Väter spielen anders
Raufen, Toben, Balgen: Dieses körperorientierte Spielen liegt Vätern eher als Müttern.
Mutter und Vater fördern mit ihren Spielstilen unterschiedliche Aspekte der kindlichen Entwicklung und machen das Kinderleben interessant. Papa übernimmt die körperbetonte, herausfordernde Position und Mama die beschützende, behütende.
Wie spielen Mütter und wie Väter?
Dadurch, dass in vielen Familien die Mutter diejenige ist, die mehr Zeit zu Hause mit den Kindern verbringt, vermittelt sie dem Kind Geborgenheit und Sicherheit und übernimmt im Alltag eher das Emotionale, das Umsorgen und Trösten. Mütter sprechen intensiver mit den Kindern und greifen mehr auf konventionelle Spielvarianten wie Singen, Vorlesen, Malen oder Basteln zurück. Sie spielen ruhigere und besänftigende Spiele und fördern damit die kommunikativen Fähigkeiten, die Kreativität und Geduld.
In der Vater-Kind-Beziehung nimmt das aktive Spiel den grössten Raum ein: Ausprobieren, Entdecken, Messen und das Erproben von eigenen Fähigkeiten und Kräften oder das Entwickeln von Strategien und Taktiken.
Voller Körpereinsatz beim Spielen
Väter spielen mit ihren Kindern also ganz anders als Mütter. Beim Spielen mit Papa kann es richtig hoch hergehen und das beginnt bereits im Babyalter: Papas machen Spässe, schneiden Grimassen, fordern ihr Kind zu Aktionen und Reaktionen auf.
Familienforscher haben festgestellt, dass Väter bewegungsintensive Spiele wählen – oder spontan neue erfinden – bei denen sie häufiger ihren Körper einsetzen. Väter lieben abenteuerliche und herausfordernde Spiele, können darin ganz aufgehen und sich voll hingeben. Meist sind ihre Spiele dynamischer, schneller und wilder als die der Mütter. Das Kind wird körperlich gefordert, gerät auch einmal ausser Atem und lernt beim Herumbalgen die eigenen Kräfte kennen.
Väter animieren ihre Kinder ausserdem häufiger dazu, Neues zu probieren und trauen ihnen oft mehr zu als ihre Mütter. Indem Väter ihre Kinder ermutigen, auch einmal über den eigenen Schatten zu springen, fördern sie ihren Mut, das Selbstvertrauen und die Unabhängigkeit.
Diese Herausforderungen im Spiel sind wichtig für die kindliche Entwicklung. Auf diese Weise lernen Kinder, in unvorhergesehenen Situationen zurechtzukommen und selbstständig Lösungen zu finden. Und ganz abgesehen davon macht es natürlich Spass, mit Papa zu spielen und das Kind erfährt, dass Papa einen auffängt – auch im übertragenen Sinn.
Papa als Vorbild, aber auch Respektsperson
Über die Stärkung der Bindung hinaus dient das Spiel auch dazu, dass Kinder erste Erfahrungen mit Rollenvorbildern machen. Kinder suchen nämlich immer die Anerkennung und den Respekt der Eltern. Indem der Vater aktiv an der Erziehung beteiligt ist, fördert und vertieft er die Beziehung. Dazu gehört aber, dass er nicht nur Spielkamerad, Problemlöser und Ratgeber, sondern auch Respekts- und Autoritätsperson ist. Letzteres beinhaltet das Aussprechen von Verboten und das Festlegen von Regeln; dabei sind Väter oft strenger als Mütter.
Es geht auch ohne Papa
Aber auch wenn ein Kind ohne Vater aufwächst, weil zum Beispiel die Mutter alleinerziehend oder der Vater berufsbedingt wenig zu Hause ist, muss es kein Defizit davontragen.
Zum einen holen sich Kinder das, was sie brauchen und zum anderen kann natürlich auch die Mutter ihr Kind körperlich herausfordern und im Spiel diejenige Bereiche abdecken, die klassischerweise dem Vater zugeschrieben werden. Umgekehrt können auch Väter die behütende, pflegende und tröstende Seite übernehmen, wenn die Mama nicht zur Verfügung steht.
Und vielleicht gibt es im Bekanntenkreis eine männliche Person, die eine gute Beziehung zum Kind pflegt und auf die Art und Weise mit dem Kind spielt, wie es für einen Mann typisch ist.