"Nun sag schön danke!"
Wie viel "gutes Benehmen" muss sein, wenn sich die Familie zum Feiern trifft?
So schön es auch sein mag, im Verwandtenkreis Weihnachten zu feiern - manchmal wird's ziemlich anstrengend. Nämlich dann, wenn die älteren Semester ganz genau wissen, wie sich brave Kinder aufzuführen haben, während die lieben Kleinen vor lauter Festfreude nicht an verstaubte Benimmregeln denken mögen. Aber worum geht es eigentlich beim "guten Benehmen" und was sollten Eltern Kindern vermitteln?
Warum überhaupt Höflichkeit?
Damit Sie Ihrem Kind nicht einfach leere Floskeln mitgeben, ist es wichtig, sich bewusst zu machen, warum gewisse Regeln des Zusammenlebens überhaupt gelten. Höflichkeit hat nämlich nichts anderes zum Ziel, als andere Menschen und ihre Gefühle zu achten. Ihr Kind soll also nicht in erster Linie lernen, brav die Hand zu reichen und laut Danke zu sagen. Viel wichtiger ist, dass Sie ihm vermitteln, dass es andere Menschen so behandeln soll, wie es gerne selber behandelt wird: freundlich und rücksichtsvoll.
Vorbild sein
Kurz vor dem Weihnachtsfest die wichtigsten Benimmregeln durchzupauken, bringt nichts. Ihr Kind schaut sich im Alltag von Ihnen ab, wie man mit anderen Menschen umgeht. Indem Sie zu Hause einen freundlichen und respektvollen Umgang pflegen und anderen wohlwollend begegnen, lernt es mehr über ein gutes Zusammenleben, als wenn Sie zum tausendsten Mal mahnen: "Nun sag schön danke!".
Die Sicht des anderen aufzeigen
Echte Höflichkeit hat nichts mit Dressur zu tun. Wenn Ihr Kind also wissen möchte, warum es sich für ein Geschenk bedanken soll, lautet die Antwort nicht: "Weil man das eben so macht." Ziel ist, dass Ihr Kind versteht: Da hat jemand Zeit und Mühe aufgewendet, um etwas Schönes auszusuchen. Die Person freut sich, wenn sie sieht, dass ihm das liebevoll ausgesuchte Geschenk gefällt. Deshalb sollte das Kind einen Weg finden, seine Freude zu zeigen.
Klare Erwartungen
Mit allgemeinen Aussagen wie "Sei bitte anständig" können Kinder wenig anfangen. Und sie behalten auch nicht unzählige Verhaltensregeln im Kopf. Überlegen Sie sich deshalb, was Ihnen besonders wichtig ist. So können Sie Ihrem Kind ganz konkret sagen, was Sie von ihm erwarten - und bei den anderen Dingen grosszügig ein Auge zudrücken.
Grenzen respektieren
Gutes Benehmen ist nicht nur ein Thema für Kinder. Denn Erwachsenen können sich gegenüber Kindern zuweilen ganz schön nervig verhalten. Erklären Sie Ihrem Kind, dass es Nein sagen darf, wenn es z. B. nicht umarmt oder geküsst werden will. Und stehen Sie für seine Bedürfnisse ein, falls die Erwachsenen die Grenzen, die es setzt, nicht respektieren.
Nachsicht üben
Kinder können am Weihnachtsfest ziemlich überfordert sein. Dieses endlose Sitzen am Tisch, das spezielle Essen, die vielen Gesichter, von denen einige fremd sind, der ganze Trubel rund um Geschenke und Traditionen ... Seien Sie deshalb nachsichtig mit Ihrem Kind, wenn es überdreht ist und die guten Umgangsformen vermissen lässt, die es im Alltag vielleicht schon beherrscht. Möglicherweise müssen Sie auch mal seinen Part übernehmen und sich in seinem Namen bei der Tante für den schönen Teddy bedanken. Vielleicht schafft es Ihr Kind dann sogar, mit einem scheuen Nicken seinen Dank auszudrücken - und das muss manchmal einfach reichen.