Wie geht's dir, Mama?
Kein Zweifel, kaum etwas im Leben erfordert so viel Selbtslosigkeit wie das Gebären und Grossziehen eines Menschenkindes. Manche Mütter verlieren sich selber dabei aber so sehr aus den Augen, dass es eine echte Herausforderung wird, von ihnen eine Antwort auf eine ganz simple Frage zu bekommen:
"Wie geht es dir?"
Mama: "Ach, weisst du, Lia ist jetzt im Krabbelalter und räumt mir andauernd sämtliche Schubladen aus."
"Oh je, ziemlich anstrengend, wenn ich mich recht erinnere."
Mama: "Sie lernt jetzt auch, selber zu essen. Unglaublich, diese Sauerei nach jeder Mahlzeit..."
"Kommt mir bekannt vor. Aber dir geht es soweit gut?"
Mama: "Na ja, wenn Angie nicht diese Probleme im Kindergarten hätte..."
"Was ist denn los?"
Mama: "Sie macht jeden Morgen ein Riesentheater, wenn sie hingehen muss. Auf dem Hinweg heult sie Rotz und Wasser. In der Garderobe klammert sie sich an mich und will nicht ins Zimmer gehen."
"Das klingt nicht gut. Was meint die Kindergärtnerin dazu?"
Mama: "Sie meint, das sei alles vollkommen normal. Sobald ich weg sei, spiele sie vergnügt mit den anderen Kindern und mache im Kreis richtig gut mit. Wenn sie nach Hause kommt, ist sie immer ganz zufrieden und kann nicht aufhören, von ihren Erlebnissen zu erzählen."
"Dann wird sich das mit dem Weinen bestimmt bald legen. Und wie fühlst du dich, jetzt wo Lia schon selbständiger ist und Angie sich allmählich im Kindergarten einlebt?"
Mama: "Tja, also weisst du, Tommy müsste endlich seinen Nuggi abgeben. Bei der Grossen lief das damals doch ganz problemlos, aber er will sich partout nicht davon trennen."
"Vielleicht braucht er noch ein wenig Zeit. Er hat ja schon als Baby so furchtbar gern genuckelt. Aber bei dir ist alles okay?"
Mama: "Na ja, bei meinem Mann im Büro richten sie gerade eine neue Software ein..."
"Ach so, da muss er bestimmt mehr arbeiten und die ganze Hausarbeit bleibt an dir hängen?
Mama: "Also eigentlich hat er damit nicht so viel zu tun, aber es braucht halt schon seine Zeit, bis er sich im neuen System zurechtfindet und da ist er manchmal mit dem Kopf nicht so recht bei der Sache, wenn er nach Hause kommt."
"Das wird sicher bald besser. Er hat ja ziemlich den Durchblick in solchen Dingen. Aber nun erzähl doch mal ein bisschen von dir..."
Mama: "Hmmm, also ja, meine Mutter ist gesundheitlich gerade ein wenig angeschlagen."
"Oh nein, das tut mir aber leid. Hoffentlich nichts Schlimmes?"
Mama: Nein, nur eine Erkältung. Aber das dauert bei ihr immer eine Weile..."
"Da bin ich aber erleichtert. Dann können die Kinder bestimmt bald wieder am Mittwoch zu ihr, damit du ein wenig Ruhe hast."
Mama: "Mit der Ruhe ist das so eine Sache. Unser Hund spinnt momentan total. Die Nachbarn haben seit einigen Wochen zwei Chihuahuas und jetzt dreht unser Lupo fast durch bei den andauernden Gekläffe."
Das zerrt bestimmt ganz schön an den Nerven. Aber ansonsten geht es dir gut?
Mama: "Tja, weisst du, seit ein paar Tagen läuft jetzt auch der Geschirrspüler nicht mehr wie er sollte. Das Besteck will einfach nicht mehr richtig sauber werden... "
Spätestens an diesem Punkt hört man besser auf zu fragen, denn man möchte ja nicht auch noch hören, wie es mit dem neuen Staubsauger läuft, womit der Kanarienvogel zu kämpfen hat und wie sich der Rasenmäher benimmt. Wie es ihr geht, wird man ohnehin nicht erfahren, denn die Antwort auf diese Frage hat sie längst irgendwo zwischen Wäschebergen und Spielzeugkisten verloren.