Mit Fruchtbarkeitstracker und Wearables zum Wunschkind
Fruchtbarkeitstracker oder Apps unterstützen die Methode der natürlichen Familienplanung.
Wenn es mit dem Schwangerwerden nicht so recht klappt, helfen elektronische Fruchtbarkeits- oder Zyklustracker. Das Angebot an Wearables für Frauen mit Kinderwunsch wächst. Die digitalen Helfer berechnen die fruchtbaren Tage anhand von unterschiedlichen Ansätzen. Vorsicht ist stets beim Datenschutz geboten.
Um schwanger zu werden – und damit ihren Lebenstraum zu erfüllen – greifen viele Paare auf medizinische Hilfe zurück. Eine reproduktionsmedizinische Behandlung ist jedoch nicht nur kostspielig, sondern kann auch körperlich und seelisch sehr belastend. Wenn das Temperaturmessen und das Beobachten des Zervixschleims über längere Zeit nicht zum Erfolg führt, gibt es heute hilfreiche Alternativen. Wearables versprechen, die Chance auf eine Schwangerschaft mit digitaler Unterstützung zu erhöhen.
So erhöhen Sie Ihre Chancen auf Erfüllung des Kinderwunschs
- Wearables sind direkt mit dem Körper verbunden und messen so Basaltemperatur und weitere Parameter.
- Geprüfte Medizinprodukte sind bei der Prognose des Eisprungs genauer als Lifestyle-Produkte.
- Achtung, sensible Daten! Achten Sie sich besonders genau, wem Sie Ihre Daten weitergeben.
Welche Fruchtbarkeitstracker gibt es auf dem Markt?
Die modernen digitalen Helfer nutzen die altbekannte Methode der natürlichen Familienplanung (NFP), die unter anderem auf der Temperaturmethode basiert: Der Verlauf der Basaltemperatur, die sogenannte Kerntemperatur des Körpers, die sich während des Schlafes einstellt, weist auf den Eisprung hin.
Vaginale Wearables
So gibt es zum Beispiel Wearables, die vaginal angewendet werden. Sie bestehen aus einem kleinen Gerät, das die Form und Grösse eines Tampons oder eines flexiblen Kunststoffrings hat und mit einem Biosensor ausgestattet ist. Für eine tägliche Erfassung und exakte Bestimmung der Körperkerntemperatur trägt die Frau das Wearable nachts. Der «Tampon» ist ein Minithermometer, das während der gesamten Schlafdauer in der Scheide bleibt und die Daten morgens nach dem Entfernen per Bluetooth an das Smartphone sendet.
Der Kunststoffring wird nach der Menstruation in die Scheide eingesetzt und erst wieder beim Einsetzen der nächsten Periode herausgeholt. Die Auswertungssoftware erstellt eine genaue Auswertung in Form eines Zyklofertilogrammes mit Anzeige eines Zyklusmusters, der fruchtbaren Tage und des Eisprungs. Nach drei Zyklen soll es möglich sein, eine Eisprung-Prognose erstellen zu lassen. Bleibt die Periode aus, kann das Gerät direkt eine Schwangerschaft ermitteln. Bei einigen Anbietern ist es dazu noch möglich, weitere Beobachtungen wie die Beschaffenheit des Zervixschleims einzutragen.
Vorsicht: Abogebühren sind eine Kostenfalle und können diese Angebote bei längerfristiger Anwendung sehr teuer machen.
Hormoncomputer
Weiter können Hormoncomputer zur natürlichen Verhütung oder Bestimmung der fruchtbaren Tage bei Kinderwunsch verwendet werden. Der Hormontest erfolgt durch Urin-Teststäbchen, die zur Auswertung ins Gerät gesteckt werden. Nach ungefähr fünf Minuten leuchtet dann dieser Fruchtbarkeitstracker rot für die fruchtbaren oder grün für die unfruchtbaren Tage.
Achtung: Der Pearl-Index für diese Hormoncomputer liegt bei 6.4, was bedeutet, dass diese Methode nicht geeignet ist für Paare, die eine Schwangerschaft konsequent vermeiden möchten. Auch für stillende Frauen oder solche, die vor Kurzem schwanger waren oder einen sehr unregelmässigen Zyklus haben, sind diese Geräte nicht die richtige Wahl.
Thermometer
Eine weitere Möglichkeit ist, durch ein Thermometer die Basaltemperatur zu messen und via Bluetooth an die zugehörige App zu übertragen. Die fruchtbaren Tage und damit der beste Zeitpunkt, um schwanger zu werden, sollen damit angezeigt werden.
Ähnlich funktioniert ein Gerät, welches die morgendliche Baseltemperatur unter der Zunge während 60 Sekunden misst. Dieser Zykluscomputer zeigt per Farbskala an, ob ein fruchtbares Fenster vorhanden ist. Dieses Gerät dient eigentlich zur Verhütung, kann jedoch auch als Fruchtbarkeitstracker angewendet werden. Es ist in der Anschaffung recht teuer, verursacht aber keine Folgekosten durch den Kauf von Urinstäbchen und soll einen Pearl-Index von 0.7 aufweisen.
