Jahrelanges Nuckeln verzögert die Sprachentwicklung
Aus der Forschung
Kleinkinder, die über zu lange Zeit an Daumen, Nuggi oder Babyflasche nuckeln, leiden dadurch im Kindergartenalter häufiger an Sprechstörungen. Das berichten chilenische Pädiater der Corporacion de Rehabilitacion Club De Leones Cruz Del Sur gemeinsam mit US-amerikanische Kollegen in der Zeitschrift „BMC Pediatrics“. Langes Stillen schützt hingegen vor den negativen Auswirkungen, so die Forscher um die Studienleiterin Clarita Barbosa.
Für die Untersuchung befragte man die Eltern von 128 chilenischen Kindern im Alter von drei bis fünf Jahren nach Ernährungs- und Nuckelgewohnheiten ihrer Kinder während der ersten Lebensjahre. Anschliessend wurden die Kinder Sprachtests unterzogen, die ihrem jeweiligen Alter angepasst waren. Kinder, die mehr als drei Jahre lang an Beruhigungssauger, Schoppenflasche oder Daumen nuckelten, waren dreimal häufiger von Sprachstörungen betroffen. Die Kinderärzte empfehlen daher, Kinder nach dem dritten Lebensjahr vom Nuckeln zu entwöhnen.
Beim Sprechen werden mehr als 40 verschiedene Muskeln beansprucht. Ein ständiger Fremdkörper im Mund führt zu einer falschen Programmierung. Betroffen seien vor allem die Muskeln der Zunge, was die Bewegungsfähigkeit dieses zentralen Sprechorgans deutlich einschränkt.
Als Konsequenz des permanenten Lutschens komme es bei Kindern häufig zu einer sogenannten myofunktionellen Störung, die eine richtige Artikulation erschwert. Schlimmstenfalls können Kinder die nicht artikulierbaren Laute auch nicht genau unterscheiden und aus der Sprechstörung entwickelt sich eine Sprachstörung
Relativ guten Schutz vor solchen Störungen stellten die Forscher hingegen bei den Kindern fest, die in den ersten neun Lebensmonaten gestillt und erst dann an die Babyflasche gewöhnt wurden. Fachleute führen dies auf die unterschiedliche Beschaffenheit der Mutterbrust zurück. Sie ist viel weicher, gibt nach und geht mit der Bewegung des Kindes mit. Das kann kein anderer Gegenstand, egal wie weich ein Schnuller auch sein mag.
Aus der Forschung: Barbosa, C. et al.: BMC Pediatrics 2009, 9, S.66