Alleine Mutter werden

Wenn Sie während der Schwangerschaft und nach der Geburt auf sich alleine gestellt sind, sind drei Dinge besonders wichtig: Ihre Rechte zu kennen, eine rundum gute Vorbereitung und Menschen, die für Sie da sind.

Ältere Frau berührt den Bauch ihrer schwangeren Tochter
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Vielleicht hat sich mitten in der Schwangerschaft herausgestellt, dass die Partnerschaft weniger tragfähig ist als gedacht. Vielleicht war für Sie aber auch schon von Anfang an klar, dass Sie Ihr Kind alleine bekommen werden. Wie auch immer Ihre persönliche Situation aussieht: Diese sechs Fragen sind besonders wichtig, wenn Sie Ihr Kind (mehrheitlich) ohne Partner grossziehen. 

1. Wo kann ich mich informieren?


Je nachdem, wie Ihre persönliche Situation aussieht, stellen sich ganz unterschiedliche Fragen. Ratgeber für Einelternfamilien sind zwar hilfreich, können aber oft nur eine erste Orientierung bieten. Damit Sie rechtlich gut abgesichert sind und sich auf Ihre neue Familiensituation ganz konkret vorbereiten können, ist eine individuelle Beratung sehr wichtig. Dies gilt insbesondere dann, wenn Sie sich mit dem Vater des Kindes nicht einig sind und befürchten, er könnte seinen Pflichten nicht nachkommen.

Der Schweizerische Verband alleinerziehender Mütter und Väter (SVAMV) bietet umfassende Informationen für Einelternfamilien. Dem Verband sind diverse regionale Vereine angeschlossen, die sich für die Belange von alleinerziehenden Eltern starkmachen. Der SVAMV berät Sie telefonisch in Fragen rund um Ihre persönliche Situation oder vermittelt Ihnen den Kontakt zu entsprechenden Fachstellen. Auch die Frauenzentralen sowie kantonale Familienberatungsstellen sind eine gute Anlaufstelle, wenn Sie sich informieren und in rechtlichen Angelegenheiten beraten lassen möchten.

2. In welchen Fragen sollte ich mich beraten lassen?


Selbst dann, wenn der Vater Ihres Kindes in Ihrem Familienleben nur eine marginale Rolle spielen wird, gibt es doch einiges, das Sie gemeinsam regeln müssen. Je besser Sie Ihre Rechte und Pflichten kennen, umso sachlicher können Sie die Dinge angehen. Verlassen Sie sich dabei nicht auf Tipps aus dem Freundes- und Familienkreis, sondern informieren Sie sich bei Fachstellen, die Ihnen genau aufzeigen können, was in Ihrem Fall gilt. Lassen Sie sich auch nicht um des lieben Friedens willen zu einer Abmachung überreden, von der Sie nicht wissen, ob sie in Ihrem Interesse ist. Bevor Sie mit dem Vater Ihres Kindes eine Vereinbarung treffen, sollten Sie sich über die folgenden Punkte informieren:

  • Sorgerecht

  • Obhutsrecht

  • Anerkennung der Vaterschaft

  • Unterhaltszahlungen

  • Besuchsrecht

Eine erste Orientierung dazu finden Sie in unserem Bereich "Arbeit, Recht und Finanzen"

3. Schwangerschaft und Geburtsvorbereitung: Was brauche ich?


Trotz des gesellschaftlichen Wandels hält sich die Vorstellung hartnäckig, dass zu jeder werdenden Mutter auch ein Partner gehört, der sein Kind voller Vorfreude erwartet. Viele Geburtsvorbereitungskurse sind auf Paare ausgerichtet; dass der werdende Papa bei den Schwangerschaftskontrollen und der Geburt dabei sein wird, gilt oft als selbstverständlich. Dies kann sehr schmerzhaft sein - selbst dann, wenn Sie eigentlich rundum zufrieden sind mit Ihrer Situation.

Wichtig ist jedoch nicht, was andere für eine "perfekte Familie" halten. Wichtig ist, dass Sie sich überlegen, was Sie brauchen, um gut durch die Schwangerschaft zu kommen: Eine Begleitperson, die zu den Ultraschallkontrollen mitkommt und diese besonderen Momente mit Ihnen teilt? Ein Geburtsvorbereitungskurs, bei dem keine Partner dabei sind und in dem die werdenden Mütter ganz im Zentrum stehen? Eine Hebamme, die Sie durch die Schwangerschaft begleitet und dann auch als Beleghebamme bei der Geburt dabei ist? Austausch mit anderen Müttern, die ihr Kind ohne Partner bekommen? 

