Eine neue Herausforderung: Vater und Partner sein
Jeder Mensch trägt gewisse Überzeugungen zu Familie und Partnerschaft mit sich. Manche davon können zu Spannungen führen, wenn aus dem Liebes- auch ein Elternpaar wird.
Ob in Ihrer Partnerschaft alles bestens läuft oder es hin und wieder heftig kracht: Mit der Ankunft eines Neugeborenen werden die Dinge nicht einfacher. Und weil sich nun fast alles ums Baby dreht, bleibt wenig Zeit zum Reden. So schleichen sich schnell einmal Unstimmigkeiten ein, die Ihre Beziehung belasten können. Erst recht, wenn sie unausgesprochen sind und Sie beide gar nicht bemerken, wie gewisse Haltungen Ihr Handeln prägen. Die folgenden Irrtümer können frischgebackenen Elternpaaren ziemlich zu schaffen machen:
- Es muss wieder alles genau wie vorher werden
- Eine gute Partnerschaft ergibt sich von selbst, wenn man sich liebt
- Ohne kinderfreie Wochenenden und grössere Auszeiten keine Romantik
- Männer müssen im Haushalt helfen
- Bezahlte Arbeit ist mehr wert als unbezahlte
- Eltern dürfen sich niemals streiten - erst recht nicht vor den Kindern
- Jeder Mann braucht seine Freiräume
Es muss wieder alles genau wie vorher werden
Keine Frage: So herausfordernd wie in den ersten Wochen mit dem Neugeborenen wird es nicht immer bleiben. Und selbst mit einem Baby, das sehr viel Zuwendung braucht, werden Sie und Ihre Partnerin mit der Zeit Routinen entwickeln, die Ihnen helfen, den Alltag zu meistern.
So unkompliziert und unbeschwert wie vor der Geburt wird das Leben trotzdem nie wieder - und das ist vollkommen in Ordnung. Die Verantwortung, die das Elternsein mit sich bringt, lässt sich nun mal nicht zur Seite legen, wenn sie gerade stört. Und manche Kinder scheinen wahre Meister darin zu sein, die Pläne ihrer Eltern zu durchkreuzen.
Sie können nun natürlich den "guten alten Zeiten" nachtrauern, als Sie beide noch tun und lassen konnten, was Sie wollten. Damit erweisen Sie sich jedoch keinen Gefallen. Nutzen Sie Ihre Energie lieber dazu, um Ideen zu entwickeln, wie Sie mitten im neuen Alltag Ihrer Paarbeziehung immer wieder Raum geben können.
Eine gute Partnerschaft ergibt sich von selbst, wenn man sich liebt
Grundsätzlich stimmt es schon, was man im Zusammenhang mit der Geburt oft liest: "Ein Baby kann eine schlechte Beziehung nicht retten, eine gute aber auch nicht zerstören." Doch selbst in einer harmonischen Partnerschaft bringt die Ankunft eines Neugeborenen ziemlich viel Gesprächs- und Klärungsbedarf mit sich. Vieles, was Sie sich vor der Geburt erst theoretisch vorstellen konnten, fühlt sich jetzt, wo sie es erleben, vielleicht ganz anders an. Und manchmal dauert es eine Weile, bis Sie oder Ihre Partnerin merken, was denn eigentlich weniger gut läuft als gewünscht.
Erzählen Sie einander deshalb immer wieder, wie Sie das Elternsein erleben, wie es Ihnen geht, was Sie vermissen und in welchen Punkten Sie sich eine Veränderung wünschen. Versuchen Sie dabei, auf Vorwürfe und Druck zu verzichten. Für Sie beide ist die Situation neu und Sie brauchen erst einmal Zeit, um in alles hineinzuwachsen. Da muss nicht immer alles auf Anhieb rund laufen und Sie beide dürfen Fehler machen. Eine gehörige Portion Grosszügigkeit und der Wille, den Gesprächsfaden nie abreissen zu lassen, sind deshalb enorm wichtig.
Und noch etwas sollten Sie beachten: Kind, Beruf, Haushalt und andere Verpflichtungen nehmen unglaublich viel Raum ein. Wenn Sie Ihrer Paarbeziehung nicht ganz bewusst Zeit einräumen, kommt die Zweisamkeit auf Dauer zu kurz. Vielen Paaren hilft es, feste Termine einzuplanen, um regelmässig etwas zu zweit zu unternehmen oder einfach nur einen gemütlichen kinderfreien Abend auf dem Sofa zu verbringen.
Ohne kinderfreie Wochenenden und grössere Auszeiten keine Romantik
Jedem Paar tut es gut, ab und zu alles hinter sich zu lassen und Zeit zu zweit zu geniessen. Es ist jedoch ziemlich risikoreich, die Beziehungspflege auf solche Auszeiten zu verschieben, denn diese haben gewisse Tücken: Man muss sie sich zeitlich und finanziell leisten können. Die Erwartungen an die lange herbeigesehnten Tage können so hoch sein, dass die Realität mit den Träumen nicht mithalten kann. Mit der Liebe "auf Knopfdruck" will es auch nicht immer auf Anhieb klappen, wenn man mitten aus dem Alltagsstress kommt. Schliesslich muss das Kind nur im falschen Moment einen Magen-Darm-Käfer aus der Kita mitbringen und die ganze Romantik ist dahin.
