Babys mit Atemproblemen nach der Geburt
Welche akuten Schwierigkeiten mit der Atmung direkt nach der Geburt auftreten können und was dies für das Kind bedeutet.
Die Lungen eines Neu- oder Frühgeborenen können aufgrund verschiedener Ursachen nicht ausreichend funktionieren. Dies sind die drei häufigsten Erkrankungen:
Atemnotsyndrom bei Früh- oder Neugeborenen
Die Lunge ist eines der Organe des Babys, das für die vollständige Entwicklung in der Schwangerschaft am längsten braucht. Erst ab der 34. Schwangerschaftswoche wird nämlich ausreichend Surfactant-Faktor produziert. Dieser kleidet das Innere der Lunge aus und verhindert, dass die kleinen Lungenbläschen bei der Ausatmung in sich zusammenfallen und verkleben.
Wird ein Baby also zu früh geboren, ist zu wenig Surfactant vorhanden und das Risiko eines Atemnotsyndroms (infant respiratory distress syndrome = IRDS) ist hoch. Bis zu 80 Prozent der Frühgeborenen, die vor der 28. Schwangerschaftswoche zur Welt kommen, sind davon betroffen. Bei Babys, die um den Geburtstermin herum geboren werden, sind es weniger als 5 Prozent. In diesem Fall sind es häufig Babys, deren Mütter während der Schwangerschaft an Diabetes litten.
Die Symptome des Atemnotsyndroms treten rasch nach der Geburt auf. Das Baby atmet sehr schnell, beim Ausatmen ist ein Stöhnen zu hören und die Haut kann sich blass-grau verfärben. Je nach Schweregrad des Syndroms muss das Neugeborene intubiert oder mit einer sogenannten Nicht-invasiven-Beatmung (CPAP) behandelt werden.
Bei einer drohenden Frühgeburt wird der Schwangeren häufig eine sogenannte "Spritze zur Lungenreifung" verabreicht. Diese enthält Kortison, welches die Bildung von Surfactant anregt. Es ist auch möglich, dem Frühgeborenen den Surfactant nach der Geburt zu verabreichen.
Transiente Tachypnoe bei Neugeborenen
Im Mutterleib ist die Lunge des Ungeborenen mit Flüssigkeit gefüllt. Kann diese Flüssigkeit nach der Geburt nicht schnell genug abgebaut werden, wird das Kind nach der Geburt sehr schnell atmen (Tachypnoe). Möglicherweise färbt sich die Haut leicht bläulich.
Je nachdem, wie stark die Symptome sind, bekommt das Baby Sauerstoff über eine Nasensonde oder wird mit einer Nicht-invasiven-Beatmung behandelt. Eine künstliche Beatmung ist nur selten notwendig. Die Krankheit bildet sich nach 2 bis 3 Tagen von selber zurück.
Bronchopulmonale Dysplasie (BPD) bei Frühgeborenen
Diese Krankheit entsteht bei Frühgeborenen, die während längere Zeit künstlich beatmet und mit einer erhöhten Sauerstoffkonzentration behandelt werden mussten. Die normale Umgebungsluft enthält 21 Prozent Sauerstoff. Bei einer künstlichen Beatmung kann der Sauerstoffanteil bis maximal 100 Prozent erhöht werden. Dies und weiter Faktoren, wie zum Beispiel Infektionen, führen dazu, dass das Gewebe der Lunge vernarbt, starr und weniger dehnbar wird. Dadurch kommt es zu Atemproblemen oder durch eine Störung in der Gefässentwicklung zu einem zu hohen Druck im Lungenkreislauf.
Wenn ein Frühgeborenes dann, wenn es eigentlich in der 36. Schwangerschaftswoche wäre und mindestens 28 Tagen mit erhöhtem Sauerstoff behandelt wurde, immer noch Zeichen einer Atemnot aufweist und zusätzlichen Sauerstoff braucht, liegt eine BPD vor.
Seitdem Frühgeborenen nach der Geburt Surfactant verabreicht wird und viele Erkenntnisse über die Strategie der Beatmung bei dieser Krankheit vorliegen, verläuft die Bronchopulmonale Dysplasie weniger schwer. Viele Kinder mit einer milden Form der BPD entwickeln sich ohne körperliche Einschränkungen. Durch allfällige Vernarbungen kann die Leistungsfähigkeit etwas eingeschränkt sein.