Denken Sie auch an die ganz praktischen Dinge: Wer kann für Sie sorgen, falls Schwangerschaftskomplikationen auftreten, die Sie zum Kürzertreten zwingen? Wer hilft Ihnen, schwere Gegenstände zu transportieren, um das Kinderzimmer einzurichten? Wer ist in den letzten Schwangerschaftswochen auf Abruf für Sie da, um Sie ins Spital zu fahren, wenn die Wehen einsetzen? 

4. Wer begleitet mich zur Geburt?


Wenn Sie ein gutes Verhältnis zum Vater Ihres Kindes haben und er eine aktive Rolle in Ihrem Familienleben spielen soll, einigen Sie sich möglicherweise darauf, dass er bei der Geburt dabei sein wird. Lassen Sie sich jedoch auf keinen Fall dazu drängen, falls Ihnen bei diesem Gedanken nicht wohl ist. Beim Gebären haben Ihre eigenen Bedürfnisse oberste Priorität. Wenn Sie lieber Ihre Mutter, eine gute Freundin oder Ihre Schwester an Ihrer Seite haben möchten, ist dies Ihre freie Entscheidung. 

Eine Geburt im Geburtshaus oder eine Beleghebammengeburt ist eine gute Möglichkeit, in einem etwas vertrauteren Rahmen zu gebären. Die Hebamme an Ihrer Seite zu wissen, die Sie bereits durch die Schwangerschaft begleitet hat, kann Ihnen ein Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit vermitteln. Voraussetzung dafür ist, dass die Schwangerschaft ohne Komplikationen verläuft. 

5. Wie organisiere ich das Wochenbett?


Planen Sie die ersten Wochen mit dem Neugeborenen sorgfältig. Einerseits, indem Sie während der Schwangerschaft alles für die Ankunft des Babys vorbereiten, Vorräte einkaufen und Kontakt aufnehmen zu einer Hebamme, die Wochenbettbesuche macht. Andererseits, indem Sie Vorkehrungen treffen, damit Sie möglichst wenig ganz auf sich alleine gestellt sind. In welchem Umfang Sie auf Unterstützung angewiesen sind, hängt von verschiedenen Faktoren ab: wie die Geburt verläuft, wie schnell Sie sich körperlich erholen, wie gut es mit dem Stillen klappt, wie viel Ihr Baby weint, wie viel Schlaf Sie bekommen etc.

Bevor das Baby da ist, lässt sich noch nicht abschätzen, wie dies bei Ihnen sein wird, darum ist es sinnvoll, bereits während der Schwangerschaft verschiedene Unterstützungsmöglichkeiten zu planen. Hilfreich ist es sicher, wenn Ihnen eine oder zwei Frauen zur Seite stehen, die wissen, was es bedeutet, Mutter zu werden. Diese sollten Sie auch zu Unzeiten anrufen dürfen, zum Beispiel wenn spätabends die Nerven blank liegen, weil das Baby schon seit einer Stunde weint. Da die Nächte mit dem Neugeborenen besonders herausfordernd sein können, sind Sie vielleicht auch froh darum, wenn in den ersten Wochen eine nahestehende Person bei Ihnen übernachtet, um Sie zu unterstützen. Oder aber Sie vereinbaren gleich mit Ihrer Mutter oder einer guten Freundin, dass sie die ersten zwei, drei Wochen bei Ihnen wohnt, damit Sie sich erholen und ganz auf Ihr Kind konzentrieren können. 

Es ist vollkommen normal, wenn Sie im Wochenbett manchmal dünnhäutig sind und Gefühlsschwankungen erleben - das geht fast allen Müttern so. Sie können und müssen nicht jederzeit stark und glücklich sein, denn zuweilen fühlt sich das Muttersein als eine riesige Überforderung an. Eine Person in Ihrem Leben zu haben, mit der Sie offen über solche Gefühle reden können und sich auch mal ausweinen dürfen, ist Gold wert. Diese Person sollte Ihnen auch offen sagen dürfen, wenn sie den Eindruck hat, es gehe Ihnen nicht gut oder Sie bräuchten mehr Unterstützung. Um sich vor ungebetenen Ratschlägen zu schützen, hilft es, wenn Sie sich gut überlegen, wem Sie sich gerne anvertrauen und bei wem Sie lieber nicht zu viel von sich preisgeben. 

6. Wie kann ich gut zu mir selber schauen?


Wenn Sie die Verantwortung für Familien- und Erwerbsarbeit mehrheitlich alleine tragen, kommt die persönliche Erholungszeit oft zu kurz. Damit Ihre Batterien nicht bald einmal komplett leer sind, ist es wichtig, dass Sie ...

  • Ihren Alltag gut planen. Es mag langweilig klingen, mit Checklisten, Menü- und Tagesplänen zu arbeiten. Das Leben mit Kind bringt jedoch so viel Unvorhersehbares mit sich, dass Sie froh sind, wenn Sie sich über die Dinge, die planbar sind, nicht auch noch viele Gedanken machen müssen. 

