Gar nicht so einfach, die richtige Antwort zu finden
Es fängt ganz harmlos an mit "Mama, da da?" und falls Mama das Glück hat, zu wissen, was "da da" ist, kann sie antworten. Andernfalls wird sie zum ersten Mal erleben, woran sie sich schon bald gewöhnen wird, nämlich, dass sie die Fragen ihres Kindes nicht beantworten kann.
"Mama, ist das?", wird es schon bald heissen, wenn das Kind etwas wortmächtiger geworden ist. Auch diese Frage lässt sich vielleicht noch beantworten, doch es dauert nicht lange, bis das Kind das Wort "warum" gelernt hat und jetzt wird es richtig schwierig:
"Mama, warum ist der Himmel blau?"
"Mama, warum gibt es böse Menschen?"
"Mama, warum kann ich zu Weihnachten keine Rakete bekommen?"
"Mama, warum ist die Frau so dick?"
"Mama, warum frage ich immer warum?"
Natürlich wird jede anständige Mutter versuchen, die vielen "Warums" mit klaren, möglichst wahrheitsgetreuen Antworten aus der Welt zu schaffen, doch das kann schwierig werden, vor allem, wenn "die dicke Frau" in Hörweite ist.
Irgendwann werden die "Warums" weniger, dafür wird jetzt die Welt des Übersinnlichen interessant: "Gibt es Hexen? Und Gespenster? Und den Osterhasen? Und das Sams?" Tja, wie soll man da antworten, ohne die zauberhafte Welt zu zerstören, in der das Kind in diesem Alter lebt?
Wie soll man da antworten?
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Aber die kindliche Welt ist nicht alleine von unsichtbaren Wesen bevölkert, auch über die Menschen, mit denen das Kind das Leben teilt, hat es unzählige Fragen. Klar, einige davon sind leicht zu beantworten. "Mama, hast du mich lieb?", zum Beispiel, oder "Wohnt die Kindergärtnerin im Kindergarten?". Aber wie lautet die ehrliche Antwort auf "Findest du meine Zeichnung schön?" Und wie beantwortet man die Frage "Mama, wie bin ich in deinen Bauch gekommen?" so, dass das Kind die Antwort versteht?
Dann kommt die Schule und damit neue Fragen: "Wie viel gibt 8 mal 27?", "Warum schreibt man Sommer mit zwei m?" und schliesslich, nach ein paar Jahren: "Warum muss ich das alles überhaupt lernen?" Und dann natürlich die Fragen, welche das Leben mit Gleichaltrigen mit sich bringt: "Warum zieht mich Luis immer an den Zöpfen?" oder " Mama, findest du es nicht auch ungerecht, dass Sabine eine bessere Note hat als ich, obschon sie viel schlechter zeichnen kann als ich?"
Kaum glaubt man, die kindliche Neugierde habe sich gelegt und ansonsten könne man das Kind ja auf Wikipedia verweisen, kommen die wirklich nahrhaften Fragen: "Mama, liebst du Papa?", mit einem verlegenen Lachen, aber ganz klar ernst gemeint: "Wie schafft ihr es, zusammen zu bleiben?" und schliesslich, wenn Mama nicht dabei ist: "Papa, bist du unter Mamas Pantoffel?"
Spätestens jetzt sollte den Eltern klar sein, dass der Nachwuchs nie aufhören wird, Fragen zu stellen, und darum sollten sie sich innerlich schon mal eine Antwort zurechtlegen auf die Frage: "Fandet ihr meine Zeichnungen wirklich schön, als ich klein war?"