Rohmilch schützt Kinder vor Allergien – trotzdem Vorsicht!
Aus der Forschung
Trinken Kinder Milch direkt vom Bauernhof, erkranken sie seltener an Asthma und allergischen Erkrankungen wie Heuschnupfen. Dies ist das Ergebnis einer neuen multinationalen Untersuchung, bei der das Institut für Sozial- und Präventivmedizin der Universität Basel federführend war.
Eltern von knapp 15 000 Kindern zwischen fünf und dreizehn Jahren gaben in Fragebögen Auskunft zu deren Ernährungsgewohnheiten, der Herkunft der Lebensmittel, Gewicht und Grösse der Kinder, dem Stillen und ob Allergien und Asthma aufgetreten waren. Die Stichprobe setzte sich aus Bauernkindern, Kindern ländlicher und vorstädtischer Gemeinden und solchen aus Rudolf-Steiner-Schulen aus Österreich, Deutschland, Holland, Schweden und der Schweiz zusammen. Zusätzlich waren bei knapp 4000 Kindern Allergie-relevante Bluttests durchgeführt worden.
Es zeigte sich, dass Kinder, die regelmässig Milch direkt vom Bauernhof tranken (d.h. Milch, die weder pasteurisiert noch homogenisiert worden war), seltener an Heuschnupfen und Asthma litten. Diese Wirkung war unabhängig davon, ob die Milch vor dem Verzehr abgekocht worden war oder nicht. Den besten Schutz wiesen gar jene Kinder auf, die schon in ihrem ersten Lebensjahr Bauernmilch getrunken hatten. Und auch alle anderen Milchprodukte, die direkt auf einem Bauernhof hergestellt worden waren, senkten das Asthmarisiko, während Freilandeier einen Schutz vor Heuschnupfen boten - beides allerdings nur in Verbindung mit unpasteurisierter Bauernmilch.
Die schützende Wirkung der Bauernmilch sei unabhängig davon, wie oft die Kinder einen Hof besuchten oder mit den Tieren dort in Kontakt kämen, sagt Marco Waser von der Universität Basel, einer der Autoren der Studie. Damit sind Zusammenhänge mit dem Leben in ländlicher Umgebung ausgeschlossen. Sie habe wahrscheinlich auch wenig mit dem Bakteriengehalt der Bauernmilch zu tun. Stattdessen sieht Waser die Ursache in der industriellen Verarbeitung der in Läden erhältlichen Milch. Bei dieser werde mittels Zentrifugation erst die Fettphase komplett abgetrennt und homogenisiert, indem sie durch Düsen gedrückt werde. Anschliessend werde das Milchfett wieder zur wässrigen Phase hinzugefügt - bis zum erwünschten Fettgehalt.
Da rohe Milch krankmachende Keime wie Salmonellen oder Kolibakterien enthalten kann, möchte Waser die Bauernmilch trotzdem nicht für Säuglinge oder Kleinkinder empfehlen. Man müsse erst einen Weg finden, dieses Lebensmittel risikofreier zu machen, so der Forscher. Ab dem dritten oder vierten Lebensjahr könnten Kinder Rohmilch aber gut verkraften.
Unabhängig von dieser Studie verweisen wir noch darauf, dass Schwangere grundsätzlich auf Rohmilchprodukte verzichten sollten, weil dadurch eine Listeriose ausgelöst werden kann.
Aus der Forschung: M. Waser et al.: Clinical & Experimental Allergy, 2007, 37 (5), S. 661–670.