Brauchen Mütter den Muttertag?

Pro und Contra zum Thema Muttertag.

Kinder mit Geschenken für ihre Mutter

Wenn am zweiten Sonntag im Mai die Mütter gefeiert werden, kommt unweigerlich die Diskussion auf, ob es diesen Tag überhaupt braucht. Ist dieser in Zeiten der Emanzipation noch angebracht? Wissen die Mamis denn nicht auch so, dass sie geliebt werden und dass im Leben ohne sie vieles stehen bleiben würde?

Muttertag? Brauche ich nicht!


Es gibt tatsächlich viele gute Gründe, den Muttertag nicht zu mögen:

  • Vom Kalender diktierte Liebesbekundungen fühlen sich einfach nicht so gut an wie die ganz spontan ausgedrückte Wertschätzung mitten im Alltag. Die mit "Mama, I love you" bedruckte Pralinenschachtel kann einem von ungelenker Kinderhand gekritzelten "Mami, I ha di gärn", das irgendwann mal auf dem Kopfkissen liegt, nie und nimmer das Wasser reichen. 

  • Auf Kommando sollen alle lieb und kooperativ sein und die Mama verwöhnen. Das mag ein paar Stunden lang gut gehen, doch irgendwann wollen die meisten Kinder wieder Kinder sein und nicht andauernd zu hören bekommen, sie sollten sich gefälligst benehmen, heute sei schliesslich Muttertag. Obendrein enden die gut gemeinten Muttertagsüberraschungen nicht selten damit, dass Mama zu Lappen und Besen greifen muss, weil keiner dran denkt, dass zum Verwöhnen auch das Aufräumen gehört. 

  • So sehr Mütter es auch schätzen, einmal im Jahr nach Strich und Faden verwöhnt zu werden, richtig wohl ist vielen dabei nicht. Hätten im Zuge der Gleichberechtigung nicht auch die Väter ihren Ehrentag verdient? Einen, der nicht nur pro forma im Kalender steht, sondern auch wirklich gefeiert wird? Und was ist mit den Frauen, die sich vergeblich wünschen, ein Kind zu bekommen, die sich an diesem Tag am liebsten verkriechen möchten, um nicht mit ansehen zu müssen, wie andere Familien im lauschigen Gartenrestaurant die Mama hochleben lassen? 

  • Es ist ja auch nie ganz klar, welche Mutter gefeiert werden soll. Diejenige, die gerade mitten im Leben mit den Kindern steht? Die eigene, der man jetzt, wo man versteht, was Muttersein bedeutet, ganz gerne aus tiefstem Herzen danken möchte? Oder die Schwiegermutter, die sich vollkommen zu Recht einen Besuch ihres Sohnes wünscht? Versucht man, allen gleichermassen gerecht zu werden, wird der zweite Sonntag im Mai ganz schön anstrengend. 

  • Es wird gemunkelt, der Muttertag sei gar nicht um der lieben Mütter willen ins Leben gerufen worden, sondern um die Kassen der Floristen und Chocolatiers wieder einmal richtig klingeln zu lassen. Konsumkritisch eingestellte Menschen sind da doch geradezu verpflichtet, dem Muttertagsrummel eine Absage zu erteilen.

  • Mütter nehmen so viel auf sich – Schwangerschaftsbeschwerden, Geburtsschmerzen, durchwachte Nächte, Karriereknick, Mitwachsen und Mitleiden mit den Kindern und noch viel mehr. Ein einziger Tag im Jahr reicht da nie und nimmer als Anerkennung. Den Müttern wäre mit einer familienfreundlichen Gesellschaft besser gedient als mit einem billigen Ehrentag.

Muttertag? Ich freue mich darauf!


So berechtigt diese Kritik auch sein mag, den Muttertag einfach abzuschaffen wäre auch schade. Denn er hat durchaus seine guten Seiten: 

  • Wer schon mal miterlebt hat, wie Kinder sich wochenlang mit Begeisterung auf Mamas Tag vorbereiten, wie sie beinahe platzen vor lauter Vorfreude, sich eins ums andere Mal auf die Zunge beissen müssen, um keine Geheimnisse zu verraten und schliesslich mit strahlendem Gesicht ihr Gedicht vortragen, der muss einfach gerührt sein.

  • Ein Vorteil, der banal erscheinen mag, der sich aber spätestens an Weihnachten bezahlt machen wird: Die Kinder lernen, wie man aus Alltagsgegenständen wunderschöne Geschenke bastelt. 

  • Natürlich sind Mütter keine besseren Menschen, aber sie leisten, wie bereits erwähnt, sehr viel, damit Kinder geborgen aufwachsen können. Dafür darf man durchaus einmal laut vernehmlich Danke sagen und die Frau, die das alles stemmt, nach allen Regeln der Kunst verwöhnen. 

  • Wer weiss, was es bedeutet, Kinder zu haben, fühlt oft eine neue Verbundenheit zur eigenen Mutter. Diese Verbundenheit gemeinsam zu feiern ist keine lästige Pflichterfüllung, sondern eine wahre Freude.

  • So schön es auch wäre, wenn Menschen solche Tage feierten, wenn ihnen das Herz übergeht und nicht dann, wenn sie im Kalender stehen – manchmal ist es eben doch gut, daran erinnert zu werden, dass man sich mal wieder bedanken könnte. 

Es spricht also nichts dagegen, den Tag der Mütter gehörig zu feiern und zwar am besten so, wie es der Mama gefällt und nicht so, wie es die Tradition vorgibt. Auf unserer Pinterest-Seite haben wir einige Inspirationen zusammengetragen. 


Letzte Aktualisierung: 26.04.2024, TV