Knabe oder Mädchen? Der Gang verrät das Geschlecht
Aus der Forschung
Jungen laufen wie Cowboys, Mädchen wie Prinzessinnen – wie jedes hat auch dieses Klischee einen wahren Kern, wie Forschungen an der Universität Bochum nachweisen konnten.
Schon ab vier Jahren unterscheidet sich der Gang von Jungen und Mädchen. So einen richtigen Kerl erkennt man am Gang: raumgreifende Schritte, ausladende Oberkörperbewegungen, abgespreizte Ellbogen. Damenhaft dagegen werden die Arme eng am Körper gehalten, die Knie geschlossen, die Füsse voreinander gesetzt. Man sieht es gleich: Hier schreitet eine Prinzessin.
Der Diplom-Psychologe Andrej König hatte Versuchspersonen verschiedener Altersgruppe als sogenannte Punktmännchen laufen lassen. Dafür wurde ihr Körper an den entscheidenden Stellen mit 35 reflektierenden weissen Punkten markiert, unter anderem an den Gelenken der Gliedmaßen und am Kopf. In einem abgedunkelten Raum gingen die Versuchspersonen auf und ab, während eine Kamera diese Bewegung aufzeichnete. Anschliessend wurden die Daten von einem Computer ausgewertet. Im „Biomotionlab“ liefen auch Kinder und Jugendliche, und zwar 27 Mädchen und 27 Jungen zwischen 4 und 16 Jahren. Bei mehr als 70 Prozent der Läufer konnte der Rechner nicht nur das Geschlecht sondern sogar das Alter der Läufer identifizieren. Auch menschliche Auswertungen haben eine hohe Übereinstimmung in Geschlecht und Alter erbracht.
Überdies sollten sich die Probanden zur Attraktivität des jeweiligen Gangs äussern. Den Gang von Kindern fanden sie durchweg unattraktiv. Erst ab einem Alter von 20 Jahren an wirke das Gangbild attraktiv. Ab 25 Jahren verliere der weibliche Gang wieder an Reiz, bei Männern geschehe dies erst ab einem Alter von 30 Jahren, so König. Homosexuelle Versuchspersonen fanden jeweils den Gang gleichgeschlechtlicher Läufer attraktiv, Heterosexuelle das Gangbild des jeweils anderen Geschlechts.
Aus der Forschung: www.ruhr-uni-bochum.de