Schwangerschafts- und Geburtsbegleitung mit einer Doula

Wie Doulas werdende Eltern unterstützen und in welchen Situationen diese Art von Geburtsbegleitung hilfreich sein kann.

Schwangere Frau bespricht ihren Geburtsplan
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Werdende Mütter wurden vor und während der Geburt schon seit jeher von anderen Frauen begleitet und unterstützt. Doulas, die Paare in der Schwangerschaft und bei der Entbindung zur Seite stehen, sehen ihre Arbeit in dieser jahrtausendealten Tradition. 

Was ist eine Doula?


Der Begriff "Doula" stammt aus dem Altgriechischen und wird in Wörterbüchern als "Dienerin", "Leibeigene", "Sklavin" oder "Magd" übersetzt. Im Zusammenhang mit der Doula-Tätigkeit wird jeweils die Übersetzung "Dienerin der Frau" verwendet. 

Doulas sind Geburtsbegleiterinnen, die von werdenden Eltern engagiert werden. In ihrer Arbeit spannen sie einen grossen Bogen von der Schwangerschaft über die Entbindung bis hin zur ersten Zeit mit dem Neugeborenen. Sie vermitteln werdenden Müttern und Vätern emotionale Sicherheit und mentale Unterstützung. Sie treffen selber keine Entscheidungen, sondern unterstützen das Paar dabei, informierte Entscheidungen zu treffen. 

Eine Doula verfügt zwar über fundiertes Wissen rund um Schwangerschaft und Geburt. Sie führt jedoch keinerlei medizinische Massnahmen aus, greift nicht in medizinische Belange ein und ersetzt weder die Hebamme noch die Ärztin

Doulas begleiten Paare bei der Geburt im Spital, im Geburtshaus oder zu Hause, in der Regel jedoch nicht bei Alleingeburten. Sie sind deshalb auf keinen Fall zu verwechseln mit sogenannten "Birthkeeperinnen", die Frauen dabei unterstützen, ihr Kind ohne jegliche medizinische Begleitung auf die Welt zu bringen. 

Es gibt in der Schweiz diverse Doula-Schulen, die Absolventinnen ausbilden. An einigen besteht die Vorgabe, dass eine angehende Doula mindestens einmal selber geboren haben muss, um zum Lehrgang zugelassen zu werden. Bei anderen gilt die Aufnahmebedingung, dass die Absolventinnen mindestens eine Geburt miterlebt haben müssen. Diese Vorgabe hilft den Ausbildungsanwärterinnen bei der Einschätzung, ob ihnen die Tätigkeit entspricht. 

Die Doula vor der Geburt


Damit ein Vertrauensverhältnis entstehen kann, das während der Geburt zum Tragen kommt, ist es ratsam, bereits früh in der Schwangerschaft Kontakt zu einer Doula aufzunehmen. Nach einem ersten Kennenlernen geht es an die konkrete Planung: Wie soll die Geburt ablaufen? Was wünschen sich die werdenden Eltern für die Zeit im Gebärsaal und im Wochenbett? Was muss noch vorbereitet sein? Etc. Der Austausch bietet auch Raum, ganz persönliche Ängste und Unsicherheiten anzusprechen. 

Spätestens wenn der Geburtstermin naht, sollten Sie mit der Doula vereinbaren, auf welchem Weg sie am besten erreichbar ist, wenn die Wehen einsetzen. Ausserdem sollten Sie besprechen, ob sie Ihnen bereits zu Hause zur Seite steht oder ob Sie sich erst im Spital oder im Geburtshaus treffen.

Die Doula während der Geburt


Während der Geburt bietet die Doula den werdenden Eltern emotionale und mentale Unterstützung. Sie vermittelt Ruhe und Zuversicht, sodass die Gebärende sich auf das Geburtsgeschehen einlassen und es aktiv mitgestalten kann. Zudem entlastet sie den werdenden Vater, wenn er eine Pause braucht. Je nach Ausbildung bietet sie auch praktische Unterstützung, z. B. durch Massagen und das Anleiten von Atemübungen. 

Die Doula bleibt während der gesamten Dauer der Geburt und meistens noch einige Stunden darüber hinaus anwesend, um die Eltern zu begleiten. 

Doula und Hebamme: unterschiedliche Rollen


Eine Doula versteht ihre Arbeit nicht als Konkurrenzangebot zum Angebot der Hebammen, sondern als Ergänzung. 

Die Hebamme trägt die Verantwortung für die Betreuung, Beratung und Überwachung der werdenden Mutter und des Kindes während Schwangerschaft, Geburt, Wochenbett und Stillzeit. Sie ist verantwortlich dafür, Abweichungen im Geburtsverlauf zu erfassen, Risiken zu erheben, gesundheitserhaltende Massnahmen zu verordnen und bei Bedarf andere Fachpersonen beizuziehen. In Notsituationen setzt sie Prioritäten, ergreift nötige Massnahmen und sorgt bei Bedarf dafür, dass diese im interprofessionellen Team weitergeführt werden. 

Obschon werdende Mütter frei wählen dürfen, wer bei der Geburt dabei ist, ist es sinnvoll, das Spital oder das Geburtshaus vorgängig über die Doula-Begleitung zu informieren. Damit die Zusammenarbeit gut funktioniert und es nicht zu Missverständnissen kommt, ist es ganz wichtig, die Grenzen der unterschiedlichen Aufgabenbereiche zu respektieren

Für wen eignet sich eine Doula-Begleitung?


