Kinesiologie
Muskeltest, "Touch for Health" und "Brain Gym": Was versteht man darunter und wie werden die Methoden eingesetzt?
Die Kinesiologie beruht auf dem Grundgedanken aus der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM), dass die Lebensenergie (Qi) frei durch den Körper fliessen soll. Ein gestörter Energiefluss manifestiert sich gemäss dieser Vorstellung in Krankheiten, Beschwerden, Suchtverhalten, Allergien, Stress, Erschöpfung, Lernschwierigkeiten, psychischen Problemen etc.
Der kinesiologische Muskeltest
Um die Blockaden im Energiefluss aufzuspüren, wird in der Kinesiologie ein sogenannter Muskeltest durchgeführt. Dabei übt die Kinesiologin einen leichten Druck auf einen bestimmten Muskel des Patienten aus - meist am Arm. Hält der Muskel dem Druck stand, wird dies als Zeichen dafür gedeutet, dass die Energie im Fluss ist. Gibt er hingegen nach und erschlafft, gilt dies als Hinweis auf einen gestörten Energiefluss. Kinesiologen gehen davon aus, dass diese Reaktionen des Muskels unwillkürlich geschehen und nicht mit dem Verstand kontrolliert werden können.
Wie wird Kinesiologie eingesetzt?
Der Muskeltest wird eingesetzt, um auf eine breite Vielfalt von Fragestellungen eine Antwort zu bekommen. So soll er beispielsweise aufdecken können, welche Organe von einer "Blockade" betroffen sind, ob eine Nahrungsmittelunverträglichkeit vorliegt, welche Therapieform zur Behandlung von Beschwerden eingesetzt werden soll, ob ein Arzneimittel oder eine Substanz dem Körper schadet oder welches homöopathische Mittel sich am besten zur Linderung eignet. Dazu werden der Patientin während des Muskeltests entweder Fragen gestellt, Medikamente, Lebensmittel oder Gegenstände in die Hand gegeben sowie Arznei- oder Lebensmittel auf die Zunge gelegt.
"Touch for Health" ist eine Variante der Kinesiologie, bei der einerseits diverse Spielarten des Muskeltests eingesetzt werden, andererseits das innere Gleichgewicht wieder hergestellt werden soll. Dies mithilfe von Akupressur an bestimmten Reflexpunkten, dem Ausstreichen von Meridianen (Energiebahnen gemäss TCM) und Massagen von Muskelpartien.
Eine weitere Kinesiologie-Methode, die insbesondere bei Kindern oft zum Einsatz kommt, ist "Brain Gym". Dabei handelt es sich um Körperübungen, welche die Gehirnleistung aktivieren und verbessern sowie die Zusammenarbeit der Gehirnhälften fördern sollen. Oft werden sie empfohlen, um Kindern mit Lernschwierigkeiten und Teilleistungsstörungen zu unterstützen.
Gibt es Risiken?
Obschon kinesiologische Methoden grundsätzlich nicht schaden, ist die Kinesiologie als Ganzes nicht komplett risikofrei:
Verlässt sich ein Patient ausschliesslich und ohne weitere medizinische Abklärungen auf eine kinesiologische Diagnose, können schwere Krankheiten übersehen werden, weil der Muskeltest angezeigt hat, es sei alles in Ordnung.
Wird im kinesiologischen Muskeltest beispielsweise eine Nahrungsmittelunverträglichkeit festgestellt, die anschliessend nicht medizinisch abgeklärt wird, verzichtet die Patientin unter Umständen grundlos auf bestimmte Lebensmittel. Dies kann zu Mangelerscheinungen führen.
Zeigt der Muskeltest an, dass gewisse Medikamente nicht mehr gebraucht werden und der Patient verlässt sich ausschliesslich darauf, kann dies zum Abbruch einer wirksamen und wichtigen Therapie führen.
Was ist Alternativmedizin?
Als Alternativmedizin bezeichnet man Diagnose- und Behandlungsmethoden, die anstelle von naturwissenschaftlich begründeten Therapieformen zum Einsatz kommen. Werden sie ergänzend zu "schulmedizinischen" Behandlungen eingesetzt, spricht man von "Komplementärmedizin". Obschon sich die einzelnen Methoden stark unterscheiden, gibt es einige Gemeinsamkeiten:
- Sie basieren auf Grundprinzipien, die sich nicht mit dem aktuellen Wissensstand der Forschung decken. Oft sind sie auch durch weltanschauliche Überzeugungen geprägt.
- Ihre Wirkungsweise kann nicht mithilfe der Naturwissenschaft erklärt werden.
- Ihre Wirksamkeit ist nicht zweifelsfrei durch wissenschaftliche Studien, deren Ergebnisse reproduziert werden konnten, belegt. Aus naturwissenschaftlicher Sicht wirken die Therapien nicht über den Placeboeffekt hinaus.
- Werden die Diagnose- und Therapiemethoden als Ersatz für nachweislich wirksame Behandlungen eingesetzt, besteht das Risiko, dass schwere Krankheiten unerkannt bleiben und zu spät behandelt werden.