Nichts für Kinder?

Geschwister sitzen vor gepackten Koffern
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Wir haben ziemlich viele skeptische Blicke geerntet, als wir erzählten, wohin wir in diesem Jahr in die Sommerferien fahren würden. "Nach Prag mit fünf Kindern? Seid ihr euch da sicher?" Ja, wir waren uns sicher und jetzt, wo die Ferienwoche um ist, sind wir uns sicherer als je zuvor. Auch wenn Städtereisen mit Kindern gemeinhin als anstrengend und mühsam gelten, für uns waren es seit Langem die entspannendsten Ferien.

Nehmen wir zum Beispiel die Urlaubstage im Familienhotel: Alles ist vorhanden für die erholsamen Familienferien. Das abwechslungsreiche Kinderprogramm mit dem Clown, der schon beim Frühstück die Kinder unterhält, die als Smiley-Gesicht verkleideten Spiegeleier, das umfassende Wellness-Angebot für die ausgelaugten Mamas und Papas und das Babyphone, das einem abends erlaubt, noch ein wenig im Café zu sitzen, wenn die Kleinen schlafen. Auf dem Papier ist das alles perfekt, aber zumindest in der Realität unserer Familie sah es meistens anders aus, wenn wir uns für viel Geld Ferien im Familienhotel gönnten. Anstatt vom Clown begeistert zu sein, zitterten die Kinder vor lauter Angst, wenn der Kerl auftauchte, das Kinderprogramm war zu langweilig und wenn Mama und Papa mal alleine in die Sauna wollten, kam ganz bestimmt in dem Moment der verzweifelte Anruf der Kinderbetreuerin, die keinen Weg mehr sah, unsere weinenden Kinder zu trösten. Nun ja, immerhin konnte man sich jeden Tag dreimal an den gedeckten Tisch setzen, aber das war's dann mit dem Ausschöpfen all der Annehmlichkeiten.

Also beschlossen wir irgendwann, es wieder mit Ferienwohnungen zu versuchen, mit der Folge, dass sich die Urlaubstage nun gar nicht mehr vom Alltag unterschieden. Klar, wir bemühten uns darum, möglichst einfach zu kochen, aber ob du nun hausgemachte Minestrone oder Beutelsuppe isst, am Ende bleibt doch ein Berg schmutziger Teller, den du abwaschen musst. Natürlich waren wir auch für das Kinderprogramm zuständig und da bekamen wir in voller Härte zu spüren, wie schwierig es ist, ein Trupp Kinder unterschiedlichen Alters bei Laune zu halten. Zumal man ja Ferien hat und deswegen das Bedürfnis nach unvergesslichen Erlebnissen deutlich erhöht ist. Man verstehe mich nicht falsch, sowohl die Tage im Familienhotel als auch die Ferien im Ferienhäuschen waren jeweils schön, aber Erholung sieht für mich anders aus.

Zum Beispiel so: Man organisiere sich in Prag eine  - erstaunlich günstige - Ferienwohnung mitten in der Innenstadt, leihe sich von den Nachbarn ein Auto, in welches man die fünf Kinder packt, dazu noch ein paar Sandwiches, einige Spiele für unterwegs, genügend Kleider zum Wechseln - man glaubt kaum, wie schmutzig man im Dschungel der Grossstadt werden kann - und schon kann es losgehen. Das Kinderprogramm ergibt sich von selbst: Zoo, Museum, Spielplatz, Souvenirshopping, ein Ausflug ins Grüne, eine Stunde Pedalofahren auf dem Fluss und dazwischen natürlich immer mal wieder Eis essen. Die perfekte Mischung aus Bewegung, Natur, Kultur und Kitsch. Das Haushalten entfällt ganz und gar, denn wer will schon selber kochen, wenn es an jeder Strassenecke Fremdländisches zu probieren gibt? Auch aufräumen ist kaum nötig, denn nach einem Tag in der Stadt sind die Kinder so müde, dass sie gar nicht erst auf die Idee kommen, ein Chaos anzurichten. Was den angenehmen Nebeneffekt hat, dass die Nachtruhe deutlich früher kommt als gewöhnlich, so dass auch die Eltern einen Moment mal aufatmen können.

Die perfekten Ferien also? Nun ja, fast. Einen Haken hat die Sache schon, nämlich die, dass die Allgemeinheit sich so sicher ist, dass Städtereisen nichts sind für Kinder, dass man öfters mal auf wenig Verständnis für die kleinen Menschen stößt. Das kann so weit gehen, dass die Museumswärterin die Polizei ruft, weil ein Kleinkind sich im Spielzeugmuseum wie ein Kleinkind aufführt, aber das ist eine andere Geschichte. Die erzähle ich ein anderes Mal. Vielleicht. Wenn mir die Sache nicht mehr so peinlich ist.

Letzte Aktualisierung: 04.07.2016, TV