Bildschirmmedien für Kinder

Wie viel Bildschirmzeit ist angebracht für Kinder? Welche Inhalte eignen sich? Und wie werden Kinder kompetent im Umgang mit Medien?

Kleinkind schaut am Fernsehen einen Trickfilm
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Ob sie sich am Tablet ein Video anschauen, auf Papas Handy ein Spiel spielen oder ganz traditionell am Fernsehen die Lieblingsserie angucken: Kinder brauchen Begleitung, wenn sie ihre ersten Gehversuche in der Welt der Medien machen. Diese geht weit über das Setzen von Zeitlimits hinaus. 

Wichtige Grundregeln im Umgang mit Medien


Die Diskussionen darüber, wie viel Medienkonsum für Kinder vertretbar ist, tobt wohl schon, seitdem die ersten Fernsehgeräte in den Wohnzimmern Einzug gehalten haben. Und sie wird heute, wo digitale Geräte aus dem Alltag nicht mehr wegzudenken sind, erst recht hitzig geführt. In der Frage, ob und in welchem Mass Medienkonsum für Kinder schädlich oder förderlich ist, sind sich Fachleute weiterhin uneins. Bei einigen Grundregeln herrscht jedoch weitgehend Einigkeit:

  • Je jünger Kinder sind, desto weniger Medien sollten sie konsumieren. Fachleute weisen darauf hin, dass Kinder unter zwei Jahren nach Möglichkeit weder fernsehen noch Zeit am Handy oder Tablet verbringen sollten. Manche raten auch dazu, Kinder erst ab drei Jahren allmählich mit Bildschirmmedien vertraut zu machen. 

  • Für die Gehirnentwicklung sind vielfältige Erfahrungen wichtig. Der Medienkonsum sollte deshalb nie ein so grosses Ausmass annehmen, dass das freie Spiel, die kreative Betätigung und die Bewegung an der frischen Luft zu kurz kommen. 

  • Übermässiger Medienkonsum wird in manchen Studien mit Übergewicht und Haltungsschäden in Verbindung gebracht. Kinder, die viel Zeit vor dem Bildschirm verbringen, brauchen als Ausgleich viel Bewegung. Wichtig ist ausserdem, dass sie es sich nicht zur Gewohnheit machen, vor dem Bildschirm zu essen. 

  • Nicht nur die Verweildauer am Bildschirm ist entscheidend, sondern auch der Inhalt, mit dem sich ein Kind beschäftigt. Es macht einen Unterschied, ob es sich ein Video nach dem anderen anschaut oder ob es mithilfe eines Tablets einen Stop-Motion-Film erstellt und somit kreativ tätig ist

  • Eltern sollten darauf achten, dass der Medienkonsum die Schlafqualität nicht beeinträchtigt. Die Inhalte müssen kindgerecht sein, sodass sie möglichst keine Ängste auslösen. Zudem wird oftmals empfohlen, die Geräte spätestens eine Stunde vor dem Schlafengehen auszuschalten, damit die Ausschüttung des Schlafhormons Melatonin nicht durch blaues Licht beeinträchtigt wird. Schliesslich sollten grössere Kinder, die bereits ein Handy besitzen, dieses über Nacht nicht ins Schlafzimmer nehmen, um nicht dauernd durch hereinkommende Nachrichten gestört zu werden. 

Wie viel Bildschirmzeit ist vertretbar?


Empfehlungen zum täglichen Medienkonsum können immer nur eine allgemeine Orientierung bieten. Denn während das eine Kind sich schnell langweilt am Bildschirm und sein Medienkontingent gar nie ausschöpft, ist ein anderes kaum mehr davon wegzukriegen. Behalten Sie beim Festlegen der Bildschirmzeiten deshalb stets Ihr eigenes Kind im Blick

Es gibt unterschiedliche Empfehlungen zur täglichen Bildschirmzeit. Als Richtlinie können Sie zum Beispiel diejenige der Initiative "SCHAU HIN! Was dein Kind mit Medien macht" nehmen:

0 bis 2 Jahre: Auf Bildschirmmedien sollte weitgehend verzichtet werden.

3 bis 5 Jahre: bis zu 30 Minuten Bildschirmzeit am Tag

6 bis 9 Jahre: bis zu 1 Stunde Bildschirmzeit am Tag

Ab 10 Jahren können die Eltern ein Zeitkontingent festlegen, z. B. täglich zehn Minuten pro Lebensjahr am Tag. Bei einem Elfjährigen wären das dann maximal 110 Minuten täglich. Möglich ist auch ein Kontingent von einer Stunde wöchentlich pro Lebensjahr. Bei einer Vierzehnjährigen wären das 14 Stunden pro Woche. 

Wichtig: Die Empfehlungen beziehen sich auf alle Bildschirmgeräte. Hat ein Kind also z. B. bereits am Tablet ein Spiel gespielt, verkürzt sich die Zeit, die es für seine Lieblingsserie hat, entsprechend. 