  • Momente, die Ihnen alleine gehören, fix im Kalender eintragen. Genau so, wie Sie z. B. immer am Mittwoch den Wocheneinkauf erledigen und am Samstag die Wohnung putzen, können Sie festlegen, dass Sie jeden Donnerstag etwas tun, was Ihnen guttut. Ist dies ausnahmsweise mal nicht möglich, holen Sie die kleine Auszeit innerhalb der nächsten Tage nach. 

  • nach Möglichkeit feste Zeiten einplanen, in denen jemand Ihr Kind hütet. So könnten Sie beispielsweise mit Ihren Eltern vereinbaren, dass Ihr Kind immer am ersten Wochenende im Monat bei ihnen übernachtet. Dank der Regelmässigkeit entfällt der Aufwand, freie Zeiten stets aufs Neue organisieren zu müssen. Auch hier gilt wieder: Fällt der Termin ausnahmsweise ins Wasser, vereinbaren Sie gleich einen neuen.

  • kinderfreie Zeiten nicht nur zum Erledigen von Pflichten nutzen. Es fühlt sich zwar durchaus gut an, wenn der ganze Wäscheberg gewaschen und der Haushalt gemacht ist - ein entspannendes Bad oder ein Kaffee mit einer guten Freundin sind aber ebenso wichtig und äusserst kostbar. 

  • sich mit anderen Eltern vernetzen, damit Sie einander gegenseitig aushelfen können. Besonders wertvoll ist es, wenn sich darunter andere Einelternfamilien befinden. Neben der gegenseitigen Unterstützung ist nämlich auch der Austausch wichtig. Und der ist oft besser, wenn das Gegenüber ganz genau weiss, was es bedeutet, den Familienalltag mehrheitlich alleine zu managen.

  • die Kinderbetreuung nach Möglichkeit nicht aufs Minimum beschränken. Sofern es Ihre Finanzen zulassen, könnten Sie beispielsweise drei volle Tage bei der Tagesfamilie oder in der Kita buchen, obschon Sie in einem 50 % - Pensum arbeiten. So haben Sie regelmässig einen halben Tag, um Dinge zu erledigen und ein wenig zu verschnaufen, währenddem Ihr Kind bestens umsorgt ist. Viele Mütter machen sich ein Gewissen, wenn ihr Kind länger als unbedingt erforderlich auswärts betreut wird. Dies ist jedoch unbegründet. Auf lange Sicht ist es für Ihr Kind besser, wenn Sie in der Lage sind, Ihren Alltag zu meistern. Ist Ihr Energietank erst mal leer, wird es schwierig, sich gut um seine Bedürfnisse zu kümmern. 

  • Ihre eigenen Bedürfnisse nicht aus den Augen verlieren. Dies geschieht leichter als gedacht, denn für die meisten Mütter und Väter stehen die Bedürfnisse des Kindes im Vordergrund. Und bei der Arbeit möchten Sie ja auch ihr Bestes geben. Nehmen Sie sich immer wieder ein paar Momente Zeit, um zu überlegen, wie Sie Kraft für Ihren Alltag tanken können. Je konkreter Sie wissen, was Ihnen fehlt, umso gezielter können Sie sich um die Erfüllung Ihres Wunsches kümmern. Und Sie haben auch eher eine Antwort parat, falls jemand fragt: "Was kann ich für dich tun?" 

  • gut auf Ihre psychische Gesundheit achten. Das Risiko, an einer postpartalen Depression zu erkranken, ist für alleinerziehende Mütter erhöht. Mit dem kurzen Fragebogen der Edinburgh-Postnatal-Depression-Skala können Sie auf einfache Weise überprüfen, ob dies bei Ihnen der Fall sein könnte. Am besten machen Sie es sich zur Gewohnheit, diese Fragen im ersten Jahr nach der Geburt ca. alle zwei Wochen für sich zu beantworten. Den EPDS-Fragebogen finden Sie auch in der "PPD Krisen-App" des Vereins Postpartale Depression Schweiz. Dort können Sie nicht nur das jeweilige Resultat des Selbsttests speichern, sondern auch kleine Tagebucheinträge machen. Das hilft Ihnen, mit wenig Aufwand Ihre Stimmungslage zu erfassen. In der App finden Sie zudem Adressen von Fachleuten und Selbsthilfegruppen. 

  • von Angeboten für Alleinerziehende Gebrauch machen. Insbesondere, wenn die Finanzen knapp sind, sind Ferien- und Freizeitangebote für Einelternfamilien eine grosse Entlastung. Falls Sie mit einem sehr kleinen Budget über die Runden kommen müssen, ermöglicht Ihnen die KulturLegi der Caritas vergünstigten Zugang zu einem breiten Angebot an Kultur- und Freizeitangeboten. 

Letzte Aktualisierung: 14.06.2022, TV