Wie hoch soll das Teilpensum sein?
Wenn Sie sich dazu entschieden haben, nach der Geburt Teilzeit zu arbeiten, stellt sich natürlich die Frage, in welchem Pensum Sie berufstätig sein wollen. Bei diesem Entscheid spielen verschiedene Aspekte eine Rolle. Wir beginnen mit der Frage, die bei vielen Paaren vergessen geht, wenn sie besprechen, wie sie Familie und Beruf miteinander in Einklang bringen wollen:
Wie wirkt sich die Reduktion auf die Altersvorsorge aus?
Wer mitten im Familien- und Berufsleben steht, denkt meist wenig über die Zeit nach der Pensionierung nach. Aber genau dies sollten Sie tun, bevor Sie den definitiven Entscheid fällen, wie viel Sie nach der Geburt arbeiten wollen. Denn das Arbeitspensum hat direkte Auswirkungen auf die Altersleistungen. Doch es ist gar nicht so einfach, herauszufinden, was Ihnen im Alter zusteht, denn je nachdem, wie viel Sie verdienen und wie grosszügig das Pensionskassenreglement Ihres Arbeitgebers ist, sieht die Situation ganz unterschiedlich aus. Auch wenn das Thema ganz schön komplex ist, sollten Sie sich daher unbedingt darüber informieren, wie gut Sie im Hinblick auf die Altersvorsorge aufgestellt sind und wo sich Lücken ergeben könnten. Eine von der Schweizerischen Konferenz der Gleichstellungsbeauftragten (SKG) beauftragte Studie kam zum Schluss, dass Frauen und Männer während ihrer Berufslaufbahn durchschnittlich mindestens 70 Prozent erwärbstätig sein sollten, um das Risiko für Altersarmut möglichst gering zu halten. Wenn Sie also Ihr Arbeitspensum während der Kleinkinderphase stark reduzieren, sollten Sie es später, wenn die Kinder Sie nicht mehr im gleichen Ausmass in Anspruch nehmen, wieder erhöhen. Insbesondere im Falle einer Scheidung und bei geringem Einkommen ist das Risiko sonst gross, dass Sie im Alter mit sehr bescheidenen Mitteln auskommen müssen.
Was ist Ihnen wichtig: Gleichstellung, Dranbleiben oder Karrieremöglichkeiten?
Ist Ihnen besonders viel daran gelegen, Familien- und Berufsarbeit möglichst fair mit Ihrem Partner zu teilen? Dann ist es sinnvoll, wenn beide ihr Arbeitspensum in einem ähnlichen Mass reduzieren, z. B. beide auf 60 oder 70 Prozent. Wollen Sie beruflich einen Fuss in der Tür halten, sich momentan aber hauptsächlich auf die Familie konzentrieren? Dann reicht Ihnen vermutlich ein 40%-Pensum. Vorausgesetzt natürlich, Ihr Partner ist bereit, die Rolle als Haupternährer der Familie zu übernehmen. Möchten Sie sich Ihre Karrieremöglichkeiten erhalten? Dann wird vielerorts erwartet, dass Sie mindestens 80 Prozent arbeiten. Manche Firmen vergeben aber auch verantwortungsvolle Positionen im Jobsharing.
Welches Pensum ist in meinem Job sinnvoll?
Es gibt Berufe, in denen Ihnen viele spannende Aufgaben bleiben, unabhängig davon, ob Sie zwei oder fünf Tage pro Woche arbeiten. In anderen hingegen sind die Mitgestaltungsmöglichkeiten gering, wenn Sie Ihre Berufstätigkeit auf ein Minimum reduzieren. Überlegen Sie sich bei der Festlegung des Arbeitspensums darum auch, wie viele Arbeitstage nötig sind, damit Sie noch aktiver Teil des Teams sein können und im Job einen abwechslungsreichen Ausgleich zum Familienalltag finden.
Wie viel Fremdbetreuung liegt für Sie drin?
Einerseits ist dies natürlich eine finanzielle Frage. Je mehr beide Partner arbeiten, desto mehr Betreuungstage sind nötig. Je höher das Familieneinkommen ist, desto höher fällt bei einkommensabhängigen Tarifen die Kitarechnung aus. Reduziert einer von beiden das Pensum stark, liegen zwar die Betreuungskosten deutlich tiefer, bei einem gerinen Verdienst oder wenn Sie zwei Kinder haben, die in der Kita betreut werden, fliesst dennoch oft ein grosser Teil des Zweiteinkommens in die Begleichung der Kitarechnung. In beiden Fällen lohnt sich daher die Überlegung, ob Sie und Ihr Partner die Arbeitstage so legen können, dass Sie mit weniger Fremdbetreuung auskommen. Am Ende werden aber nicht die Finanzen alleine den Ausschlag geben, wie oft Ihr Kind in der Kita, bei den Grosseltern oder in einer Tagesfamilie betreut wird. Entscheidend ist, wie Sie ganz allgemein zum Thema Fremdbetreuung stehen. Möchten Sie so weit als möglich darauf verzichten? Wäre es für Sie ganz gut vorstellbar, Ihr Kind an vier bis fünf Tagen pro Woche in der Kita betreuen zu lassen? Oder soll es zu gleichen Teilen von Mama und Papa betreut werden? Welches Arbeitspensum für Sie in Frage kommt, hängt stark von Ihren Antworten auf diese Fragen ab.
Was tut unserer Familie gut?
Bei allen organisatorischen und finanziellen Aspekten bleibt diese eine Frage zentral: Wie können wir das Familien- und Berufsleben so gestalten, dass es allen Familienmitgliedern gut geht? Damit ist nicht gemeint, dass alle stets strahlend glücklich sein müssen und Sie Ihren Job sofort an den Nagel hängen, wenn ein Kind mal ein paar Tage keine Lust hat, zur Tagesmutter zu gehen. Wenn Sie jedoch dauernd unter Stress stehen und die Beziehung zu Partner und Kindern leidet, ist es Zeit, über die Bücher zu gehen: Müssen wir unsere Prioritäten anders setzen? Soll einer von beiden für einige Zeit beruflich etwas kürzer treten oder reicht es, wenn wir die Aufgaben besser verteilen? Passt die Arbeitsteilung so, wie wir sie einmal festgelegt haben, zu unserer momentanten Familiensituation oder sind grössere Veränderungen nötig? Eine Familie ist ein äusserst lebhaftes Gefüge mit sich ändernden Bedürfnissen - eine Portion Flexibilität kann daher nicht schaden.