Halloween: Wie gruselig darf es für kleine Kinder sein?
Sechs Tipps, wie Sie für Nervenkitzel ohne Angst sorgen können
Manche Kinder lieben es geradezu, sich zu gruseln. Anderen hingegen wird beim Anblick von Kürbisfratzen und Vampiren angst und bange. Worauf Sie achten sollten, damit Kinder an Halloween nicht das Fürchten lernen müssen.
1. Sich vorsichtig ans Gruseln herantasten
Dass es weder Monster noch Gespenster gibt, ist für Kinder zwischen drei bis sechs Jahren alles andere als klar. In ihrer Fantasie ist alles möglich. Oft vermuten sie selbst dort furchterregende Gestalten, wo ganz bestimmt keine Gefahr lauert: unter dem Bett, im Kleiderschrank oder im Schatten, den der Vorhang wirft.
Trifft ein Kind in diesem Alter zum Beispiel auf einer Halloween-Party ganz unvorbereitet auf furchterregende Fratzen, ist die Angst unter Umständen gross. Da hilft keine Erklärung, dass unter der Maske der Freund aus dem Kindergarten steckt - der Schrecken sitzt zu tief, als dass es ihn einfach abschütteln könnte. Die Erinnerung an einen solchen Schreckensmoment kann noch wochen- und monatelang vor dem Einschlafen wieder hochkommen.
Überfordern Sie ein eher ängstliches Kind deshalb nicht mit allzu viel Grusel aufs Mal. Besser ist es, gemeinsam auszuloten, wo seine Grenzen liegen: Lassen Sie es beim Kürbisschnitzen bestimmen, ob es lieber eine hämisch grinsende Fratze oder ein lachendes Gesicht haben will. Stellen Sie eine Verkleidungskiste zusammen, die es ihm ermöglicht, in verschiedene Rollen zu schlüpfen. Experimentieren Sie mit Gesichtsbemalungen und basteln Sie Dekorationen, die genau so furchterregend sind, wie es Ihrem Kind passt. Auf diese Weise kann es nicht nur mitbestimmen, wie gespenstisch Ihr Halloween-Fest sein darf. Es lernt auch, dass vieles, was auf den ersten Blick real und unheimlich erscheint, eigentlich bloss eine Verkleidung oder eine Dekoration ist.
2. Das Programm dem Kind anpassen
Dabeisein ist nicht alles - zumindest dann nicht, wenn Ihr Kind zu Ängsten neigt. Meiden Sie wilde Gruselpartys, bei denen kleine Kinder vor lauter Lärm und Getümmel komplett überfordert sind. Planen Sie den Abend lieber so, wie er Ihrer Familie am meisten entspricht, z. B. eine gemütliche Runde am Lagerfeuer mit Kürbissuppe, Punsch, Märchen und guter Gesellschaft. Möchten die Kinder verkleidet von Haus zu Haus ziehen, trauen sich aber nicht alleine, bleiben Sie als Begleitperson im Hintergrund, um Sicherheit zu vermitteln.
3. Furchterregende Überraschungen vermeiden
Selbst wenn Sie Halloween gar nicht feiern, kann der Abend für Kinder ganz schön gruselig sein. Nämlich dann, wenn grössere Nachbarskinder durchs Quartier ziehen und Ihr Kind beim Öffnen der Haustüre unvermittelt einem furchterregenden Clown oder einem schauerlichen Sensemann gegenübersteht. Vielleicht reicht es, wenn Sie jeweils selber an die Türe gehen, um Süssigkeiten zu verteilen. Vielleicht müssen Sie aber auch die Klingel für ein paar Stunden ausschalten, weil Ihr Kind sich vor den Gestalten fürchtet, die durch die Dunkelheit ziehen.
4. Besser Buch als Film
Mit spannungsvoller Musik, lauten Geräuschen und unheimlichen Figuren können Filme Kinder ziemlich überfordern. Eine dem Alter angepasste Geschichte, die für Gänsehaut sorgt, empfinden manche Primarschulkinder jedoch als willkommenen Nervenkitzel. Beim Vorlesen gibt nicht der Filmemacher vor, wie gruselig die Gestalten aussehen, sondern die Vorstellungskraft des Kindes. Dadurch wirken Geschichten oft viel weniger furchterregend als Filme.
5. Altersvorgaben hinterfragen
Nach Angaben der Initiative "Schau Hin!" eignen sich altersgerechte Gruselfilme erst für Kinder ab ca. 8 Jahren, die schon etwas erfahren sind im Umgang mit Medien. Dadurch, dass sie sich über die Schreckmomente amüsieren können, würden sie das Gesehene nicht zu nahe an sich heranlassen. Routiniert und sicher im Umgang mit altersgerechten Filmen seien die Kinder jedoch erst etwa im Alter von 10 Jahren.
Falls Ihre Kinder schon gross genug sind für einen gruseligen Filmabend, wählen Sie sorgfältig aus, was Sie schauen. Eine Altersfreigabe alleine reicht nicht, um zu entscheiden, ob der Film auch tatsächlich geeignet ist. Bösartige und furchteinflössende Figuren, allzu spannungsgeladene Handlungen, Gewalt, laute Geräusche und Szenen, die darauf angelegt sind, das Publikum zu erschrecken, können verängstigend wirken. Informieren Sie sich deshalb genau über den Inhalt, bevor Sie einen Film zeigen. Wichtig ist auch, dass Kinder nicht direkt vor dem Schlafengehen fernsehen. Eine Pause von ca. einer Stunde ist nötig, damit es mit dem Einschlafen klappt.
Und noch einen Punkt sollten Sie im Zusammenhang mit Gruselfilmen unbedingt beachten: Ältere Geschwister und Freunde machen sich zuweilen einen Spass daraus, kleinere Kinder mit Ausschnitten aus Horrorfilmen zu ängstigen. Diese Erlebnisse können lange nachwirken und zu anhaltenden Ängsten führen. Erklären Sie grösseren Kindern, warum solche "Scherze" alles andere als lustig sind.
6. Ängste ernst nehmen
Skelette in den Schaufenstern, Spinnennetze mit riesigen schwarzen Spinnen an Gartenzäunen, Horrormasken in den Läden: Es gibt so vieles, was Ihr Kind in Angst und Schrecken versetzen kann. Für Erwachsene sind solche Reaktionen manchmal schwer nachvollziehbar. Für kleine Kinder sind die Ängste jedoch sehr real und es hilft ihnen nicht, wenn die Grossen sagen: "Nun sei nicht so ängstlich. Das ist alles nur Dekoration."
Vermitteln Sie Ihrem Kind Sicherheit und Nähe, wenn es von der Angst gepackt wird. Nehmen Sie seine Gefühle ernst und suchen Sie mit ihm nach Wegen, wie es damit umgehen kann. Manchmal reicht es schon, wenn beim Schlafengehen die Zimmertür einen Spaltbreit offenbleibt. Vielleicht müssen Sie aber auch mehrere Monate lang Abend für Abend die Monster, die es fürchtet, im Schrank "einsperren", bis es vor dem Einschlafen nicht mehr an die Halloween-Fratzen denkt.