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                              Sturz vom Wickeltisch

                              Aus der Forschung

                              Baby auf dem Wickeltisch
                              ©
                              GettyImages

                              Es passiert oft ganz schnell: Ein unachtsamer Moment, schon hat sich das Baby zur Seite gerollt – und stürzt vom Wickeltisch. Über 80 Prozent aller Verletzungen von Kindern unter zwei Jahren passieren im häuslichen Umfeld. Stürze vom Wickeltisch stehen dabei an erster Stelle der Unfallursachen. Wenn Säuglinge oder Kleinkinder aus dieser Höhe fallen, kann das zu schweren Verletzungen – insbesondere am Kopf – führen. Lebensbedrohliche Schädel-Hirn-Traumen (SHT) können die Folge sein: „Weil der Kopf kleiner Kinder im Vergleich zu den anderen Körperteilen relativ gross und schwer ist, trifft er meist als Erstes auf“, sagt Dr. med. Tobias Schuster von der Deutschen Gesellschaft für Kinderchirurgie (DGKCH).   

                              Was die Stürze ausserdem so gefährlich macht: In diesem Alter sind zum einen die Schutzreflexe noch schwach ausgebildet, zum anderen lässt sich die noch nicht stabil verknöcherte, dünne Schädeldecke leicht eindrücken. Außerdem reissen die noch zarten Blutgefässe im Bereich der Hirnhäute bei heftigen Stössen leicht ein und können dadurch bedrohliche Blutungen im Kopf verursachen.

                              Zwar stufen Ärzte mehr als 90 Prozent der Schädel-Hirn-Traumen mit der Diagnose „Gehirnerschütterung“ bei Kindern als leicht ein. Doch nicht immer lässt sich die Schwere der Verletzung sofort beurteilen. „Deshalb ist in jedem Fall eine sorgfältige Beobachtung über 24 bis 48 Stunden nach dem Vorfall angezeigt. Erscheint der Sturz harmlos und geht es dem Kind gut, genügt zunächst die Überwachung zu Hause durch die Eltern. War der Unfall eher schwer, zeigen sich eindeutige Verletzungen oder erscheint das Kind in seinem Verhalten verändert, sollte es unmittelbar ins Krankenhaus aufgenommen werden“, so der Kinderchirurg. 

                              Denn: Eine Blutung im Schädelinneren kann sich noch Stunden bis Tage nach dem Unfall bemerkbar machen. Zu den Symptomen gehören Erbrechen, Krampfanfälle, ein verändertes Wesen, Lust- und Appetitlosigkeit, Schläfrigkeit oder Kopfschmerzen. „Die beiden Pupillen sollten bei gesunden Kindern normalerweise gleich gross sein und kleiner werden, wenn Licht darauf scheint. Ist dies nicht der Fall, ist das ein Alarmzeichen“, erklärt Schuster.

                              Sind Eltern im Zweifel, sollten sie ihr Kind umgehend einem Kinderchirurgen oder Kinderarzt vorstellen. Doch auch wenn es gilt, in diesen Fällen keine Zeit zu verlieren, sollte immer darauf geachtet werden, unnötige Untersuchungen und Massnahmen zu vermeiden, die das Kind zusätzlich belasten. „Zur Ersteinschätzung kommt heute bevorzugt eine Ultraschalluntersuchung zum Einsatz“, sagt der Experte. Ein qualifizierter Kinderradiologe kann damit meist die Frage nach einem Schädelbruch schonend – und ohne die Strahlenbelastung durch das Röntgen oder die Computertomografie – abklären. Besonders bei Säuglingen sei auch der Ausschluss einer Hirnblutung per Ultraschall möglich.

                              Doch Vorbeugen ist immer noch die beste Therapie: „Kinder entwickeln sich sprunghaft und können sich von einem Tag auf den anderen plötzlich drehen – das ist Eltern oft nicht bewusst“, so Schuster. Eltern sollten immer eine Hand am Kind haben, wenn es auf dem Wickeltisch liegt. Damit der Nachwuchs nicht herunterfallen kann, sind zudem hohe Seitenwände am Tisch vorteilhaft. Und auf der sicheren Seite ist, wer unruhige, eingecremte oder nasse Kinder gleich auf dem Bett oder dem Boden wickelt.

                              Letzte Aktualisierung: 17.02.2021, BH