Neben solchen Zeitempfehlungen gibt es Empfehlungen, die den Fokus mehr auf die Begleitung durch die Eltern legen. So sollten zum Beispiel Kinder im Alter von drei bis sechs Jahren Bildschirmmedien gemeinsam mit ihren Eltern nutzen. Dabei wählen die Eltern geeignete Inhalte aus. 

Bei Kindern im Alter von sechs bis neun Jahren gilt es dann vermehrt, auf einen guten Ausgleich zwischen Bildschirmzeit und anderen Aktivitäten zu achten. Die Eltern können eine Auswahl an Inhalten anbieten, aus denen die Kinder auswählen. Zeitlimits können in diesem Alter flexibler gehandhabt werden: An Schultagen weniger Bildschirmzeit, dafür auch mal etwas mehr an einem langweiligen Ferientag oder wenn das Kind krank ist. Und natürlich spricht nichts dagegen, hin und wieder für die ganze Familie einen bildschirmfreien Tag einzulegen. 

Mit zunehmender Reife des Kindes geht es vermehrt darum, gemeinsam Regeln für die Mediennutzung auszuhandeln und ihm schrittweise mehr Verantwortung zu übergeben. 

Welche Inhalte eignen sich für Kinder?


Um Kinder nicht zu überfordern, ist die Wahl passender Inhalte wichtig. Altersfreigaben bieten eine erste Orientierung, sind aber nicht der alleinige Massstab. Manche Kinder reagieren sehr sensibel auf Medieninhalte, auch wenn diese eigentlich für ihr Alter freigegeben wären. Je jünger Ihr Kind ist, desto wichtiger ist es deshalb, dass Sie die Sendungen kennen, die es sich anschaut. Machen Sie sich auch mit den Spielen vertraut, die es am Bildschirm spielt. 

Bei der Auswahl der Inhalte können Sie auf die folgenden Punkte achten, die sich an den Elternratgeber FLIMMO anlehnen: 

  • Für Kinder ab dem zweiten Geburtstag eignen sich kurze Videoclips (1 bis 5 Minuten), z. B. Kinderlieder. Dabei reicht eine kleine Auswahl, denn Kleinkinder mögen Wiederholungen. Der Konsum von Bewegtbildern sollte in diesem Alter jedoch noch eine Ausnahme bleiben

  • Für Drei- bis Vierjährige eignen sich Inhalte mit einer Laufzeit von 10 bis 20 Minuten. Die Geschichten sollten einfach und leicht erfassbar sein, mit wenigen Figuren auskommen und immer ein gutes Ende haben. Eine einfache und verständliche Sprache ist wichtig. Auch Clips ohne Sprache eignen sich gut für dieses Alter. Inhalte mit übermässig dramatischer Musik und erschreckenden Geräuschen sind ungeeignet. Auch ein hohes Erzähltempo, Zeitsprünge und viele Ortswechsel überfordern Kinder in dieser Altersgruppe. 

  • Für Kinder ab fünf Jahren eignen sich Geschichten mit einer maximalen Länge von 40 Minuten. Die Anzahl der Figuren sollte überschaubar sein, die Handlung nicht allzu komplex und ohne Parallelhandlungen oder Zeitsprünge. Wissensinhalte sollten klar strukturiert und mit Beispielen illustriert sein. Auch für Kinder in diesem Alter ist es wichtig, dass die Geschichten ein glückliches Ende finden und dass die Sendungen ohne übermässig dramatische Musik oder erschreckende Geräusche auskommen. 

  • Kinder ab sieben Jahren verstehen komplexere Handlungen mit mehr Figuren. Eine gewisse Spannung wird geschätzt, Entspannungsmomente und Humor sind aber ebenfalls wichtig. Filme sollten nicht länger als 90 Minuten dauern. Heldengeschichten mit übertriebener Action, drastischer Gewalt und Dramatik können problematisch sein.

Klare Regeln und feste Zeiten


Damit es nicht dauernd zu Streit und Diskussionen rund um die Bildschirmnutzung kommt, sind klare Regeln hilfreich. So hilft beispielsweise die Abmachung, dass nach einer Folge Schluss ist. Damit das Kind nicht unvermittelt aus dem Geschehen gerissen wird, können Sie einen Timer stellen, mit dem Sie es darauf aufmerksam machen, dass das Gerät in fünf Minuten ausgeschaltet werden muss. Auch feste Bildschirmzeiten können Ruhe in die Sache bringen. Weiss Ihr Kind beispielsweise, dass es immer vor dem Abendessen seine Serie schauen darf, muss es nicht dauernd um Bildschirmzeit betteln. 