Symptothermale Hormoncomputer
Neuere Versionen von Computern sollen neben der Berechnung der frucht- und unfruchtbaren Tagen zusätzlich die Wahrscheinlichkeit für das Geschlecht des Babys angeben sowie eine Funktion zur Berechnung des Geburtstermins beinhalten. Nach einer Schwangerschaft kann dieses Gerät auch zur Verhütung genutzt werden, sobald der Zyklus wieder regelmässig ist. Ein weiterer Zykluscomputer berechnet via symptothermale Methode die unfruchtbaren und fruchtbaren Tage sowie den BMI der Anwenderin. Die generierten Daten werden via Bluetooth-Basalthermometer an eine zugehörige App transportiert und ausgewertet.
Armband
Eine andere Möglichkeit bieten Fruchtbarkeitstracker für das Handgelenk. Das elegante Armband wird über Nacht getragen, die Sensoren ermitteln mehrere Werte wie Temperatur, Puls, Atemfrequenz, Durchblutung und Bewegung. Neuere Entwicklungen messen die Temperatur via Ohrstöpsel. Die daraus gewonnenen Daten sendet das Armband morgens ans Smartphone, woraus die App Informationen über fruchtbare Tage, Schlafqualität und körperliche Fitness ableitet. Laut Hersteller eignet sich dieses Wearable auch bei Endometriose und während des Stillens.
Ein weiteres Produkt misst den CO2-Gehalt anhand des Atems. Dazu muss das Gerät einmal täglich an den Mund gehalten werden, während ausgeatmet wird. Via App wird angezeigt, ob man fruchtbar ist.
Datenschutz genau überprüfen
Vor dem Kauf eines Kinderwunsch-Wearables sollten Sie die Datenschutzerklärung des Unternehmens genau durchlesen. Fragen Sie auch ruhig direkt beim Anbieter nach. Denn Ihre sehr persönlichen Daten sind besonders schützenswert und sollten gesichert aufbewahrt werden.
Gut ist es, wenn die Daten verschlüsselt übermittelt und bei der Speicherung auf dem Server getrennt von den Nutzerdaten abgelegt werden. Das soll die Anonymisierung der sensiblen Daten gewährleisten. Auch der Nachweis, dass in der Schweiz oder Deutschland stehende Server für die Speicherung verwendet werden, kann dem Schutz der Informationen dienen.
Finger weg von Lifestyle-Produkten
Zu vielen Produkten gibt es zwar Studien, aber häufig werden diese von den Anbietern selbst finanziert und kommen kaum auf unabhängige Ergebnisse. Von Lifestyle-Produkten, die oft überraschende Erfolge versprechen, sollten Paare mit Kinderwunsch generell Abstand nehmen.
Als Medizinprodukt zertifizierte Tracker können dagegen eine gute Orientierungshilfe bieten, wenn es darum geht, ein Zeitfenster für die «fruchtbaren Tage» zu ermitteln. Sie sind oft viel handlicher in der Anwendung und können vielen Frauen das morgendliche Temperaturmessen, regelmässige Urintests und viel Rechnen ersparen. Nicht alle Softwareentwickler sind mit den umfangreichen regulatorischen Anforderungen im Gesundheitswesen vertraut. Fällt ein Gerät oder eine App unter die Medizinprodukteregulierung, gelten erhöhte Anforderungen an Qualitätsmanagement und Dokumentation bei Entwicklung, Testing, Validierung und Versionenmanagement. Die Markteinführung erfordert ein CE-Kennzeichen und muss in den meisten Fällen Swissmedic gemeldet werden. Geht ein Gerät oder eine App über eine reine Wissensbereitstellung wie Ausbildungsvideos oder medizinischen Inhalt hinaus und bietet Entscheidungsunterstützung und/oder berechnet gewisse Parameter, liegt ein Medizinprodukt vor.
Fazit: Viele Apps erlauben das Tracken von zusätzlichen Parametern wie Temperatur, LH-Heimtests, den zervikalen Schleim. Sie können aber die effektiven fruchtbaren Tage im momentanen Zyklus nicht feststellen. Darum sind sie zur Verhütung zu unsicher. Interessant sind die Beschreibungen innerhalb der Apps am jeweiligen Zyklustag wie der möglichen Gemütslage und der körperlichen Symptome wie Müdigkeit, Verstopfung, Akne und Wassereinlagerungen abhängig von den errechneten Hormonspiegeln.
Stellt sich die Erfüllung des Kinderwunsches in den ersten zwölf Monaten nicht ein, suchen Sie das Gespräch mit Ihrer Gynäkologin. Das Alter des Paares, die Anzahl der noch vorhandenen Eizellen und das Spermiogramm des Mannes spielen für eine weitere Planung eine wichtige Rolle.