Schütteltrauma bei Babys und Kleinkindern
Welche Folgen es hat, wenn ein kleines Kind geschüttelt wird und wie verhindert werden kann, dass es soweit kommt.
Ein Schütteltrauma ist eine Hirnverletzung, die entsteht, wenn ein Baby oder Kleinkind geschüttelt wird. Kopfverletzungen durch Misshandlung gehören bei Säuglingen und Kleinkindern zu den häufigsten nicht natürlichen Todesursachen.
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Was geschieht, wenn ein Kind geschüttelt wird
Der Kopf von Babys und Kleinkindern ist im Verhältnis zum restlichen Körper gross, die Nackenmuskulatur allerdings noch nicht sehr stark. Bei ruckartigen Bewegungen beim Schütteln können sie ihren Kopf also nicht mit der Muskulatur halten und er wird unkontrolliert hin und hergeschleudert.
Da das Gehirn im Schädel nicht fest verankert ist, wird es ebenfalls abrupt hin und her bewegt. Dabei verschieben sich die verschiedenen Gewebearten gegeneinander, was dazu führt, dass Blutgefässe reissen und Nervenbahnen verletzt werden. Bereits daraus können schwere Schäden entstehen, die bleibende Beeinträchtigungen zur Folge haben.
Ausserdem kann der knöcherne Schädel sich nicht ausdehnen. Wenn es im Gehirn blutet, steigt also der Druck im Schädel und das Gehirn wird zusätzlich geschädigt.
Die Folgen eines Schütteltraumas
Wenn ein Baby oder Kleinkind geschüttelt wird – auch nur ganz kurz – sind die Folgen fatal: Ungefähr jedes 4. Kind stirbt unmittelbar nach dem Trauma.
50 bis 70 Prozent erleiden körperliche und/oder geistige Schäden mit lebenslangen Einschränkungen, zum Beispiel Lähmungen, Epilepsie, Sehverlust oder Verhaltensstörungen.
10 bis 20 Prozent überleben ohne bleibende Schäden.
Warum Babys geschüttelt werden
Als Hauptauslöser dafür, dass Eltern ihr Baby schütteln, gilt das Schreien. Kein Baby ist immer zufrieden und ein Neugeborenes hat keine andere Möglichkeit, seine Not auszurücken, als zu schreien. Mache Kinder – sogenannte "Schreibabys" – schreien aber übermässig viel und die Dauer der Phasen, in denen sie exzessiv schreien, liegen deutlich über dem normalen Grad der Unzufriedenheit.
Für die Eltern ist dies eine riesige Belastung, denn ein über Stunden schreiendes Baby ist nur sehr schwer auszuhalten. Sie stossen an ihre Grenzen und geraten in eine Spirale von Stress, Hilflosigkeit und Erschöpfung. Das Schütteln geschieht meist ungeplant aus einem Impuls heraus in einer Situation von grösster Anspannung und Verzweiflung. Sie haben sich in diesem Moment nicht mehr unter Kontrolle und möchten einfach, dass das Kind aufhört zu schreien.
Auch Spiele, bei denen Ihr Baby oder Kleinkind geschüttelt, hin- und hergeschaukelt oder geschubst wird, können ein Schütteltrauma verursachen. Zum Beispiel, wenn Sie Ihr Kind in die Luft werfen. Beim Schütteln im Kinderwagen ist der Kopf nach hinten gestützt und Hoppe-Reiter-Spiele sind ebenfalls nicht gefährlich, weil dabei der Kopf nur auf und ab bewegt wird.
Hilfe für Eltern, die an ihre Grenzen stossen
Sobald Sie merken, dass die Gefahr besteht, die Kontrolle über sich und die Situation zu verlieren, sollten Sie diese Sofortmassnahmen ergreifen:
Legen Sie das Baby auf den Rücken ins Bett, dunkeln Sie den Raum etwas ab und verlassen Sie das Zimmer. Auch wenn das Baby weiterhin schreit, ist dies Massnahme wichtig, um Abstand zwischen Sie und das Kind zu bringen.
Versuchen Sie, einen Moment abzuschalten und durchzuatmen. Rufen Sie eine vertraute Person an, essen oder trinken Sie etwas oder hören Sie Musik.
Wenn solche Situationen wiederholt entstehen, erstellen Sie einen Notfallplan: Wen können Sie anrufen und wer kann Ihnen das Baby ganz kurzfristig abnehmen, wenn Sie an Ihre Grenzen stossen?
Viele grosse Kinderspitäler bieten Sprechstunden für Schreibabys an. Hilfe bekommen Sie auch bei www.schreibaby.ch und bei www.schreibabyhilfe.ch. In Akutsituationen ist der Elternnotruf 24 Stunden unter 0848 35 45 55 erreichbar.
Dass Eltern in der Erziehung verzweifelt sind und nicht mehr weiter wissen, ist nicht selten. Und es sind nicht nur Babys, welche die Eltern so stark herausfordern, dass sie manchmal die Fassung verlieren. Sich dies einzugestehen und Hilfe zu beanspruchen, ist nicht Unvermögen, sondern Stärke.