Falls die Liebe den turbulenten Familienalltag überstehen soll, reichen die ganz grossen romantischen Gesten deshalb nicht aus. Die kleinen, liebevollen Aufmerksamkeiten mitten im Trubel sind mindestens so wertvoll und wichtig. Machen Sie es sich deshalb zur Gewohnheit, einander immer wieder im Kleinen zu zeigen, wie viel Sie einander bedeuten.
Männer müssen im Haushalt helfen
Wenn Sie Ihrer Partnerin im Haushalt "helfen", läuft etwas gewaltig schief. Und wenn Sie der "Babysitter" sind, der ab und zu "hütet", sollten die Alarmglocken klingeln. Der Haushalt ist auch Ihr Haushalt und das Baby ist auch Ihr Baby. Sie "helfen" und "hüten" also nicht bloss, sondern Sie leisten Ihren Beitrag dazu, dass die Dinge rund laufen und Ihr Kind glücklich und geborgen aufwachsen darf. Sie und Ihre Partnerin sind gemeinsam für das Wohlergehen der Familie verantwortlich.
Wie Sie sich die einzelnen Aufgaben aufteilen, bleibt selbstverständlich Ihnen als Paar überlassen. Wichtig ist, auf Fairness zu achten und die eigenen Pflichten zuverlässig wahrzunehmen, sodass der andere Elternteil nicht dauernd mitdenken muss. Nur so gelingt es, die sogenannte "Mental Load", also die unsichtbare Last, immer alles im Kopf behalten und vorausdenken zu müssen, mehr oder weniger gerecht aufzuteilen.
Und noch einen Punkt sollten Sie als Paar beachten: So wichtig es ist, sich gegenseitig zu entlasten, so wichtig ist es auch, zu wissen, wie man die Dinge erledigt, für die der oder die andere zuständig ist. In einer Familie kann es immer Notsituationen geben, in denen Sie sich auf einmal um die Aufgaben kümmern müssen, die normalerweise Ihre Partnerin übernimmt. Und weil in solchen Situationen keine Zeit bleibt, um dauernd nachzufragen, sollten Sie sich selbst zu helfen wissen, wenn mal alles drunter und drüber geht.
Bezahlte Arbeit ist mehr wert als unbezahlte
Sich um ein Kind und um den Haushalt zu kümmern, ist eine anspruchsvolle Aufgabe, die viel Energie kostet. Weil aber die allerwenigsten Menschen die Zeit aufrechnen, die sie in die sogenannte "Care Arbeit" investieren und Ende Monat kein Lohn aufs Konto fliesst, lässt sich diese Arbeitsleistung allzu leicht übersehen. Und schliesslich tut man das ja alles aus Liebe, dann zählt das doch gar nicht als Arbeit ...
Eine solche Haltung kann zu grossen Spannungen in einer Beziehung führen. Nämlich dann, wenn der Elternteil, der mehrheitlich bezahlte Arbeit leistet, stets einen ungestörten Nachtschlaf einfordert, die "unsichtbare" Leistung zu Hause nicht anerkennt und findet, nach Büroschluss sei für ihn Feierabend, ganz egal, was im Haushalt noch alles ansteht.
Zu Differenzen kann es auch kommen, wenn Sie zwar an manchen Tagen die Kinderbetreuung übernehmen, dann aber immer ein Spassprogramm mit Ausflügen und Mittagessen bei den Grosseltern durchführen. Zum einen bleibt so die ganze Hausarbeit liegen. Und zum anderen bekommen Sie auf diese Weise nie ein Gefühl dafür, wie anstrengend es sein kann, sich um das Baby zu kümmern und gleichzeitig dafür zu sorgen, dass der Laden läuft.
Eltern dürfen sich niemals streiten - erst recht nicht vor den Kindern
Wütend werden, sich streiten, die Sache ausdiskutieren und sich wieder versöhnen: Um dies zu lernen, braucht Ihr Kind Vorbilder, die ihm zeigen, wie das geht. Als Eltern müssen Sie also nicht jeden Ärger hinunterschlucken, damit Ihr Kind bloss nie eine Unstimmigkeit mitbekommt. Indem Sie ihm vorleben, wie man Differenzen respektvoll klärt, lernt es, wie es mit anderen Menschen umgehen kann, wenn die Dinge mal nicht so rosig sind.
Wichtig ist jedoch, dass Sie im Streit fair bleiben und Ihre Konflikte ohne Beleidigungen und Gewalt lösen. Heftige Auseinandersetzungen, bei denen Eltern ihre Gefühle nicht mehr im Griff haben und vielleicht sogar handgreiflich werden, sind für Kinder sehr beängstigend. Falls Sie spüren, wie Sie die Beherrschung verlieren, gehen Sie deshalb besser aus dem Raum, um sich zu beruhigen, bevor Sie versuchen, die Unstimmigkeit zu klären.
Jeder Mann braucht seine Freiräume
Natürlich brauchen Sie Ihre Freiräume. Aber nicht, weil Sie ein Mann sind, sondern weil jeder Mensch ab und zu etwas Unbeschwertheit braucht, um sich zu erholen. Dieses Recht hat auch Ihre Partnerin und deshalb sollten Sie Wege finden, wie Sie einander gegenseitig immer mal wieder eine kleine Verschnaufpause vom herausfordernden Elternalltag ermöglichen können.