Regeln und Vereinbarungen können nicht gänzlich verhindern, dass es beim Abschalten gelegentlich zu Wut oder Tränen kommt. Kinder werden oft so sehr mitgerissen vom Geschehen am Bildschirm, dass sie Mühe damit haben, wieder in der realen Welt anzukommen. Die einen müssen dann erst mal eine Runde kuscheln, um runterzukommen, andere möchten haarklein erzählen, was sie gesehen haben. Versuchen Sie deshalb, für Ihr Kind verfügbar zu sein, wenn die Bildschirmzeit zu Ende geht

Kinder in der Mediennutzung begleiten


Kinder finden sich nicht alleine zurecht in der grenzenlosen Welt der Medien. Im Gegenteil: Sie brauchen die Begleitung von Erwachsenen, um nach und nach eigenständiger zu werden im Umgang mit Medien. Folgende Aspekte sind bei der Medienerziehung besonders wichtig:

Medien kreativ nutzen

Am Computer, Tablet und Handy können Inhalte nicht nur konsumiert werden - die Geräte können auch kreativ genutzt werden. Entdecken Sie mit Ihrem Kind die vielfältigen Möglichkeiten, Bilder zu bearbeiten, Filme zu erstellen, Geschichten zu erfinden, Musik zu machen etc.

Selbst das gute alte Fernsehen ist nicht ausschliesslich zum Konsumieren da. Warum nicht gemeinsam das Rezept aus der Kindersendung nachkochen? Die Experimente nachmachen, die der Moderator vorgezeigt hat? Oder das Museum besuchen, das in der Sendung vorgestellt wurde? 

Werbung erkennen lernen

Kleine Kinder verstehen den Unterschied zwischen redaktionellen Inhalten und Werbung noch nicht. Ihnen ist nicht bewusst, dass hinter der Werbung die Absicht steckt, etwas zu verkaufen - und dass Kinder eine beliebte Zielgruppe sind, weil sie die Eltern endlos um ein bestimmtes Spielzeug oder ein Lebensmittel anbetteln, das sie in der Werbung gesehen haben. Sie wissen auch nicht, dass bei Gewinnspielen und Online-Anzeigen eine Menge Daten gesammelt werden. 

Solange ein Kind noch ganz klein ist, können Sie Medieninhalte wählen, die möglichst ohne Werbung auskommen. Mithilfe von Werbeblockern können Sie Kinder auch später, wenn sie selber online gehen, ein Stück weit vor Werbung schützen. Da Anzeigen allgegenwärtig sind, müssen Kinder aber unbedingt lernen, die Absicht dahinter zu verstehen. Im Vorschul- und Kindergartenalter sollten Sie Ihrem Kind deshalb altersgerecht erklären, wie es Werbung erkennt, welche Zwecke damit verfolgt werden und dass die Produkte grossartiger dargestellt werden, als sie in Wirklichkeit sind. 

Über Medieninhalte reden

Wenn das Kind grösser und selbständiger wird, wissen die Eltern immer weniger Bescheid, welche Medieninhalte es konsumiert und was es online erlebt. Machen Sie Medien zum Gesprächsthema - und zwar nicht nur dann, wenn es um das Einhalten von Regeln geht. Reden Sie mit Ihrem Kind über die Inhalte, die es sich ansieht, über die Spiele, die es spielt etc. Dadurch fällt es ihm auch leichter, Ihre Hilfe zu suchen, wenn es etwas Beängstigendes gesehen hat oder wenn ihm online etwas Unangenehmes passiert ist. 

Die Vertrauenswürdigkeit von Meldungen einschätzen

Je selbständiger Ihr Kind Medien nutzt, umso wichtiger ist es, dass es lernt, vertrauenswürdige Quellen zu erkennen. Erklären Sie ihm, wie die folgenden Fragen dabei helfen können, die Seriosität einer Meldung einzuschätzen: 

  • Wer hat den Inhalt erstellt? Findet man die Person oder die Institution im Internet?

  • Wo wurde der Inhalt veröffentlicht? Handelt es sich z. B. um eine bekannte Nachrichtenseite oder den offiziellen Kanal von seriösen Medien? Hat die Seite ein Impressum, wo man nachschauen kann, wer für die Inhalte verantwortlich ist?

  • Ist der Inhalt aktuell?

  • Wird die gleiche Meldung auch auf anderen seriösen Kanälen verbreitet und was wird dort darüber gesagt?

  • Könnten Bilder, Videos oder Tonaufnahmen bearbeitet oder durch künstliche Intelligenz erstellt worden sein? Letzteres ist oft nicht leicht zu erkennen, es gibt jedoch Hinweise wie z. B. ein falscher Schattenwurf oder fehlerhafte Details, die erst beim Heranzoomen sichtbar werden. 

Das eigene Vorbild überdenken

Die Art und Weise, wie Sie Medien nutzen, prägt Ihr Kind. Überdenken Sie deshalb Ihren eigenen Medienkonsum kritisch, bevor Sie die Regeln festlegen, die es einhalten soll. 

Letzte Aktualisierung: 19.02.2025, TV