eiswasser oder Coolpacks, sie führen zu zusätzlicher Hautschädigung.

                              • Wenn dem Kind kalt wird, stoppen Sie die Kühlung.

                              • Bei Babys und Säuglingen darf wegen der Gefahr einer Unterkühlung keine Kühlung vorgenommen werden.

                              • Öffnen Sie Brandblasen nicht, sie sind ein natürlicher Infektionsschutz.

                              • Wenden Sie keine fetthaltigen Salben oder „Hausmittel“ wie Mehl etc. an. 

                              • Decken Sie nach der Kühlung die Brandwunde steril ab.

                              • Eine Verbrennung, die grösser als der Handteller des Kindes ist, muss ärztlich versorgt werden.

                              • Die Handfläche inklusive Finger des Kindes entspricht einem Prozent seiner Körperoberfläche.

                              • Sind bei Kindern unter 4 Jahren mehr als 8 Prozent und bei Kindern über 4 Jahren mehr als 10 Prozent der Hautoberfläche verbrannt, müssen Sie den Rettungsdienst (Tel. 144) alarmieren, diese Verbrennungen sind lebensgefährlich.

                              • Auch Verbrennungen im Gesicht, über Gelenken sowie im Intimbereich müssen möglichst rasch behandelt werden.

                              Was tun bei Vergiftungen?


                              • Wenn Ihr Kind ansprechbar ist, können Sie versuchen, allfällige Reste der eingenommenen Substanz aus der Mundhöhle zu entfernen.

                              • Rufen Sie Tox Info Suisse (Tel. 145) an. Dort wird Ihnen rund um die Uhr kostenlos anhand der eingenommenen Substanz genau erklärt, was zu tun ist.

                              • Provozieren Sie auf keinen Fall das Erbrechen.

                              • Wenn Ihr Kind nicht bei Bewusstsein ist, alarmieren Sie den Rettungsdienst (Tel. 144) und bringen Sie es in stabile Seitenlage.

                              Hitzschlag beim Kind


                              • Bringen Sie das Kind so schnell wie möglich aus der warmen Umgebung.

                              • Legen Sie es hin und lagern Sie seine Füsse hoch.

                              • Ziehen Sie ihm die Kleidung aus und geben Sie ihm etwas zu trinken, wenn es bei Bewusstsein ist.

                              • Kühlen Sie mit kalten Umschlägen im Nacken, unter den Achseln und in der Leiste.

                              • Stellen Sie das Kind keinesfalls unter die kalte Dusche.

                              • Bei Bewusstlosigkeit lagern Sie das Kind in der stabilen Seitenlage und alarmieren Sie den Rettungsdienst (Tel. 144).

                              Was tun, wenn das Kind unterkühlt ist?


                              • Verhindern Sie eine weitere Auskühlung des Kindes, indem Sie feuchte Kleidungsstücke entfernen und das Kind an einen warmen, trockenen und windgeschützten Ort bringen.

                              • Ist das Kind nur leicht unterkühlt, wickeln Sie es in warme Decken und geben Sie ihm zusätzlich etwas Warmes zu trinken. Erholt sich das Kind schnell, sind keine weiteren Vorsichtsmassnahmen nötig.

                              • Baden Sie das Kind auf keinen Fall heiss, dabei kann es zum Zusammenbruch des Kreislaufes kommen.

                              • Ist das Kind stark unterkühlt und/oder nicht bei Bewusstsein, verständigen Sie den Rettungsdienst (Tel.144).

                              Richtig reagieren bei einem Elektrounfall


                              • Unterbrechen Sie den Stromkreis, in dem Sie den Stecker ziehen oder die Hauptsicherung herausnehmen.

                              • Gelingt dies nicht unmittelbar, versuchen Sie, das Kind mit einem nichtleitenden Gegenstand aus Holz, Gummi, Glas oder zum Beispiel mit einem Ledergürtel an den Beinen von der Stromquelle wegziehen.

                              • Ist die Umgebung feucht (z.B. im Badezimmer), ist es wichtig, dass Sie keine Gegenstände berühren und isoliert stehen.

                              • Wenn das Kind atmet, aber nicht bei Bewusstsein ist, bringen Sie es in die stabile Seitenlage.

                              • Stromstösse verursachen häufig Herzrhythmusstörungen. Überprüfen Sie den Puls des Kindes und beginnen Sie bei fehlendem Herzschlag sofort mit der Reanimation.

                              • Rufen Sie den Rettungsdienst (Tel. 144).

                              Sind Sie up to date in der ersten Hilfe?


                              "Hauptsache, man tut etwas." Grundsätzlich ist diese Aussage in Bezug auf die erste Hilfe nicht falsch. Trotzdem gibt es Handlungen, die Sie vermeiden sollten, weil damit mehr Schaden angerichtete werden könnte. Informieren Sie sich hier, welche Massnahmen man zwar früher als gut befunden hat, nach dem heutigen Wissensstand aber nicht mehr empfiehlt.

                              Letzte Aktualisierung: 16.06.2023, JL/KM