Sandwichkind

Kinder spielen im Sand

Die Ausgangslage:


Über sich ein Erstgeborenes, das mehr kann und mehr darf, unter sich ein Nesthäkchen, das von allen nur verwöhnt wird und mitten drin das Sandwichkind - oder die Sandwichkinder - dem niemand so richtig Beachtung schenkt, weil die Eltern alle Hände voll zu tun haben mit ihrer Kinderschar. So wird sie oft beschrieben, die Situation der mittleren Kinder. In der Realität aber gibt es wohl keine Position in der Geschwisterfolge, die sich so wenig verallgemeinern lässt wie die der sogenannten Sandwichkinder, da Kinderzahl, Altersabstand und Geschlecht der Kinder aus jeder Familie ein ganz eigenes Gefüge machen. Für die mittleren Kinder ist es aber kein Nachteil, dass sich die Geschwisterforschung schwer tut damit, ihnen eindeutige Charaktermerkmale zuzuschreiben, denn so muss man sich tatsächlich mit ihrer individuellen Persönlichkeit auseinandersetzen und kann ihnen weniger leicht einen Stempel aufdrücken. 

Chancen:


  • Mittlere Kinder haben erfahrene Eltern, die sich nicht so leicht aus dem Konzept bringen lassen, weil sie viele Situationen des Familienlebens bereits durchgespielt haben.

  • Wer ältere und jüngere Geschwister hat, lernt von klein auf, mit Kindern verschiedenen Alters umzugehen. Wohl darum wird mittleren Kindern oft nachgesagt, sie seien sozial und diplomatisch. 

  • Der Erwartungsdruck ist für mittlere Kinder meist weniger gross als für Erstgeborene. Dadurch haben sie mehr Freiheit, eigene Wege zu suchen und zu gehen.

  • Weil die Eltern gar nicht die Zeit haben, ihnen alles abzunehmen, sind mittlere Kinder oft ziemlich selbständig. 

Herausforderungen:


  • Die Erfahrenheit der Eltern kann auch dazu führen, dass sie sich nicht mehr so leicht beeindrucken lassen, weil sie viele Dinge bereits von den älteren Geschwistern kennen. 

  • Bei mehreren Kindern besteht tatsächlich die Gefahr, die Anliegen der mittleren Kinder weniger wahrzunehmen, da das Älteste die Eltern immer wieder mit neuen, noch unbekannten Herausforderungen konfrontiert und das Jüngste noch viel Zuwendung braucht. 

  • Zuweilen suchen sich mittlere Kinder früh Bestätigung unter Gleichaltrigen, weil sie zu Hause immer entweder zu klein sind, um mit dem Grossen mitzuhalten oder zu gross, um noch zu dürfen, was das Jüngste darf. 

  • Fühlt sich ein mittleres Kind allzu oft übergangen, kann es sein, dass es verschlossen wird und nur noch wenig von seinem Inneren preis gibt. 

 Sandwichkinder erziehen: 


  • Die Entwicklungsschritte Ihres mittleren Kindes mögen für Sie als erfahrene Eltern nicht neu sein, im Leben Ihres Kindes aber sind es wichtige Meilensteine. Schenken Sie ihnen also gebührende Beachtung. 

  • Messen Sie Ihr mittleres Kind nicht an seinen grösseren Geschwistern, sondern geben Sie ihm Gelegenheit, seinen eigenen Charakter zu entwickeln und mit seinen Fähigkeiten zu brillieren. 

  • Schaffen Sie Möglichkeiten, ganz alleine mit Ihrem mittleren Kind etwas zu unternehmen. Vor allem eher verschlossene mittlere Kinder blühen bei solchen Gelegenheiten richtig auf und freuen sich über die ungeteilte Aufmerksamkeit ihrer Eltern. 

  • Eltern von mehreren Kindern bekommen nicht immer mit, was im Kinderzimmer abgeht. Dies ist einerseits ein Vorteil, weil die Kinder lernen, Konflikte selber zu lösen. Allerdings können sich so auch ungesunde Beziehungsmuster einschleichen. Nehmen Sie sich deshalb immer wieder Zeit, genau hinzuhören und den Kindern zu helfen, einen guten Umgang miteinander zu entwickeln. 

  • Wenn für Ihr mittleres Kind Freunde sehr wichtig sind, geben Sie ihm Gelegenheit, diese nach Hause einzuladen. Damit zeigen Sie Interesse an einem Lebensbereich, der ihm viel bedeutet. 

  • Falls Ihr mittleres Kind sich häufig übergangen und ungerecht behandelt fühlt, tun Sie dies nicht vorschnell als typisches Sandwichkind-Verhalten ab, sondern gehen Sie der Sache auf den Grund. Vielleicht sind manche Dinge tatsächlich ungerecht, wenn man sie aus seiner Optik betrachtet. 

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Letzte Aktualisierung: 18.03.2020, TV