Kein Stress beim Sauberwerden
Aus der Forschung
Von der Windel sollten sich Kleinkinder am besten dann verabschieden, wenn sie selbst den Wunsch danach äussern und dazu bereit sind. Das berichten Urologen der Universität Alberta im "Canadian Medical Association Journal". Eltern seien gut beraten, eine entspannte Position in dem Thema Sauberkeitserziehung einzunehmen und ihren Sprösslingen die nötige Zeit zu geben.
"Von einem Sauberkeitstraining, bei dem man Kinder ewig lange auf dem Töpfchen sitzen lässt, oder gar von Bestrafung kommt man immer mehr ab. Der Trend geht in Richtung Sensibilisierung der Eltern für Dialog und Erkennen des richtigen Moments", betont auch Renate Niesl, Diplompsychologin vom Staatsinstitut für Frühpädagogik in München (www.ifp.bayern.de).
Die kanadischen Forscher geben einen Überblick über die bisherige Studienlage zum Thema. Das Fazit: Nach einer Epoche passiver Unstrukturiertheit kam jene des Drills und der Konditionierung, bei der man Trockenheit belohnte und Rückschläge sanktionierte. Heute konzentriere man sich mehr auf das Kind und dessen Bedürfnisse, was das Trockenwerden etwas nach hinten verschoben habe.
Eine optimale Methode gibt es laut den Forschern ebenso wenig wie den besten Moment, da beides von individuellen Umständen bestimmt wird. Langfristig am günstigsten für das Kind sei jedoch immer ein positiver, konstanter Zugang.
Wie unterschiedlich die Situation oft ist, zeigt Niesl anhand von Beispielen. "Kinder in Kinderkrippen sehen oft schon früh, wie ältere Kinder auf die Toilette gehen und wollen das auch selbst nachahmen. Andere Kinder schaffen das erst mit drei Jahren, da sie etwa durch einen Umzug oder jüngere Geschwister überfordert sind."
Teils seien moderne Windel so komfortabel, dass Kindern das unwohle Nässegefühl in der entsprechenden Körpergegend fehlt, was der Motivation ein wenig abträglich sein könne. "Grundsätzlich will aber jedes Kind ab zwei Jahren gross werden, wozu die Windelfreiheit ein Schritt ist", beruhigt die Expertin.
Aus der Forschung: pressetext.de und Kiddoo, D.A.: CMAJ, August 2011 DOI: 10.1503/cmaj.110830