Irrtümer über Allergien bei Kindern
Was stimmt, was nicht? Die Top Ten der falschen Aussagen und Empfehlungen bezüglich Allergien bei Kindern.
Die Zeiten, in denen man versuchte, Babys so lange wie möglich vor potenziellen Allergieauslösern zu schützen, sind vorbei. Einige Empfehlungen, die jahrelang galten, sind nicht mehr richtig.
1. Schwangere und stillende Mütter müssen auf bestimmte Lebensmittel verzichten
In der Schwangerschaft und während der Stillzeit auf gewisse Lebensmittel zu verzichten, um einer möglichen Allergie vorzubeugen, ist nicht mehr nötig. Mit einer gesunden, abwechslungsreichen und vollwertigen Ernährung tun Sie sich und Ihrem Kind viel Gutes. Ihr Baby kommt über die Nabelschnur oder die Muttermilch mit geringen Mengen möglicher Allergieauslöser in Kontakt und kann sich sanft daran gewöhnen, ohne allergisch zu reagieren.
2. Allergiegefährdete Babys sollten so lange wie möglich gestillt werden
Muttermilch ist in der ersten Zeit die beste Nahrung für das Baby, auch wenn es allergiegefährdet ist. Die möglichst lange Dauer des Stillens hat keinen direkten Einfluss auf die Vorbeugung von Allergien. Die Empfehlung lautet: Stillen Sie Ihr Baby während der ersten 4 bis 6 Monate ausschliesslich und geben Sie ihm mit dem Einführen der Beikost weiterhin Muttermilch.
3. Kuhmilch, Hühnerei oder Erdnuss sind für allergiegefährdete Babys im ersten Lebensjahr tabu
Grundsätzlich wirkt sich die frühe Einführung einer vielfältigen Beikost ab dem 5. und spätestens ab dem 7. Monat vorbeugend auf Nahrungsmittelallergien aus, weil die Kinder früh mit potenziellen Allergenen in Kontakt kommen. Zwei Ausnahmen sind:
Kinder mit einer potenziellen Hühnerei-Allergie sollten bei der Einführung der Beikost nur verbackenes oder hart gekochtes Ei bekommen.
Kindern mit einem schweren Ekzem sollten vor der Einführung der Beikost auf Allergien untersucht und getestet werden.
Bezüglich Kuhmilch und eiweissreichen Nahrungsmitteln wie Fleisch, Fisch und Ei gilt allerdings die Empfehlung, diese erst ab dem 7. Monat einzuführen. Nicht aus Gründen einer möglichen Allergie, sondern weil die Nieren noch keine grossen Mengen an Harnstoff, der aus Eiweiss gebildet wird, aus dem Blut filtern und ausscheiden können.
4. Felltragende Tiere eignen sich nicht als Haustiere
Grundsätzlich müssen Haustiere nicht abgeschafft werden, wenn ein Baby unterwegs ist. Fest steht allerdings, dass allergiegefährdete Säuglinge in einer katzenfreien Umgebung besser aufgehoben sind. Hunde gelten als nicht problematisch.
5. Passivrauchen der Mutter ist nicht problematisch
Tabakrauch zu meiden, ist eine wichtige Massnahme für die Vorbeugung von Allergien, denn Passivrauchen erhöht das Allergierisiko deutlich. Dies gilt bereits für die Mutter während der Schwangerschaft.
6. Impfen löst bei Babys Allergien aus
Dass Impfungen das Immunsystem von Babys überlasten und deshalb Allergien auslösten, ist nicht belegt. Im Gegenteil: Es gibt Hinweise, dass Impfungen das Allergierisiko senken können.
7. Wenn ich mein Baby von Anfang mit HA-Milch füttere, bekommt es keine Allergie
Hypoallergene Säuglingsnahrung eignet sich nur für Babys, die tatsächlich eine Allergie haben. Bei Kindern, die zwar allergiegefährdet sind, aber keine Überempfindlichkeit erkennen lassen, kann die HA-Säuglingsnahrung keine Allergie verhindern.
8. Ziegen-, Schafs- oder Stutenmilch sowie Getreidedrinks schützen Babys vor Allergien
Diese Milchen sind alle keine Alternative für die Ernährung allergiegefährdeter Babys.
Auch wenn manche Babys allergisch auf das Eiweiss der Kuhmilch reagieren, sind Ziegen-, Schafs- oder oder Stutenmilch keinesfalls besser geeignet für die Ernährung von Babys. Die Eiweissstruktur der Ziegenmilch ist demjenigen der Kuhmilch sehr ähnlich und ein allergisches Baby kann auch darauf reagieren. Schafs- und Stutenmilch können ebenfalls keine allergievorbeugende Wirkung nachgewiesen werden. Ausserdem bestehen Mängel in der Vitamin- und Mineralstoffzusammensetzung und sind darum nicht für die Säuglingsernährung geeignet.
Auch Frischkornmilch, Mandel- oder Reismilch sind für Säuglinge auf gar keinen Fall zu empfehlen und sollten nicht zur Allergieprävention eingesetzt werden. Je nach Rezept ist der Eiweissgehalt zu hoch oder zu gering und/oder die Proteinqualität unzureichend.
Säuglingsnahrung auf Sojabasis sind ebenfalls aus ernährungsphysiologischer Sicht nicht geeignet. Dies vor allem, weil der Nährstoff- und Energiegehalt zu gering ist und Soja östrogenartigen Inhaltsstoffe enthält. Sojaprodukte können aber im Rahmen der Beikost verabreicht werden.
9. Wenn ich alle vorbeugenden Massnahmen ergreife, bekommt mein Baby keine Allergie
Einen hundertprozentigen Schutz gibt es leider nicht, denn bei der Entstehung von Allergien spielen auch die Erbanlagen in der Familie die grösste Rolle. Einige Massnahmen können jedoch dazu beitragen, dass Babys seltener an Allergien erkranken oder sie können den Zeitpunkt des Allergieausbruchs verzögern.
10. Allergievorbeugung macht nur für allergiegefährdete Babys Sinn
Grundsätzlich kann jedes Baby eine Allergie entwickeln, auch solche aus bis bisher allergiefreien Familien. Die Empfehlungen zur Vorbeugung von Allergien senken nicht nur das Allergierisiko, sondern fördern auch eine gesunde Entwicklung des Babys.