Lesenlernen bei Lese- und Rechtschreibstörung
Übungen, die Ihrem Kind trotz Lese- und Rechtschreibstörungen helfen, flüssiger und genauer zu lesen.
Wenn die Lese- und Rechtschreibleistung des Kindes deutlich unter dem Niveau liegt, das aufgrund des Alters und der Klassenstufe erwartet werden kann, spricht man von einer Lese- und Rechtschreibstörung (LRS). Entscheidend ist ausserdem, dass das Defizit nicht durch fehlenden Schulbesuch, Mehrsprachigkeit oder Seh- oder Hörschwierigkeiten erklärt werden kann.
Wie schnell und genau kann mein Kind lesen?
Auch wenn Kinder mit LRS genau dies nicht gerne tun: Um lesen zu lernen, müsen sie lesen. Ausschlaggebend für das Lesenlernen sind das genaue Lesen und die Lesegeschwindigkeit. Diese beiden Faktoren beeinflussen sich gegenseitig. Denn wenn ein Kind zum Beispiel so langsam liest, dass es am Ende eines Textes den Anfang schon vergessen hat, hat die Geschwindigkeit auch Auswirkungen auf die Genauigkeit.
So kann festgestellt werden, wie genau und wie schnell das Kind liest:
Liest das Kind genau das, was im Text steht? Dabei wird die Anzahl an fehlerfrei gelesenen Wörtern gemessen. Erst wenn 95 Prozent des Textes richtig gelesen werden, kann das Kind das Gelesene auch verstehen.
Wie schnell liest das Kind? Dies wird in Wörtern pro Minute (WPM) gemessen.
- am Ende der 1. Klasse: 35 WPM
- am Ende der 2. Klasse: 70 WPM
- am Ende der 3. Klasse: 120WPM
Übung zur Lesegenauigkeit bei LRS
Viele Kinder mit LRS raten beim Lesen. Sie lesen die ersten Buchstaben eines Wortes und raten den Rest. Statt "Nina klettert in den Ausguck” lesen sie zum Beispiel "Nina klettert in den Ausflug".
Bei dieser Übung wird deshalb mit Pseudowörtern gearbeitet. Diese sind zwar aufgebaut wie echte Wörter, haben aber keine Bedeutung (z. B. Brelo oder Mume) und können dadurch auch nicht geraten werden.
Einige Pseudowörter erfinden.
Die Wörter einzeln laut vorlesen.
Unter jedes Pseudowort einen Silbenbogen malen. Mit einem Silbenbogen werden diejenigen Buchstaben miteinander verbunden, die zusammen eine Silbe ergeben.
Da Pseudowörter nicht geraten werden können, muss sich das Kind auf jeden einzelnen Buchstaben konzentrieren und trainiert damit die Genauigkeit.
Übung zur Lesegeschwindigkeit bei LRS
Für die Lesegeschwindigkeit ist es wichtig, den Sichtwortschatz zu trainieren. Damit erkennt das Kind Wörter als Ganzes und liest nicht Buchstabe für Buchstabe. Um dies zu trainieren, eignet sich diese Übung:
Wörter auswählen, einzeln auf Karteikarten schreiben und mit der leeren Seite nach oben vor sich hinlegen.
Jeweils eine Karte für 2 bis 5 Sekunden umdrehen und das Wort lesen.
Die Karte wieder umdrehen und das Wort laut sagen.
Ist das Wort richtig: Die nächste Karte umdrehen.
Ist das Wort falsch: Das Wort nochmals anschauen und laut vorlesen.
Ein Kind, welches nicht gut lesen kann, hat meist auch keine Freude daran. Neben den Übungen ist es darum wichtig, die Leselust zu fördern. Es soll also etwas lesen, das es interessiert und spannend findet. Das darf auch ein Comic, ein Kochbuch oder das "Guinnessbuch der Rekorde" sein.
Dieser Artikel ist in Zusammenarbeit mit Fabian Reich, Mitbegründer der Helden Akademie GmbH, entstanden.