Untersuchungen haben gezeigt, dass die Geburtsbegleitung durch eine Doula spürbare Auswirkungen auf das Geburtsgeschehen hat und dass dadurch das Risiko für prä- und postpartale Komplikationen verringert werden kann. Doulas verstehen ihr Angebot deshalb auch als Präventionsarbeit. 

Ob Sie eine Doula engagieren möchten, ist eine ganz persönliche Entscheidung. Eine Geburtsbegleiterin dabei zu haben, kann jedoch besonders wertvoll sein, wenn ...

  • Sie alleinstehend sind und während der Geburt neben der Hebamme eine weitere Person an Ihrer Seite haben möchten.

  • Sie keine Beleghebamme gefunden haben und Sie dennoch eine Person dabeihaben möchten, die Sie bereits während der Schwangerschaft eng begleitet hat.

  • Sie Ängste haben und verunsichert sind, z. B. wegen eines vorangehenden negativen Geburtserlebnisses oder schwieriger Lebenserfahrungen.

  • Ihr Partner nicht bei der Geburt dabei sein möchte oder Sie lieber ohne seine Anwesenheit gebären möchten.

  • Ihr Partner sich unsicher fühlt und froh wäre um Unterstützung. 

  • Sie bei einer vorangehenden Geburt die Erfahrung gemacht haben, dass man sehr wenig Zeit für Sie hatte.

  • Sie sich eine Begleitung wünschen, die mit Bräuchen Ihrer Religionsgemeinschaft oder aus Ihrem Herkunftsland vertraut ist und Ihre Muttersprache spricht. 

  • Sie schon zum Voraus wissen, dass Sie nach der Geburt vor grossen Herausforderungen stehen, z. B., weil Ihr Kind eine angeborene Krankheit hat und Sie sich in dieser Situation emotionalen Beistand wünschen.

Was ist in der Doulabegleitung alles inbegriffen?


Das Basisangebot der meisten Doulas umfasst ein Kennenlerngespräch, mindestens ein ausführliches Vorbereitungsgespräch während der Schwangerschaft sowie die Begleitung während der gesamten Geburt. Wenn der Geburtstermin naht, steht die Doula während zwei bis vier Wochen rund um die Uhr im Pikettdienst, um auf Abruf bereit zu sein für die Geburt. Ein Wochenbettbesuch sowie ein Nachgespräch sind meist ebenfalls im Paket enthalten.

Je nach Schwerpunkt ihrer Arbeit bieten Doulas zusätzliche Dienstleistungen an:

  • Individuelle Geburtsvorbereitung

  • Zusätzliche Beratungsgespräche, wenn nach dem Vorbereitungsgespräch noch Bedarf besteht

  • Massagen, Hypnobirthing, Aromatherapie, Schwangerschaftsyoga etc.

  • Geburtsbegleitung bei einem geplanten Kaiserschnitt

  • Begleitung bei Geburten von Kindern mit angeborenen Krankheiten oder bei einer Totgeburt

  • Zusätzliche Nachgespräche, um die Geburt zu besprechen und bei Bedarf schwierige Erlebnisse zu verarbeiten

  • Begleitung und Betreuung im Wochenbett, ergänzend zu der Betreuung durch die Wochenbetthebamme

Wie hoch sind die Kosten?


Für eine Doula-Begleitung mit Vor- und Nachbesprechungen müssen Sie mit ca. 1200 bis 2000 Franken rechnen - je nachdem, was in dem Paket alles inbegriffen ist. Falls Sie zusätzliche Leistungen buchen, sind die Kosten entsprechend höher. 

Bevor Sie sich definitiv für eine Doula entscheiden, gibt es ein Kennenlerngespräch. Falls es zu einer Zusammenarbeit kommt, ist das Honorar für dieses Gespräch meist im Preis inbegriffen. Kommt es jedoch nicht zum Vertragsabschluss, werden Ihnen die Kosten in Rechnung gestellt. 

Bezahlt die Krankenkasse etwas?


Die Grundversicherung übernimmt die Kosten für die Doula-Begleitung nicht. Auch die Zusatzversicherungen beteiligen sich oftmals nicht an den Kosten; es lohnt sich jedoch, trotzdem nachzufragen. 

Falls das Honorar den Rahmen Ihres Budgets sprengt, fragen Sie die Doula, ob die Möglichkeit einer Ratenzahlung besteht. 

Wie finden wir eine Doula?


Am besten fragen Sie im Freundeskreis nach Empfehlungen. Fündig werden Sie aber auch im Internet, z. B. über die Doula-Suche des Verbands Doula Schweiz oder in der swissmom-Linksammlung.

Häufige Fragen zum Thema

Der werdende Vater ist nicht zwangsläufig die beste Begleitperson. Es gibt Partner, die eher stören, sodass sich die Schwangere gar nicht optimal entspannen kann. Eine gute Freundin, Schwester oder die eigene Mutter kann viel günstiger für den Geburtsablauf sein, wie Untersuchungen in England …
Letzte Aktualisierung: 29.08.2024, TV