Fernreisen mit Kindern
Immer mehr Kinder treten mit ihren Familien auch längere Fernreisen an. Meist führen diese in städtische Gebiete und dienen dem Besuch von Freunden und Verwandten. Auch wenn dort die medizinische Versorgung angemessen sein sollte, sind Kinder in fernen Ländern eine Risikogruppe. Im Vergleich zu Erwachsenen ist das Risiko für einen Spitalaufenthalt sechsfach erhöht!
Wichtige Checklisten
Aufenthalte in grossen Höhen sind für Kinder nicht zu empfehlen: Sie neigen eher zur Höhenkrankheit als Erwachsene. Auch körperlich belastende Reisen wie Höhentrekkingtouren oder Urlaube mit Flaschentauchen sind für Kleinkinder sicher ungeeignet.
Frühzeitig vor Reiseantritt sollten Infos zu regionalen Infektionsgefahren und zu Reiseimpfungen eingeholt werden. Abgesehen vom Impfschutz ist es empfehlenswert, Desinfektionsmittel, Pulver-Sachets zur Herstellung von Elektrolyt-Lösungen (s.u.), Antibiotika und Malariamittel (s.u.) mitzuführen. Was sonst noch in die Reiseapotheke gehört...
Lebensmittel müssen sorgfältig ausgewählt sein – auch das Kind muss wissen, dass es nicht einfach alles essen darf (Hepatitis A, Lebensmittelvergiftung usw.)
Tierkontakte können gefährlich werden – keine fremden Tiere anfassen, Tollwutgefahr!
Beim Schwimmen im Meer und in anderen Gewässern kann es zu unliebsamen Begegnungen kommen (Quallen, Parasiten)
Für Reiseübelkeit sind besonders Kinder zwischen drei und zwölf Jahren anfällig. Die für Erwachsene gegen Seekrankheit empfohlenen Medikamente wie Dimenhydrinat oder Metoclopramid sollten bei Kindern wegen möglicher Nebenwirkungen zurückhaltend angewendet werden. Ingwer (als Bonbons oder kandierte Stücke, nicht als konzentriertes Medikament) wirkt auch bei Babys und Kleinkindern gut gegen Übelkeit, wird aber wegen seiner Schärfe manchmal nicht akzeptiert.
Ohrprobleme (Tubenbelüftungsstörungen wie Mittelohrentzündungen) können besonders bei Starts und Landungen auf Flügen für starke Ohrenschmerzen sorgen. Ausserdem kann bereits der erniedrigte Luftdruck im Flugzeug (entspricht 2000 bis 2200 m Höhe) bei ehemaligen Frühgeborenen oder bei Kindern mit Lungenerkrankungen zu Sauerstoffmangel führen.
Fernreisen sind häufig mit Zeitverschiebungen verbunden.
In heissen Ländern muss immer wieder darauf geachtet werden, dass Kinder nicht austrockenen (Haut, Urinmenge, Gewicht). Zur Behandlung einer Dehydratation wegen Hitze oder Magen-Darm-Infekt gibt es fertige Lösungen bzw. Pulver zur Herstellung einer Elektrolytlösung. Im Notfall können in einem Liter sauberen Wassers acht Teelöffel Zucker und ein Teelöffel Salz gelöst und zugeführt werden. Grosse Hitze führt besonders bei Säuglingen rasch zur Überhitzung.
Auch muss für ausreichenden Sonnenschutz gesorgt werden. Von Sonnencremes mit hohem Lichtschutzfaktor wird für Kinder im ersten Lebensjahr wegen möglicher Unverträglichkeiten vielfach abgeraten. Stattdessen ist ein Sonnenschutz auf mineralischer Basis, also mit Zinkoxid oder Titanoxid, empfehlenswert. Sie sind gut verträglich und wirken sofort, weil die enthaltenden Nanopartikel das Sonnenlicht reflektieren. Allerdings muss oft nachgecremt werden, weil beim Schwitzen, Baden und Abtrocknen diese Cremes abgetragen werden. Inzwischen gibt es auch gut verträgliche Kombinationspräparate aus chemischen und mineralischen Sonnenschutzcremes.
Angemessener Schutz vor Insektenstichen ist v.a. wegen der Malaria wichtig. Ein gewisser Schutz sind helle Kleidung und mit Insektenschutz imprägnierten Moskitonetze. Säuglinge sollten keine Anti-Mücken-Sprays (Repellents) auf die Haut bekommen. Ab dem zweiten Lebensjahr können Diethyltoluamid (DEET) in niedriger Konzentration (ein Viertel der Erwachsenendosis) oder auch Icaridin verwendet werden.
Die Empfehlungen zur chemischen Malariaprophylaxe sind unterschiedlich - je nach Reiseziel. Für das Antimalariamittel Atovaquon/Proguanil sollte das Körpergewicht des Kindes mindestens 5 kg betragen. Häufig wird Kindern und schwangeren Frauen Mefloquin verordnet, das nur einmal wöchentlich eingenommen werden muss; als Basismedikation mit einer ersten Dosis von 15 mg/kg Körpergewicht, die zweite Dosis sechs bis acht Stunden später.