Die Sprachentwicklung fördern
Zuhören, Vorlesen, Singen: Wie Sie die sprachliche Entwicklung Ihres Kindes im Alltag unterstützen können.
Sprache spielt in unserem Leben eine zentrale Rolle. Einen entsprechend wichtigen Stellenwert hat sie in der frühkindlichen Förderung. Wie Sie die sprachliche Entwicklung Ihres Kindes unterstützen können.
Kommunikation von Anfang an
Lange bevor es seine ersten Worte spricht, beginnt das Baby, mit Ihnen zu kommunizieren. Blickkontakt, Weinen, Lächeln, die Versuche, Mamas oder Papas Gesichtsausdruck zu imitieren, die ersten Silben, welche die Eltern intuitiv nachsprechen und damit das Baby zu weiteren Versuchen anregen – all dies ist Teil der Kommunikation, die Sie ganz bewusst pflegen sollten.
Sprechen Sie von Anfang an mit Ihrem Baby, erklären Sie ihm, was Sie tun und benennen Sie die Dinge, die es sieht. Auch wenn es noch nicht in der Lage ist, selber Worte zu formen, versteht es das, was Sie sagen, schon sehr früh. Dies zeigt sich zum Beispiel, wenn kleine Kinder Anweisungen verstehen und befolgen, bevor sie selber sprechen können.
Weltweit tendieren Erwachsene und grössere Kinder dazu, mit Säuglingen Babysprache zu reden. Diese zeichnet sich durch eine höhere Tonlage, eine ausgeprägte Satzmelodie, langsames Sprechen, deutliche Aussprache, viele Wiederholungen und vereinfachte Sätze aus. Durch den Gesichtsausdruck wird das Gesagte zusätzlich unterstrichen. Häufig werden auch Vereinfachungen wie „Wau Wau“ anstelle von Hund verwendet. Manche Sprachwissenschafter gehen davon aus, dass diese Art, mit Babys zu sprechen, den Spracherwerb fördert. Ab dem Alter von ca. 18 Monaten sollten Eltern aber auf die Babysprache verzichten, um die Sprachentwicklung des Kindes nicht zu hemmen.
Blickkontakt und viel Geduld
Zur Sprache gehören nicht nur Worte und Sätze, sondern auch Mimik und Gestik. Suchen Sie deshalb Blickkontakt, wenn Sie mit Ihrem Kind reden und wenden Sie sich ihm zu, wenn es mit Ihnen spricht. Nehmen Sie sich Zeit, ihm zuzuhören, auch dann, wenn es länger braucht, um mit seiner Erzählung zu einem Ende zu kommen.
Insbesondere wenn sich Ihr Kind schwertut mit dem Reden ist es wichtig, ihm die Wünsche nicht von den Augen abzulesen. Machen Sie ihm Mut, Ihnen zu sagen, was es braucht. Wenn es etwas gefragt wird, antworten Sie nicht für Ihr Kind. Lassen Sie im lieber die Möglichkeit, mit eigenen Worten eine Antwort zu finden - auch wenn dies zuweilen vielleicht etwas länger dauert.
Leider müssen manche Babys und Kinder um die Aufmerksamkeit ihrer Eltern geradezu kämpfen. Allzu oft bekommt das Smartphone die Zuwendung, die eigentlich dem Kind gehören sollte. Dies ist für die Sprachentwicklung nicht förderlich. Eltern, die andauernd aufs Display starren, sehen nicht, wie das Baby sie anlächelt und Kontakt sucht. Sie sind nicht in der Lage, der eben gestellten Kinderfrage die nötige Beachtung zu schenken und eine zufriedenstellende Antwort zu geben. Sie können dem Kind, das gerade im Begriff ist, etwas Neues zu wagen, keinen bestätigenden Blick zuwerfen, um ihm auf diese Weise zu sagen, dass alles in Ordnung ist und es seine Sache gut macht.
Sprachförderung mitten im Kinderalltag
Sprache, die an Erlebnisse geknüpft ist, prägt sich besonders gut ein. Reden Sie mit Ihrem Kind über Erlebtes und kommentieren Sie Ihre Handlungen. Lassen Sie auch Ihrem Kind Raum, zu erklären, was es gerade tut, zum Beispiel, wenn es mit Bauklötzen einen Turm baut oder ein Bild malt.
Sobald Ihr Kind Interesse an Bilderbüchern zeigt, können Sie mit dem Geschichtenerzählen und Vorlesen beginnen. Wimmelbücher, also grosse Bilderbücher, die ohne Text auskommen, eignen sich für Kinder ab ca. 1,5 Jahren. Auf den Bildern entdecken sie viel Neues, sie lernen, Dinge zu benennen und kleine Geschichten zu spinnen. Geben Sie beim Betrachten nicht von Beginn an zu viele Erklärungen ab, sondern lassen Sie Ihrem Kind Zeit, mit seinen eigenen Worten zu erzählen, was es sieht.
Die meisten Kinder lieben es, vor dem Einschlafen Geschichten zu hören oder selber welche zu erfinden. Lesen Sie so lange vor, wie das Kind zuhören mag. Zwingen Sie es nicht, ein Kapitel zu Ende zu hören, wenn es zu müde ist. Geschichtenhören soll Freude machen und keine mühsame Pflicht sein.
Auch Singen ist Sprachförderung - ob Sie nun Ihr Baby in den Schlaf singen oder mit dem Kleinkind seine Lieblingslieder aus der Kita singen. Wie gut es klingt, spielt keine Rolle, denn Kinder scheren sich nicht um reine Töne. Fingerreime, Versli und Kniereiterspiele wie „Riite riite Rössli“ fördern die Sprachentwicklung ebenfalls. Grössere Kinder haben Freude am Experimentieren mit Zungenbrechern.
Fehler korrigieren oder nicht?
Kinder erlernen den Wortschatz und die Grammatik ihrer Muttersprache nicht isoliert, sondern im Satzzusammenhang. Benennen Sie Gegenstände deshalb nicht bloss, sondern betten Sie das Gesehene in einen Sinnzusammenhang ein. Zum Beispiel: „Das ist eine Katze. Ihr Fell ist schwarz. Hörst du, wie sie schnurrt?“
Weisen Sie das Kind nicht auf Fehler hin, wenn es etwas falsch sagt, sondern greifen Sie das Gesagte in Ihrer Antwort auf und verwenden Sie dabei die korrekte Form. Ein Beispiel: Das Kind zeigt auf die Katze und sagt „Hund“. Antworten Sie: „Ja, der Hund hat auch ein weiches Fell und einen Schwanz. Doch das ist eine Katze.“ Gehen Sie gleich vor, wenn das Kind eine falsche Satzstellung verwendet. Ein Beispiel: Das Kind sagt: „Katze laut schnurren.“ Ihre Antwort: „Ja, die Katze schnurrt wirklich laut. Sie ist ganz zufrieden."
Fordern Sie Ihr Kind nicht dazu auf, Ihnen Worte oder Formulierungen korrekt nachzusprechen, bis sie sitzen. Stetiges Verbessern und Drill können ihm die Freude an der Sprache regelrecht vermiesen.